Gymnasien:Endspurt zum Abitur

Abiturprüfung - Ruhe

Psst! Von diesem Freitag an heißt es an den Gymnasien wieder: Rücksicht nehmen auf die Abiturienten.

(Foto: Manfred Neubauer)

Am Freitag beginnen die Abiturprüfungen. 1470 Schüler sind im Landkreis München gefordert. Die SZ hat eine Gymnasiastin und eine Lehrerin während ihrer Vorbereitungen begleitet.

Von Alexandra Vettori und Laura Zwerger

An diesem Freitag rauchen wieder die Köpfe, dann beginnen die Abiturprüfungen an den bayerischen Gymnasien. Los geht es dieses Mal nicht mit Deutsch, sondern mit Mathematik. Fast 1500 Abiturienten traten im vorigen Jahr im Landkreis München an, heuer sind es mit 1470 nur minimal weniger. Noch nicht mit im Rennen sind die Gymnasien in Grünwald, Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Ismaning. Dort gibt es noch keine Abiturjahrgänge. Dafür ist die landkreiseigene Fach- und Berufsschule in Unterschleißheim erstmals mit einer 13. Klasse dabei: 20 Fachoberschüler wollen dort das allgemeine Abitur ablegen, 270 Zwölfklässler aus der Fos und 58 aus der Bos gehen ins Fachabitur.

Die meisten Prüflinge zählt man, wie schon im Vorjahr, am Gymnasium Ottobrunn. 197 Abiturienten hat Oberstufenkoordinatorin Ulrike Nesbeda unter ihren Fittichen, 2015 waren es 174. Im nächsten Jahr, sagt sie, würden es allerdings weniger. Der zahlenmäßig starke Jahrgang 2016 habe der Schule einiges abverlangt, um allen einen ruhigen Prüfungsplatz zu garantieren. Der zweitstärkste Jahrgang ist am Neubiberger Gymnasium zu verzeichnen. Dort gehen 159 Abiturienten an den Start, gemeinsam mit sechs externen Prüflingen, im Vorjahr waren es 136. Stattlich ist auch die Zahl 153 am Gymnasium Kirchheim (Vorjahr 161), gefolgt von 147 Abiturienten am Lise-Meitner-Gymnasium in Unterhaching, wo es voriges Jahr sogar noch 163 waren.

Im Mittelfeld bewegen sich das Werner-Heisenberg-Gymnasium in Garching mit 123 Abiturienten (121), das Unterschleißheimer Carl-Orff-Gymnasium mit 113 (140), Oberhaching mit 89 (121) und das Planegger Gymnasium mit voraussichtlich 110 Abiturienten. Ganz steht die Zahl dort noch nicht fest, einige Kandidaten müssen noch um die Zulassung bangen. In Pullach zählt man 87 Prüflinge im Otfried-Preußler-Gymnasium und 44 im Pater-Rupert- Mayer-Gymnasium. Voriges Jahr waren es 95 und 52. In Schäftlarn treten heuer 42 Abiturienten an, in Gräfelfing 89. Einen leichten Rückgang verzeichnet die private Waldorfschule in Ismaning, dort sind es 16 Abiturienten (2015: 20).

Um das Abitur zu bestehen und die allgemeine Hochschulreife zu erreichen, muss jeder Schüler insgesamt fünf Prüfungen in unterschiedlichen Fächern bestehen. Drei der Prüfungen sind schriftlich, zwei mündlich in Form eines Colloquiums. Der Prüfungszeitplan für das Abitur sieht die zweite schriftliche Prüfung, Deutsch, für Montag, 3. Mai, vor. Das dritte Prüfungsfach folgt am Freitag, 6. Mai. Danach gibt es zwei Wochen Pfingstferien, die mündlichen Prüfungen laufen im Anschluss, von 30. Mai bis 10. Juni. Notenbekanntgabe ist bayernweit am Freitag, 17. Juni, eine Woche später gibt es die Zeugnisse.

Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Von den 1470 Abiturienten und ihren Lehrern hat die SZ zwei an den Tagen vor der ersten Prüfung begleitet: eine Schülerin aus Oberhaching, die sich auf den ersehnten Abschluss vorbereitet und mit dem Lernstress kämpft, der den Tagesablauf bestimmt, und eine Oberstufenkoordinatorin aus Kirchheim, die Schülern in der Prüfungszeit zur Seite steht.

Die Schülerin

Vielleicht nimmt sie sich ein paar Salzstangen mit, wenn sie in die Matheprüfung geht. Oder Stifte, die reichen für gewöhnlich auch. Mit denen kann man genauso die schwer verständliche Aufgaben optisch nachlegen. Antonia Gaube schreibt dieses Jahr ihre Abiturprüfung am Gymnasium Oberhaching. Nervös ist die 18-Jährige in der Lernphase noch nicht. An den Prüfungstagen selbst, so befürchtet sie, werde es dann aber womöglich anders sein. "Ich hoffe, ich kann das dann entspannt sehen und ich bekomme keine Prüfungsangst", sagt sie.

Um der Versagensangst vorzubeugen, bereitet sich Antonia intensiv auf die einzelnen Prüfungen vor. Zuerst kommen die schriftlichen Prüfungen in Mathe, Deutsch und Englisch, nach den Pfingstferien für sie dann in Geografie und Kunst, letzteres im Colloquium. Besonders Mathe lernt die Oberhachingerin seit einigen Wochen. Das Fach falle ihr nämlich am schwersten. Daher rechnet sie jeden Tag alte Mathe-Abituraufgaben aus Lernbüchern. "Manchmal denke ich aber zu kompliziert", erzählt sie. "Ich glaube immer, dass die Aufgaben doch schwer sein müssen, da sie aus dem Abitur sind. Manchmal ist der Lösungsweg aber doch leichter."

Gymnasien: Antonia Gaube legt ihre Prüfungen am Gymnasium in Oberhaching ab. Die 18-Jährige macht ihr Abitur außer in den Fächern Mathe, Deutsch und Englisch in Geografie und Kunst.

Antonia Gaube legt ihre Prüfungen am Gymnasium in Oberhaching ab. Die 18-Jährige macht ihr Abitur außer in den Fächern Mathe, Deutsch und Englisch in Geografie und Kunst.

(Foto: privat)

Ein Freund ihres Bruders hilft Antonia dabei, die richtigen Lösungsansätze in Mathe zu finden. "Die Lernerei ist auch eine Gewöhnungssache", sagt sie. "Ich war es anfangs nicht gewohnt, jeden Tag Mathe zu machen. Das ist auch nicht unbedingt mein Lieblingsfach." Auch viele ihrer Klassenkameraden hätten besonders vor der Mathe-Prüfung Angst. "Viele fahren sogar in Lern-Camps, in denen man eine Woche jeden Tag sieben Stunden Mathe lernt", weiß sie.

Sie selbst bleibt aber lieber zu Hause und steht früh auf, um das Lernen hinter sich zu bringen und nicht den ganzen Tag damit zu verbringen. Oder sie lernt gerne zusammen mit Freunden. Da setze dann die Gruppenmotivation ein. "Und das hat auch den Nebeneffekt, dass wir uns in der Lernphase trotzdem noch sehen können", freut sie sich. Auch das gegenseitige Erklären helfe oft dabei, den Lernstoff besser zu verinnerlichen.

In den anderen Prüfungsfächern fühlt sich Antonia Gaube zuversichtlicher, da sei der Lernstoff übersichtlicher. Mit ihrem Deutschkurs fährt sie vor der Prüfung sogar für ein Wochenende nach Berchtesgaden, um den Lerninhalt in der Klasse zu wiederholen. Solch außergewöhnliches Engagement bestimmter Lehrer schätzt sie sehr. "Nach so einem Workshop fühlt man sich besser vorbereitet." Die nächste Fahrt, die nach dem Lernwochenende geplant ist, wird aber gänzlich anderer Natur sein - zur Abi-Fahrt geht es ins spanische Calella.

Die Lehrerin

Gabriele Brandmeier ist seit knapp zehn Jahren Oberstufenkoordinatorin am Gymnasium in Kirchheim. Das heißt, sie betreut alle Schüler von der zehnten Klasse aufwärts. "Ich sage den Schülern, was wichtig ist, und vor allem, was sie unbedingt für das Abitur wissen müssen." Besonders in der letzten Klasse, der sogenannten Q12, stapeln sich die Informationen rund ums Abitur und die Schüler stehen Schlange vor ihrem Büro. "Jetzt geht's rund", sagt Brandmeier. "Es kommen ununterbrochen Schüler zu mir und fragen, was sie noch alles an Punkten einbringen müssen oder ob ihnen noch etwas in einem Fach fehlt."

Jeder Schüler muss nämlich eine bestimmte Anzahl von Punkten in verschiedenen Fächern vorweisen können, um zu den Abiturprüfungen zugelassen zu werden. Bis zu acht Hürden, also schlechter als die verlangte Mindestpunktzahl, dürfen die Schüler reißen. "Da muss man auch manchmal trösten, wenn es jemand nicht geschafft hat oder auch zum Rücktritt in eine niedrigere Jahrgangsstufe raten, wenn die Noten zu schlecht sind", sagt Brandmeier. Bei schwierigen Fällen unterstützen sie Schulsozialarbeiter. Mit ihnen zusammen und den Schülern erarbeite sie dann eine Lösung.

Gymnasien: Gabriele Brandmeier bereitet die Abiturprüfungen am Gymnasium in Kirchheim vor. Die Lehrerin ist als Oberstufenkoordinatorin für alle Schüler ab der 10. Klasse zuständig.

Gabriele Brandmeier bereitet die Abiturprüfungen am Gymnasium in Kirchheim vor. Die Lehrerin ist als Oberstufenkoordinatorin für alle Schüler ab der 10. Klasse zuständig.

(Foto: lkn)

Doch nicht nur im direkten Kontakt mit den Schülern ist ihre Betreuung gefragt. Seit Januar plant und koordiniert Gabriele Brandmeier alles, was es für einen reibungslosen Ablauf der Prüfungen braucht: Tischreihen werden aufgebaut, Sitzplätze per Losverfahren verteilt und Aufsichtsschichten unter den Kollegen verteilt. In acht Räumen wird von Freitag an Abitur geschrieben, auch die umliegenden Gänge müssen die Lehrer währenddessen kontrollieren.

Strenge Vorschriften regeln den Ablauf bei einer Abiturprüfung. So dürften beispielsweise nie mehrere Schüler gleichzeitig auf die Toilette gehen. Auch unübersichtliche Gegenstände wie Jacken müssen aus dem Prüfungsraum gebracht werden, damit die Schüler keine unerlaubten Hilfsmittel verstecken können. "Von wirklichem Filzen zu sprechen wäre aber zu viel", schränkt Brandmeier ein. "Wir informieren jedoch die Schüler schon im Vorhinein, dass sie unter anderem ihre Handys nicht mitbringen sollen." Und seitdem moderne Uhren auch Speichermöglichkeiten oder Internetzugriff haben, sind auch jegliche Armbanduhren verboten. Glücksbringer wie Stofftiere oder Trinken und Essen seien aber prinzipiell erlaubt.

Die während der Prüfung anwesenden Lehrer müssen aber nicht nur aufpassen, dass niemand betrügt, sondern sie schauen auch, ob es jemandem nicht gut geht. "Ein Schüler hat mal einen kompletten Blackout im Abitur bekommen", erzählt Brandmeier. "Wir haben ihn dann aus der Prüfung rausgeholt und er musste zehn Minuten Pause machen, dann ging es wieder." Dieser Schüler habe das Abitur letztendlich problemlos bestanden. Brandmeier teilt daher bevorzugt Lehrer passend zu den Fächern als Aufpasser ein. "Die Kollegen kennen ihre Schüler sehr gut."

Ob das immer eine Hilfe ist? Für die 1470 Jugendlichen, die von dieser Woche an über den Aufgaben brüten, wird sich das spätestens am Freitagmorgen zeigen.

Mitarbeit: Elisabeth Gamperl

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