Aschheim:Päckchen am laufenden Band

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Alles automatisch: Pakete werden in Aschheim seit 20 Jahren gescannt und nach Zielorten sortiert. (Foto: Florian Peljak)

Vor 20 Jahren hat die Post das Paketzentrum in Aschheim gebaut. Seitdem wurden dort 900 Millionen Sendungen sortiert

Von Bastian Hosan, Aschheim

Das Hupen zerreißt die Stille. Ein Sirren hebt an, um zu einem Brummen anzuschwellen. "Das ist das Geräusch, wenn jeden Morgen die Bänder anlaufen", sagt Frieder Denghel. Er ist Abteilungsleiter im Paketzentrum in Aschheim. Niemand kennt die Anlage, die hier seit 20 Jahren Pakete sortiert, besser als er. Kurz darauf laufen die ersten Sendungen über das Band - und verschwinden in einem Gewirr aus Fließbändern, Rutschen und Schlitten in der riesigen Halle.

Seit die Post das Paketzentrum in Aschheim am 11. Mai 1995 eröffnet hat, sind dort rund 900 Millionen Pakete und Päckchen sortiert worden und in die Region, für die das Paketzentrum zuständig ist, verteilt worden. "Wir kümmern uns von hier aus fast um ganz Oberbayern", sagt Uwe Horn, der Vertriebschef des Zentrums, der für den Kontakt zu den Kunden der DHL zuständig ist. 10 000 Quadratkilometer ist das Gebiet groß, es hat 2,2 Millionen Einwohner. "In Oberbayern wird nur die Gegend um Ingolstadt von einem anderen Zentrum aus versorgt", sagt Horn. Und weil das Gebiet so groß ist, laufen in Aschheim täglich rund eine Viertel Million Pakete über die Fließbänder. Bis zu 120 000 davon kommen von anderen Zentren in ganz Deutschland und werden an Kunden, Zusteller und Filialen verteilt. 130 000 kommen von den Kunden und werden in jeden Winkel der Bundesrepublik gebracht.

Es ist ein fast vollständig automatisiertes System von Fließbändern, das jedes Paket im Zentrum in Aschheim durchläuft. Per Lastwagen kommen die Sendungen in Aschheim an. Ein Arbeiter legt sie auf das Band, das bis zum Frachtraum des Fahrzeugs reicht. Es ist der vorerst letzte Arbeitsschritt, bei dem ein Mensch im Spiel ist. Von nun an geht das Paket auf die Reise durch die riesige U-förmige Halle.

Wenn die Bänder laufen, blitzten immer wieder die roten Lichter der Paket-Scanner auf. "Wir machen hier von jedem Paket ein Foto", sagt Denghel. Dadurch speichert die Anlage die auf den Paket-Aufklebern hinterlegten Informationen - womit die eigentliche Sortierarbeit beginnt. Denn von nun an heißt es für die Pakete einer Lastwagen-Ladung, dass sie getrennt werden.

Der Scanner speichert für jedes Paket die genaue Position in der Halle und schickt sie über ein kompliziertes System von Weichen, Schlitten und Rutschen zu ihrem Bestimmungsort: entweder einem Lastwagen, der es zu einer anderen Filiale oder zu eine anderem Zentrum bringt, oder gleich an die Aufladestellen für die Paketzusteller. "Wir in Aschheim haben hier auch noch eine mechanisierte Zustellbasis", sagt Severin Martin, der Niederlassungsleiter. Pakete, die im Umland der Gemeinde Aschheim ausgeliefert werden müssen, kommen gar nicht erst in eine Post-Filiale. Sie werden von den Zustellern direkt am Paketzentrum abgeholt.

Und so fertigen die 280 Arbeiter in Aschheim pro Stunde 32 000 Sendungen ab. "In der Weihnachtszeit können wir unsere Kapazitäten sogar verdoppeln", sagt Martin. Als das Zentrum vor 20 Jahren gebaut wurde, war an seiner Stelle grüne Wiese. "Die Gemeinde Aschheim und wir haben daher extra eine Buslinie hierhin gelegt", sagt Martin. Heute liegt das Postzentrum in einem florierenden Gewerbegebiet. Dass die Arbeiter in dem Zentrum so viel Arbeit haben, liegt daran, dass inzwischen zehn Prozent des Einzelhandels über das Internet abgewickelt wird. In Zukunft wird dieser Geschäftszweig noch größer werden. Allein vom Zentrum in Aschheim aus betreut die DHL 6000 Geschäftskunden.

© SZ vom 11.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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