Altertumskunde:Feuerstein und andere Funde

Altertumskunde: Der Werkzeugkasten des Steinzeitmenschen: Im Aschheim-Museum breitet Archäologe Robert Graf das Arsenal an Geräten und Waffen aus.

Der Werkzeugkasten des Steinzeitmenschen: Im Aschheim-Museum breitet Archäologe Robert Graf das Arsenal an Geräten und Waffen aus.

(Foto: Claus Schunk)

Archäologe Robert Graf lässt im Aschheim-Museum die Steinzeit greifbar werden

Von Anika Stiller, Aschheim

Die Steinzeit habe ihren Namen, weil die meisten damals verwendeten Gerätschaften aus Stein waren - diese Definition hört Robert Graf häufig, wenn er Schulklassen besucht. Auch für manchen Erwachsenen mag es neu sein, dass dies einer von vielen Irrglauben über die Steinzeit ist. Der Archäologe und Archäotechniker war am Freitag ins Aschheim-Museum gekommen, wo er einen Vortrag über die Ära hielt, die den Großteil der Menschheitsgeschichte umfasst, und erklärte, warum es in der Münchner Gegend kaum Funde aus jener Zeit gibt.

In Europa herrschte zur Altsteinzeit vor etwa 2,6 Millionen Jahren Eiszeit, die Menschen lebten als Nomaden. Ob sie damals wohl schon durch unsere Gegend zogen? Wahrscheinlich, meint Archäologe Graf, ein Nachweis sei aber schwierig, da in der Gegend alles von Schmelzwässern weggetragen wurde. Vor circa 11 500 Jahren, also nach mehreren Millionen Jahren Altsteinzeit, begann mit Ende der Eiszeit die Mittelsteinzeit. Auch zu dieser Epoche war die Menschheit noch nicht sesshaft. Immer gibt es aus dieser Zeit kleinere Funde in Aschheim und Umgebung: Mikrolithen, kleine Steinsplitter, die mit Birkenpech auf Pfeile geklebt wurden. Diese lassen sich in der Münchner Schotterebene jedoch ähnlich schwer wie die Nadel im Heuhaufen finden. In der Jungsteinzeit, die vor etwa 7500 Jahren begann, wurden die Menschen schließlich sesshaft.

Bei der Suche nach einem Ort zum Siedeln schien die Gegend um das heutige München jedoch schlicht zu wenig attraktiv. Die ersten Bauern zog es stattdessen in den niederbayerischen Gäuboden mit seiner mineralischen Erde. Das große Interesse an Kupfer trieb freilich weitere unstete Wanderer an, in den Münchner Raum und darüber hinaus an, vorzudringen. Ende der Jungsteinzeit zog es jedenfalls Siedler in Richtung Alpen, wo sich das Metall abbauen ließ: in die Gegend zwischen Münchner Schotterebene und Erdinger Moos, welche verkehrsgünstig lag und wo Wasser gut erreichbar war. Das war vor etwa 4500 Jahren. Aus dieser Zeit gibt es auch Funde: Im Aschheim-Museum lassen sich einige entdeckte Grabinhalte betrachten. Feuersteindolch und Geröllaxt als Grabbeilagen dokumentieren den schon damals vorhandenen Glauben an ein Leben nach dem Tod.

Die Zuhörer in Aschheim lernen an dem Abend mit Archäologe Graf Einiges. Er berichtet von den vielen Innovationen, die in der Jungsteinzeit gemacht wurden, und davon, dass wir noch heute Neandertaler-DNA in uns haben und sich unsere Vorfahren möglicherweise wie amerikanische Ureinwohner mit Farbe bemalten. Am Ende führt Graf den Besuchern vor, wie man Klingen mithilfe eines Geweihschlägels aus Feuerstein herstellt. Dieser war in der Steinzeit eine begehrte Arbeitshilfe. Primär jedoch verwendeten die Menschen Holz, Lehm oder Knochen. Dass das Zeitalter nur noch nach dem einen Material benannt ist, liegt daran, dass alle anderen als organische Stoffe längst verrottet sind. Den Archäologen blieben zur Untersuchung der Zeit bis auf wenige Ausnahmen nur Steinfunde erhalten. Daher also der Name.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: