Aschheim:Verhandlungen an der Daube

Seit mehr als 40 Jahren messen sich die Nordostgemeinden des Landkreises beim Stockschießen. Politische Frotzeleien gehören dazu

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Es wäre sicherlich interessant gewesen zu erfahren, was der Kirchheimer Bürgermeister Maximilian Böltl seinem Aschheimer CSU-Parteifreund und Amtskollegen Thomas Glashauser so zuraunt in Sachen Schlachthof, während er versucht, den Stock des Konkurrenten von der Daube wegzuschießen. Leider aber sind die Kirchheimer nicht dabei, wenn sich an diesem Mittwoch die Gemeinderäte aus dem nordöstlichen Landkreis zu ihrem traditionellen Stockschießen im Aschheimer Sportpark versammeln. In Kirchheim hätten sich in diesem Jahr "leider nicht genügend Mitspieler gefunden", erklärt Böltl. Auch Haar hat keine Mannschaft gemeldet, so läuft es heuer auf einen Vierkampf hinaus: Die Mannschaften aus Aschheim, Feldkirchen, Ismaning und Unterföhring versuchen von 18 Uhr an, mit Präzision die Nachbarn aus dem Weg zu räumen und sich an die Spitze zu schießen.

Ums Gewinnen geht es bei dem Wettbewerb freilich nur am Rande. Im Vordergrund stehen die Gaudi und das Zusammentreffen mit den Kollegen aus den Nachbarkommunen. "Das ist ein guter Brauch", sagt der diesjährige Gastgeber Thomas Glashauser. So haben es schon die Begründer der Tradition eingeführt. Die damaligen Bürgermeister von Aschheim und Ismaning, Franz Ruthus (CSU) und Erich Zeitler (SPD), riefen das Turnier Anfang der Siebzigerjahre ins Leben. Wann genau, weiß auf die Schnelle keiner mehr zu sagen - man habe sich damals einfach spontan verabredet, wenn das Eis auf dem Ismaninger Weiher gepasst hat, erinnert sich Ismanings Altbürgermeister Michael Sedlmair (FWG).

Als die Winter wärmer wurden, wurde das Traditionstreffen irgendwann auf die Asphaltbahn und in den Sommer verlegt. Zudem erweiterte man den Kreis der Teilnehmer; über die Jahre kamen auch die Gemeinderäte aus Kirchheim, Feldkirchen, Haar und zuletzt Unterföhring dazu. Die Regeln orientieren sich am Mannschaftswettbewerb im Stockschießen, mit einer Sonderregel: Die siegreiche Gemeinde hat im folgenden Jahr den Wettbewerb auszurichten und dafür Sorge zu tragen, dass alle Teilnehmer gut bewirtet werden. Neben der Verlockung der Ehre, seinen Namen auf dem Wanderpokal verewigen zu dürfen, spielt also auch die Frage des Ambientes eine durchaus gewichtige Rolle beim Kampf um den Sieg.

Damals wie heute geht es aber vor allem darum, die Kommunalpolitiker von nebenan kennenzulernen und sich auch einmal abseits offizieller Gremien und Parteitreffen auszutauschen. "Man hat immer was zum Ratschen", erklärt Rudi Essigkrug, der seit 26 Jahren im Ismaninger Gemeinderat sitzt und zu den erfahrensten Stockschützen der Gemeindemannschaft zählt. Dieser informelle Austausch sei auch heute noch sehr wichtig, schließlich komme man in Zeiten, in welchen das regelmäßige Wirtshaustreffen nicht mehr üblich ist, nicht mehr so oft zusammen. Dabei kann es schon auch vorkommen, dass man ein bisschen über die kommunalpolitischen Schwierigkeiten der Nachbarn frotzelt. "Ein bisserl aufziehen wird sicher dabei sein, aber das gehört dazu", sagt Glashauser.

Sportlich halten es die meisten Teilnehmer mit dem olympischen Gedanken, bekennen auch die Bürgermeister Glashauser und Alexander Greulich (SPD) aus Ismaning. In den vergangenen Jahren machten Kirchheim und Aschheim den Sieg meist unter sich aus. Da der Nachbar heuer nicht antritt, könnten die Ausrichter sich den zweiten Sieg in Folge sichern, unter dem kritischen Blick von Maximilian Böltl: Er hat angekündigt, zumindest als Zuschauer nach Aschheim zu kommen.

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