Urlaubsgrüße aus Adeje:Geschäftiges Städtchen im Hinterland

Adeje auf der kanarischen Urlaubsinsel Teneriffa ist mehr als eine Ansammlung von Bettenburgen. Unterhachings Partnergemeinde bietet eine Vielzahl an kulturellen Ereignissen, kulinarischen Genüssen und einzigartigen Landschaften - wenn man sich die Zeit dafür nimmt

Von Frederick Mersi, Adeje

Zwischen großen Fünf-Sterne-Palästen mit weitläufigen Poolanlagen liegt sie, die "Calle Unterhaching", die ein Einkaufszentrum mit dem "Casa del Duque" verbindet, einem luxuriösen Anwesen auf einer Klippe über der Brandung des Atlantiks. Unterhaching hat mit Adeje und der Touristensiedlung Costa Adeje, in der die "Unterhachinger Straße" liegt, auf der spanischen Insel Teneriffa ein wahres Urlaubsparadies zur Partnerstadt.

Weitläufige Sandstrände, Durchschnittstemperaturen von mehr als 20 Grad auch im Winter, moderner Luxus und altehrwürdige Kultur, Vergnügungsparks und Naturschutzgebiete: Die insgesamt mehr als 46 000 Einwohner zählende Gemeinde hält für jeden Urlaubertyp etwas bereit. Margarethe Rathgeber vom Städte-Partnerschaftskreis Unterhaching empfiehlt daher, den Ort Adeje und seine Umgebung zu erkunden: "Es ist unvorstellbar, was es dort alles gibt, wenn man nicht einfach nur am Strand liegt."

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Die bizarren Felsformationen am Vulkan Teide sind eine der landschaftlichen Attraktionen Teneriffas.

(Foto: privat)

Die Partnerschaft mit Adeje fiel den Unterhachingern nicht einfach in den Schoß, sie war vielmehr das Resultat eines Einsatzes zum besseren Schutz der Bürger. Carlos Paulsen Rivas, Schwager von Hans Götz, einem langjährigen Mitglied der Feuerwehr in Unterhaching, war nach einigen Besuchen von dem Konzept der Freiwilligen Feuerwehr begeistert. 1986 entstand unter seiner Leitung, auch dank tatkräftiger Unterstützung durch den Unterhachinger Ehrenkommandanten Herbert Reiserer, in Adeje die erste Freiwillige Feuerwehr Spaniens, deren Mitglieder die "Bomberos Voluntarios" sind.

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Die Kirche Santa Ursula in Adeje gewährt Einblick in die Zeit der spanischen Besiedelung der Insel.

(Foto: privat)

Aus der Partnerschaft der Feuerwehren entwickelte sich seit 1989 eine Städtepartnerschaft. Im vergangenen Jahr feierte man auf der Insel gemeinsam das 25-jährige Jubiläum dieser deutsch-spanischen Verbindung. "Das Temperament, die Leichtigkeit und das gute Wetter" nennt der Vorsitzende des Partnerschaftskreises, Thomas Jaeger, als Highlights des damaligen Besuchs. Überhaupt wüssten die Tinerfeños, die Einwohner Teneriffas, wie man feiert. Wenn man sich in eines der lokalen Restaurants im Zentrum von Adeje traut, wird man nicht nur mit kulinarischen Genüssen für seinen Mut belohnt. "Das Essen war gut, aber noch viel besser war die Stimmung", erzählt Jaeger. Es werde gesungen und zum Mitsingen animiert, "auch wenn es vielleicht mal scheußlich klingt." Nebenbei wird auf Grills in den Lokalen neben anderen Gerichten auch die Geflügelspezialität "pollo adejero" zubereitet, ein speziell gewürztes Hühnchen, das vor Jahrzehnten zum ersten Mal in Adeje angeboten wurde. Im Internet wird auf Vergleichsportalen heftig debattiert, ob das Restaurante España, Oasis oder doch die Bodegón Damary dafür die beste Adresse bietet. Vom Gaumenschmaus bis zum Augenschmaus ist es von den Gastwirtschaften nicht weit: Vom Ortszentrum in Adeje bis zum Einstieg in den Wanderweg der "Höllenschlucht" geht man zu Fuß nur wenige Minuten. Die Wanderung durch die "Barranco del Infierno" dauert deutlich länger, bietet jedoch atemberaubende Ausblicke auf Adeje, die Atlantikküste und die abwechslungsreiche Fauna und Flora des Naturschutzgebietes. Der Eintritt zum Wanderweg erfordert eine Reservierung im Internet und kostet acht Euro für Erwachsene, vier Euro für Kinder.

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Der "Playa del Duque" in Costa Adeje lädt zum Entspannen ein.

(Foto: privat)

Doch auch Wasserratten können in der Umgebung von Adeje viel entdecken: Das Meer lädt nicht nur ganzjährig zum Schwimmen ein. Wahlweise kann auch mit einem Katamaran oder einem Segelboot, der Shogun, nach Delfinen und Walen Ausschau gehalten werden. Thomas Jaeger ließ sich zudem vom größten Wasserpark Europas, dem "Siam Park", begeistern: "Das ist zwar schweineteuer, aber es wird für jeden viel geboten." Unter anderem können sich Adrenalin-Junkies den 28 Meter hohen "Tower of Power" in einer fast senkrechten Rutsche hinunterstürzen, die in einem Glastunnel durch ein Haifischbecken führt. Wer es etwas günstiger und weniger spektakulär mag, kann auf das "Aqualand" mit Delfinarium ausweichen.

Adeje in Zahlen

Einwohnerzahl (2014): 46 667

Ortsteile: 24, darunter Costa Adeje, Playa Paraíso und Torviscas

Lage: 280 Meter über dem Meeresspiegel

Historische Gebäude: Kirche Santa Ursula, Casa Fuerte (beide Anfang des 16. Jhdts.), Caserío de Taucho (1496)

Weitere Unterhachinger Partnerstädte: Le Vesinet (F), Bischofshofen (A), Witney (GB) und Zywiec (PL)

Für kulturell interessierte Besucher bieten sich die Osterferien und der Monat Oktober als Reisezeit besonders an: Am Osterwochenende finden in Adeje die Passionsspiele statt, wobei an mehreren Stationen in der gesamten Gemeinde der Leidensweg Jesu nachgestellt wird. "Wie in Oberammergau", erzählt Margarethe Rathgeber, "das ist schon sehr beeindruckend." So beeindruckend, dass dieses Laienschauspiel schon seit Jahren überregional bekannt ist und im spanischen Fernsehen übertragen wird.

Im Herbst findet mit der "Romería", dem Erntedankfest, ein weiteres Großereignis statt. Thomas Jaeger war im vergangenen Jahr dabei: "Die Bauern aus der Umgebung kommen mit ihren Bulldogs und Ochsenkarren in den Stadtkern gefahren und bringen einen Teil ihrer Ernte mit. Später wird das dann an Bedürftige verteilt." Darüber hinaus öffnen die Anwohner ihre Garagen und laden, manchmal sogar umsonst, zum Essen ein. "Das ist eine ganz tolle Mentalität", findet Jaeger. Auch die Prozessionen zu Ehren der Heiligen Ursula seien "etwas ganz Einmaliges", sagt er. Allerdings muss man dafür viel Zeit mitbringen: Zweieinhalb Stunden lang wird die schwere Statue in einer Art Wiegeschritt durch die Stadt getragen. "Man fällt da fast in einen Trance-ähnlichen Zustand", sagt Jaeger.

Zeitdruck sollte man sowieso lieber zu Hause lassen, sofern man nach Adeje reisen will: Mittagessen um 16 Uhr, Abendessen gegen Mitternacht und ein anderes Pünktlichkeitsverständnis können zunächst gewöhnungsbedürftig sein. "Nach einer halben Woche passt man sich aber an", beruhigt Jaeger. Nicht nur deshalb lohnt es sich, eine großzügigere Zeitplanung für den Besuch in der Gemeinde im Süden Teneriffas vorzunehmen: "In einer Woche bekommt man nicht viel mit", sagt Rathgeber. Mehrere Wochen seien nötig, um die Stadt und ihre Umgebung besser kennenlernen zu können. Für Ausflüge eignen sich Mietwagen, Taxen oder, bei entsprechender Abenteuerlust, auch der Bus. Letzterer fährt auf seinen Routen häufig den Berg hinauf und wieder hinunter. Man trifft je nach Tageszeit auf Gruppen von Schulkindern, Pendler und auch Nachfahren der "Guanches", der Ureinwohner Teneriffas. Deren Kultur kann man unter anderem in einem eigenen Museum in Adeje erleben und kennenlernen.

Teneriffa selbst, die größte Insel der Kanaren, erreicht man von München aus nach einem knapp fünfstündigen Direktflug. Es lohnt sich, als Reiseziel den Flughafen "Tenerife Sur Reina Sofia" auf der Südseite der Insel anzugeben, um sich eine längere Fahrt nach der Landung zu ersparen. Von dort dauert die Reise nach Adeje mit dem Auto nur noch knapp 20 Minuten, in den Touristenort Costa Adeje sogar ein bisschen weniger. Und wer weiß, vielleicht entdeckt man während des Urlaubs ein Feuerwehrfahrzeug und erkennt mit fachkundigem Blick, dass es sich um ein Löschfahrzeug des Typs LF16 handelt. Dann hat man auch im spanischen Touristenparadies Adeje ein Stück Heimat gefunden: Das Feuerwehrauto stammt aus Unterhaching und diente später lange Jahre treu den "Bomberos". Die sorgen nun schon seit über 25 Jahren dafür, dass in Adeje, vom Wasserpark bis zur Höllenschlucht, nichts anbrennt.

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