Serie "Macht hoch die Tür":Geschmackserlebnis in alten Mauern

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Die Destillen sind das Herzstück der Gin-Brennerei von Maximilian Schauerte. (Foto: Angelika Bardehle)

Die Münchner Gin-Hersteller von "The Duke" wollen die alte Brennerei neu beleben. In dem historischen Ziegelbau von 1892 sollen Besucher Einblicke in die Welt der Spirituose bekommen - und bald womöglich auch Gelegenheit zum Barbesuch.

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Der kleine und der große Carl glänzen um die Wette. In ihrer kupfernen Außenhülle spiegeln sich die alten Wandziegel. Carl und Carl sind die neuen Hauptfiguren in der alten Brennerei in Aschheim: Die beiden Destillen machen es möglich, dass das historische Industriegebäude immer noch seiner alten Bestimmung folgen kann. Mit Carl und Carl sind im vergangenen Oktober Maximilian Schauerte und sein Team in den imposanten Ziegelbau im Aschheimer Ortskern gezogen. Der Gründer und Geschäftsführer des Münchner Gin-Herstellers "The Duke" war auf der Suche nach größeren Räumen für seine Produktion - und wurde in Aschheim fündig. Seither ist Leben in die Brennerei zurückgekehrt. Nach einer umfassenden Kernsanierung dampfen nun wieder die Kessel, ein sanfter Duft schwebt durch die Produktionsräume.

Prüfend schaut Schauerte durch die bullaugengroße Glasöffnung in den Bauch des großen Carls. Gerade ist eine Destillation abgeschlossen, das Bullauge ist noch beschlagen. Zweimal wird der Gin in Aschheim destilliert oder gebrannt, also so weit erhitzt, dass der Alkohol und die aromatragenden Stoffe flüchtig werden, und danach behutsam wieder abgekühlt. Zwischen den beiden Vorgängen filtrieren Schauerte und seine Kollegen die Flüssigkeit. Für den besonderen Geschmack sind die Gewürze verantwortlich - 13 verschiedene nutzen die Duke-Destillateure für ihr Rezept, darunter Zitronenschalen, Koriander oder Lavendel, aber auch Hopfenblüten, alles aus biologischem Anbau. "Im Zitronenschälen sind wir inzwischen Profis", sagt Schauerte und lacht. Die übrigen Früchte verschenke man meist an die Nachbarn, sagt er.

Für den besonderen Geschmack sind die Gewürze verantwortlich - 13 verschiedene nutzen die Duke-Destillateure. (Foto: Angelika Bardehle)

Zu Weihnachten kommen zwei neue Sorten dazu

Begonnen hat der 38-Jährige mit dem Gin-Brennen vor gut zehn Jahren. Nach einem Geschichtsstudium und einem kurzen Ausflug in die Pharmazie erkannte er, dass ihn am meisten reizte, etwas handwerklich herzustellen. Gemeinsam mit seinem damaligen Partner Daniel Schönecker begann Schauerte, in einem Keller an der Münchner Barerstraße erste Brennversuche. 2008 gründeten sie "The Duke". Inzwischen ist die Marke in vielen Bars vertreten. An den Rezepten für den Wacholdergeist experimentieren Schauerte und seine Mitarbeiter - 23 Angestellte hat das Unternehmen in Aschheim inzwischen - stets weiter. Pünktlich zu Weihnachten sind zwei neue Sorten im Regal dazugekommen. "Wir wollen uns wirklich austoben beim Destillieren", sagt Schauerte.

Für die Brennerei in Aschheim hat der Gründer schon viele Pläne. Im Sommer, zum zehnjährigen Bestehen des Unternehmens, soll es ein Festwochenende geben, mit Ständen rund um die Brennerei und einem Tag der offenen Tür. Überhaupt will Schauerte seine Gin-Produktion so offen wie möglich gestalten. "Ich will eine Erlebnisbrennerei schaffen", sagt er. Nur durchgängige Glasscheiben trennen den Verkaufsraum von der Produktionsstätte, sodass jeder Besucher jederzeit einen Einblick bekommen kann in die einzelnen Arbeitsschritte, vom Verarbeiten der Getreide-Maische in den Destillen bis zum Abfüllen des fertigen Gins in die Flaschen. Besonders Wissbegierige können eine Führung oder eine Verkostung besuchen. Außerdem plant Schauerte eine "kleine, feine" Bar, in der er Gin-Spezialitäten aus dem eigenen Haus anbieten will, downtown Aschheim sozusagen.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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