Aschheim:Ausflug in die Vergangenheit

Lesezeit: 2 min

Zwei Dutzend Interessierte ließen sich vom früheren Bürgermeister Helmut Englmann (Mitte) durch Aschheim führen. (Foto: Claus Schunk)

Drei Stunden lang führt Helmut Englmann historisch Interessierte durch Aschheim. Dabei spannt er den Bogen von der Keltenzeit bis zu den 30 Jahren, in denen er selbst die Geschicke der Gemeinde als Bürgermeister leitete

Von Cathrin Schmiegel, Aschheim

Regen prasselt auf den Asphalt nieder. Trotz des schlechten Wetters scharen sich 24 Menschen um Helmut Englmann. Am Sonntagnachmittag beginnt er vor dem Kulturellen Gebäude seine historische Führung durch die Gemeinde, die er 30 Jahre lang als Erster Bürgermeister leitete und in der er lebt, seit er zehn Jahre alt war. "Die Geschichte", sagt er, "hat mich schon immer interessiert".

Den Startpunkt seiner Führung hat Englmann kaum zufällig gewählt: Anfang der Neunzigerjahre setzte er sich für den Bau des Kulturellen Gebäudes ein. Heute findet sich darin auch die historische Sammlung, die unter ihm begonnen wurde. Der Name des Gebäudes sollte damals lediglich Arbeitstitel sein. "Mit Sicherheit sollte es nicht bei ihm bleiben", sagt der Rentner und lacht. Dann aber treibt er weiter, ermahnt die Leute - jeden einzelnen von ihnen kennt er offensichtlich persönlich - "nicht zu tratschen". Sonst schaffe man es nicht. Der Punkt ist nur erste Station auf einer dreistündigen Tour.

Aschheims Geschichte ist lang, der Name geht zurück auf die Keltenzeit. Das Gebiet der heutigen Gemeinde war später einige Zeit fränkische Enklave. Damals kam auch der fränkische Bischof Emmeram nach Aschheim. Wer sich mit der Historie des Ortes auseinandersetzt, kommt an der Geschichte seines Martyriums nicht vorbei. Englmann zeigt die bekanntesten Plätze, auch dabei: Emmerams einstige Grabstätte bei der Kirche Sankt Peter und Paul. Die genaue Stelle wurde bei Ausgrabungen lokalisiert. "Die Archäologie in Aschheim reicht von 2400 vor Christus bis zum 28. April 1944." Einen Jäger hat man entdeckt und ein Flugzeug, das die Amerikaner im Zweiten Weltkrieg abgeschossen haben. "Nur 200 Meter" hätten die Funde auseinander gelegen, sagt Englmann und zeichnet mit seinem weiß-blauen Regenschirm eine Linie in die Luft.

Bereits die siebte Bauphase hat Sankt Peter und Paul schon durchlaufen, Englmann verortet die Baujahre historisch. Die sechste Kirche - ein Teil ist noch erhalten - wurde 1480 errichtet, "kurz vor der Reformation", wie Englmann schildert. Details erzählt er auch über die Synode von Aschheim unter Herzog Tassilo III. "Vermutlich", sagt Englmann, "war die Synode das erste Sozialgesetzbuch auf deutschem Boden".

Der ehemalige Bürgermeister beschränkt sich an diesem Tag nicht auf längst vergangene Zeiten. Auf der Route liegt auch der Franz-Ruthus-Brunnen, der seit 1984 steht und in dessen unmittelbarer Nähe sich früher die Feuerwehr "und darüber das Bürgermeisteramt" befunden haben. 1906 erst zog das Rathaus auf seinen jetzigen Standort. Davor war darin eine Schule untergebracht.

Zur Auflockerung hat sich Englmann an diesem Tag eine "kleine Überraschung" überlegt: eine Führung durch die Privatbrauerei der Familie Hechenthaler. Die Teilnehmer nippen zwischen Geweihen an den Holzwänden an einem Schluck Freibier und können sich von Stefan - dem Sohn des Besitzers - das Brauen erklären lassen. Nur drei Minuten bekommt er, dann treibt Englmann weiter. Die Sankt-Sebastians-Kapelle liegt noch auf dem Plan, die Kindertagesstätte oder der Römerbrunnen - um nur drei der vielen Punkte zu benennen.

Ob all der Details ist es ratsam für die Zuhörer, schon ein solides Grundwissen über Aschheims Geschichte mitzubringen. Zu leicht kommt man sonst durcheinander. "Ich weiß bereits einiges", sagt eine Teilnehmerin lachend, "aber Herr Englmann hat immer noch etwas auf Lager".

© SZ vom 05.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: