Aschheim:Tiefe Gräben

Die Debatte im Gemeinderat zeigt, wie groß das Zerwürfnis nach dem Schlachthof-Streit ist

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Die Schlacht um den Schlachthof ist geschlagen und alle Parteien bemühen sich seither zu beteuern, dass sie nun zurückkehren wollen zu einem konstruktiven Dialog. Ob dieses angestrebte Miteinander allerdings so schnell erreicht werden kann, muss bezweifelt werden, betrachtet man die jüngsten Debatten im Aschheimer Gemeinderat. Die Diskussion in der Sitzung am Donnerstagabend ließ durchscheinen, wie lang doch die Schatten sind, die das gescheiterte Schlachthofprojekt auch nach dem Bürgerentscheid auf den Ort wirft.

Das Vertrauen scheint nachhaltig erschüttert, nicht nur zwischen einigen Bürgern und dem Rathaus, auch zwischen den drei Fraktionen im Gemeinderat. Vier Aufsichtsbeschwerden hatte es im Zuge des Schlachthofprojekts gegen die Gemeinde und Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU) gegeben. Alle Beschwerden habe das Landratsamt inzwischen zurückgewiesen, betonte Glashauser, kritisierte aber, dass eine der Aufsichtsbeschwerden von einem Mitglied des Gremiums aus den Reihen der Freien Wähler gestellt worden war. Dass die Stimmung zwischen den Freien Wählern, die sich im Schlachthofentscheid auf die Seite der Gegner gestellt hatten, und den das Projekt befürwortenden SPD- und CSU-Kollegen noch nicht bereinigt ist, zeigten auch die Stellungnahmen der übrigen Fraktionen.

CSU-Fraktionssprecher Rolf Dettweiler sah in der öffentlichen Auseinandersetzung der vergangenen Monate an vielen Stellen "die Grenze der Angemessenheit und des Anstandes deutlich überschritten". "Ich hätte mir gewünscht, dass da auch mal jemand einschreitet", sagte Dettweiler an die Freien Wähler gewandt. Dettweilers Kollegin, SPD-Sprecherin Carola Lampersberger, hielt insbesondere dem nicht anwesenden Freie-Wähler-Fraktionsvorsitzenden Robert Ertl vor, er habe mit einem Leserbrief die bereits emotionale Stimmung noch angefacht. Um künftig wieder konstruktiv zusammenarbeiten zu können, verlangte Lampersberger von den Freien Wählern ein "Mindestmaß an Sachlichkeit" und "Mäßigung im Ton".

Für die Gescholtenen versicherte Ina Reichel, auch ihre Fraktion sei absolut am Dialog interessiert. Die Kritik wollten sich allerdings nicht alle Freien Wähler gefallen lassen. Man distanziere sich von Beschimpfungen, die in der Debatte gefallen seien, erklärte Günter Sassmann anschließend. Das Vorgehen seiner Gruppierung sieht er aber durch das deutliche Bürgervotum bestätigt. Die Aufsichtsbeschwerde sei ursprünglich als Auskunft an das Landratsamt formuliert und von diesem als Beschwerde umgedeutet worden.

Einigkeit bekundeten die Kommunalpolitiker in einem Punkt: Das Thema Schlachthof soll in Aschheim ein für allemal begraben sein, auch wenn das Ergebnis des Bürgerentscheids die Kommune rechtlich nur ein Jahr bindet. "Für uns ist das Thema formal abgeschlossen", sagt auch Aschheims Geschäftsleiter Christian Schürer. Was mit dem gut elf Hektar großen Grundstück an der A 99 geschieht, muss sich zeigen. Es besteht ein Kaufvertrag zwischen den Eigentümern, der Gemeinde und dem Doch-nicht-Schlachthof-Bauherrn Opus Munich. Bis 2019 kann Opus-Munich-Geschäftsführer Albert Oppenheim davon zurücktreten.

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