Amphibienwanderung:Vorrang für Frösche und Kröten

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Mit der Paarungssaison beginnt die Wanderung der Amphibien. Auf 16 Straßen gelten Tempolimits oder sogar zeitweise Sperren

Seit einigen Tagen kann man im Landkreis München ein jährlich wiederkehrendes Spektakel beobachten: Die Krötenwanderung hat wieder begonnen. Mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen und den länger werdenden Tagen erwachen die Amphibien aus ihrer Winterstarre und begeben sich auf Wanderschaft zu ihren Laichgewässern. Darauf weist die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt München hin. Sobald die Abendtemperaturen 5 Grad Celsius übersteigen, muss mit den wandernden Lurchen gerechnet werden, erst recht, wenn noch Regen und Nässe hinzukommen. Nun heißt es vor allem für Autofahrer auf mit Amphibien-Warnschildern gekennzeichneten Straßen und Wegen also wieder: Runter vom Gas - den Fröschen und Kröten zuliebe, aber auch zum Schutz ihrer zahlreichen Helfer.

Schon seit vielen Jahren gehen die Bestände der meisten heimischen Amphibienarten dramatisch zurück. Amphibien sind inzwischen weltweit die am stärksten gefährdeten Wirbeltiere. Die Ursachen sind vielfältig: eine immer stärker industrialisierte Landwirtschaft mit ihrem Einsatz an Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, der Verlust von Kleingewässern, Strukturen und Lebensräumen, Schadstoffeinträge aus der Luft, die zunehmende Zerschneidung der Landschaft durch Straßen und natürlich der direkte Tod durch den Straßenverkehr. Aber auch die Natur kann unbarmherzig sein. So sind der lang anhaltenden extremen Kältephase im Januar nach Einschätzung der Naturschutzbehörde örtlich vermutlich Tausende Spring- und Grasfrösche, die im Schlamm der Gewässer überwintert haben, zum Opfer gefallen.

"Die Natur und das Wetter kann der Mensch nicht beeinflussen", sagt Franziska Herr vom Landratsamt, "aber durch umsichtiges Verhalten können Verkehrsteilnehmer Fröschen, Kröten und Molchen helfen." Warnschilder, die auf Streckenabschnitte mit erhöhtem Amphibienaufkommen hinweisen, und vorübergehende Tempolimits sollten beachtet werden. Besondere Vorsicht sei geboten, wenn es in den Abendstunden regnet. Bei feuchter Witterung streben die Tiere massenhaft zu den Gewässern.

Derzeit werden alle relevanten Krötenwanderstrecken im Landkreis München auf den Ansturm vorbereitet. So werden an Straßen mit starken Wanderbewegungen Zäune aufstellt und Eimer eingegraben. Einzelne Strecken mit besonders starker abendlicher Laichwanderung werden über die Nachtstunden sogar vollständig gesperrt, andere sind nur eingeschränkt befahrbar. Dort heißt es aufmerksam sein und vor allem runter vom Gas. Schon bei Geschwindigkeiten über 30 Stundenkilometer würden Amphibien alleine durch den Luftdruck getötet, heißt es aus dem Landratsamt. Auf allen Wanderstrecken sind abends und in den frühen Morgenstunden zudem zahlreiche engagierte Helfer unterwegs. Sie betreuen Schutzzäune, sammeln Frösche, Kröten und Molche ein und tragen die Tiere über die Straße, damit sie gefahrlos den Weg zu den Laichgewässern fortsetzen können. Gegen Ende der Paarungssaison werden die Zäune wieder abgebaut. Das Landratsamt bittet, Amphibien-Warnschilder zu beachten und die Geschwindigkeit vor allem während der Hauptwanderzeit zwischen 19 Uhr abends und 7 Uhr morgens in den beschilderten Abschnitten deutlich zu reduzieren.

Derzeit gibt es im Landkreis München 16 bekannte Wanderwege von Fröschen: in Aying die Zornedinger Straße, in Helfendorf die Kreisstraße M 8, in Grasbrunn die Staatsstraße 2079 beim Forstwirt und die Leonhard-Stadler-Straße, in Grünwald die Muffatstraße bei der Bavaria-Filmstadt, in Höhenkirchen-Siegertsbrunn die M 11 (Luitpoldstraße zwischen St 2078 und Wächterhofstraße) mit nächtlicher Vollsperrung, in Hohenbrunn die M 24 (zwischen M 11 und Werksausfahrt Katastrophenschutz), in Ottobrunn die Ottostraße, in Planegg die Jörg-Tömlinger-Straße, in Straßlach-Dingharting und Oberhaching die Römerstraße (nächtliche Vollsperrung), in Straßlach-Dingharting außerdem die St 2071 (Beigarten) und die St 2072 (Tölzer Straße), in Unterföhring die Zufahrt zum Poschinger Weiher, in Oberschleißheim die Hackerstraße zwischen Badersfeld und Hackermoos, in Taufkirchen der Hohenbrunner Weg in Höhe des Berghamer Weihers und der Marklweg entlang der Wiesen.

© SZ vom 17.03.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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