Aschheim:Süße Verführung

Aschheim, Zuckersucht, Nikolausproduktion

In der Aschheimer Firma Zuckersucht haben die Mitarbeiter in den Wochen vor Weihnachten viel zu tun, um Süßes für Naschkatzen zu produzieren.

(Foto: Angelika Bardehle)

Lebkuchen, Dominosteine, Elfen und Herzen: Bei Zuckersucht laufen die Maschinen heiß

Der Geruch von Vollmilchschokolade dringt in die Nase. Bereits seit sieben in der Früh laufen in der Produktionshalle die Maschinen: Schokoweihnachtsmänner laufen über das eine Band, Kalender mit Dominosteinen über das andere, Baumkuchen, Zimtmandeln, Schokoladentaler und Lebkuchenherzen werden in der oberen Halle produziert. Insgesamt kommen so mehr als 100 verschiedene Artikel zusammen, die in den Räumen der Aschheimer Firma Zuckersucht hergestellt, verziert und verpackt werden. Dann erst werden sie an Aussteller auf den Christkindlmärkten und in den Großhandel geliefert. Beim Weihnachtsmann sind es die Elfen, die ihm bei den Geschenken helfen. Bei Bernd Dostler sind es 150 Mitarbeiter in weißen Kitteln und mit durchsichtigen Hauben auf dem Kopf, die gut damit beschäftigt sind, all die Süßigkeiten für das Weihnachtsgeschäft rechtzeitig fertig zu machen.

Bis Anfang Dezember sei man in einer sehr stressigen Zeit, "an einem Tag werden hier 40 000 Stück produziert", sagt Dostler. Fünfmal stressiger als zur Wiesnzeit ginge es dann hier zu. Auch wenn sie bereits Anfang des Jahres Aufträge von ihren Stammkunden erhalten, mit der Produktion beginnen sie im Oktober. Genug Vorlaufzeit sei bei der Erstellung des speziellen Lebkuchenteigs allerdings wichtig: Vier Wochen steht die Teigmischung im Lager. Dass sei die perfekte Zeit für den Teig, ist Dostler überzeugt. In diesem Zeitraum bildet der Teig eine eigene Säure, auf zusätzliche Chemie könne deshalb verzichtet werden. Aktuell befinden sich 50 Tonnen braune Masse aus Mehl, Karamelsirup und Gewürzen im Lager. Bis 2008 hat Dostler Rohlinge von einer anderen Firma bestellt und in den Hallen verzieren lassen. Heute setzt er auf seine eigene Rezeptur mit den passenden Zutaten aus Bayern, worauf der gelernte Konditor sehr stolz ist.

Nach den vier Wochen Lagerzeit beginnt dann die Arbeit. Mindestens drei Stationen muss ein fertiger Lebkuchenartikel durchlaufen: Ist die passende Form ausgewählt, entstehen in der Maschine innerhalb weniger Minuten Hunderte von Rohlingen - die Lebkuchenbrille für den Optiker oder die Sterne und Herzen als Dekor für das Lebkuchenhaus. "Wir arbeiten als mittelständisches Unternehmen mit großen Maschinen, wie es beispielsweise Lambertz tut, sonst würde es sich für uns nicht lohnen." Nachdem die Rohlinge aus der Maschine kommen, landen sie auf dem Blech und werden erst einmal gebacken. Dann geht es an die Verzierung: Fein muss der Schriftzug sein, nicht zu plump, geschnörkelt, der Abstand der Buchstaben muss beachtet werden und bloß nicht zu rechts-oder linksbündig ausgerichtet darf er sein, sondern zentriert - so lauten die strengen Kriterien für die Beschriftung auf einem Lebkuchenherz. Geschick ist an dieser Station Voraussetzung. Und weil diese Kunst nicht so einfach ist, brauche es drei bis vier Jahre, bis ein Mitarbeiter perfekt darin ist und sich daran wagen darf. Dostler selbst, beherrscht das Handwerk nicht, scherzt aber: "Was zählt, ist, dass es von Herzen kommt." Hoffentlich sieht der Beschenkte es auch so.

Besondere Beliebtheit genießen die rosa verzierten Lebkuchenherzen mit der Aufschrift Prinzessin, und auch die mit Schokolade überzogenen Elfen seien aus dem Sortiment nicht mehr wegzudenken, sagt er. "Viele der Ideen entstehen in Zusammenarbeit mit den Kunden." Das schwarz dekorierte Lebkuchenherz mit dem Spruch "Ich liebe dich nicht mehr" rief zwar vor den Schaustellerbuden Gelächter hervor, am Ende wird allerdings auf ein eher liebevolleren Spruch zurückgegriffen. "Wir haben jedes Jahr neue Produkte", sagt Dostler. Welche Kreationen es in diesem Advent gibt, ist bei den Christkindlmärkten zu sehen.

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