Aschheim:Unterricht bei den Eremiten

Aschheim: Peter Stilling hat aus alten Aufnahmen und Dokumenten einen Film über die Schulen im Ort zusammengestellt.

Peter Stilling hat aus alten Aufnahmen und Dokumenten einen Film über die Schulen im Ort zusammengestellt.

(Foto: Claus Schunk)

Der Heimatforscher Peter Stilling hat die Geschichte des Aschheimer Schulwesens recherchiert und daraus einen Film gemacht. Das Ergebnis stellt er am kommenden Sonntag vor.

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Im Sommer beginnt an der Kelten-Grundschule wieder einmal das Stühlerücken für Lehrer und Schüler - 2017/18 steht der nächste Schritt bei der Sanierung und Erweiterung des Schulhauses an. Mancher Aschheimer mag sich noch daran erinnern, wie das Lehrgebäude am Herdweg im Jahr 1974 eröffnet wurde. Wenige allerdings dürften wissen, wie die allerersten Unterrichtsstunden in Aschheim aussahen. Das und vieles mehr hat Peter Stilling in wochenlanger Recherche in Erfahrung gebracht und nun in einem Film zusammengestellt.

Das jüngste Projekt des inoffiziellen Aschheimer Ortschronisten geht zurück bis an die Anfänge des Schulunterrichts in dem damaligen Bauerndorf. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren es die Eremiten, die den Aschheimer Kindern erstmals systematisch grundlegende Kenntnisse vermittelten. In der Klause bei der Emmeram-Kapelle, die nahe Feldkirchen liegt, aber seit 1524 eine Filiale der Pfarrei Aschheim war, unterrichteten die Eremiten die Jugend der umliegenden Dörfer von Aschheim über Heimstetten, Salmdorf und Ottendichl bis Riem.

Nach der Säkularisation wurde die erste Zentralschule eingerichtet

So ging es bald hundert Jahre, bis 1807 in Folge der Säkularisation die Emmeramskapelle und die Klause abgerissen wurden. Als Standort für die nun benötigte Zentralschule wurde wegen seiner günstigen Lage Aschheim gewählt. 1814 entstand im heute als "Sauterhaus" bekannten Gebäude an der Ismaninger Straße das erste örtliche Schulhaus. 90 Jahre später wurde dieses zu klein und die Schule zog ein paar Meter weiter nach Westen in das heutige Aschheimer Rathaus. Dort drückten bis 1973 Generationen von Aschheimern und Kinder aus den Nachbargemeinden die Schulbank.

Autor Peter Stilling hat für seine Filmdokumentation nicht nur Fotografien gesammelt und alte Aufzeichnungen gesichtet - den Anstoß für seine Arbeit gab Stilling ein wiederentdecktes Schul-Zensurbuch aus dem Jahr 1833. Der 70-Jährige schöpfte nicht zuletzt auch aus seinem eigenen Erfahrungsschatz. Denn in der zweiten Zentralschule in Aschheim lernten sich einst auch Peter Stilling und seine spätere Frau kennen. "Die Klassenzimmer hatten noch Kohleöfen, die wir selbst anheizen mussten", erinnert sich Anneliese Stilling. Noch manch andere Erinnerung des Ehepaars floss in den Film ein. Bei der Recherche unterstützte Stilling zudem das gute Gedächtnis mehrerer Aschheimer, darunter die langjährige Grundschullehrerin Ursula Watzelt und der ehemalige Schulleiter Karl Finsterwald.

Raritäten im Hausarchiv

Durch seine Filme ist Stilling in den vergangenen Jahren zu einer Art parallelem Ortsarchiv geworden - und zu einer zuverlässigen Anlaufstelle für jede Vereinsjubiläumsschrift. Seit seinen ersten Recherchen anlässlich des Schäfflertanzes in Aschheim im Jahr 2012 lässt den pensionierten Bauleiter die Ortsgeschichte nicht mehr los, und das durchaus im wörtlich Sinne: Wo immer in Aschheim eine Wohnung aufgelöst wird und auf einem Dachboden in Zigarrendosen oder Schuhschachteln alte Fotos ans Licht kommen, ist der Weg zu Stilling nicht weit.

So hat es schon manche Rarität in sein Hausarchiv geschafft. Auf die Aufnahme einer Schulklasse mit ihrer Lehrerin aus dem Jahr 1901 etwa, die auch im Schulfilm zu sehen ist, ist Stilling stolz. "Die Fotografen mussten damals von Landshut oder München aus extra zu den Bauern kommen", gibt er zu bedenken. Kein Vergleich mit heutigen Zeiten, wo das nächste Foto nur einen Griff zum Handy weit entfernt ist.

Einen kleinen Nachteil freilich hat der gute Ruf, den sich Peter Stilling als Bewahrer der Aschheimer Historie gemacht hat. Es wird schwierig, die Recherchen irgendwann zu einem Ende zu bringen. "Jeden Tag habe ich gesagt: Jetzt ist der Film fertig - aber dann kam doch wieder einer und hat etwas Neues gebracht", berichtet Stilling. Das gut 80-minütige Ergebnis seiner Arbeit kann an diesem Wochenende begutachtet werden.

Peter Stilling zeigt seinen Film "Schule und Kirche in Aschheim" am Sonntag, 5. Februar, von 18 Uhr an im Festsaal des Kulturellen Gebäudes, Münchner Straße 8. Der Eintritt ist frei, um Spenden für die evangelische Kinder- und Jugendhilfe Feldkirchen wird gebeten.

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