Landkreis:Wenig Verständnis für die Münchner Linie

Schmetterlings-Rundgang mit dem Bund Naturschutz in München, 2014

Vielfalt der Heide: Der Experte Markus Bräu sucht Schmetterlinge.

(Foto: Florian Peljak)

Die Gemeinden und Städte im Norden befürchten, dass der Naturschutz in der Fröttmaninger Heide vor die Hunde geht

Von Alexandra Vettori, Landkreis

Gut ist er nicht angekommen, der Vorstoß des Münchner Stadtrates, der eher ein Nachstoß war. Dass nach zwei Jahren des Bürgerdialogs und der Gespräche mit sämtlichen Beteiligten, Regierung von Oberbayern inklusive, zum Schluss alle mühsam ausdiskutierten Lösungen über den Haufen geschmissen wurden, löste in den umliegenden Kommunen und beim Heideflächenverein Kopfschütteln aus.

Dem Heideflächenverein, der als Eigentümer auch der Südlichen Fröttmaninger Heide für deren Pflege zuständig ist, gehört nicht nur die Landeshauptstadt als Mitglied an, alle benachbarten Gemeinden und Städte sind dort vertreten. Den Vorsitz hat der Echinger Bürgermeister Josef Riemensberger (CSU) inne, er hat wenig Verständnis für den Münchner Sonderweg: "Wir waren der Meinung, dass im vorgeschalteten Dialogverfahren auch die Münchner Bevölkerung ausreichend beteiligt war, dass da ganz zum Schluss dann der Stadtrat noch mal so tief eingestiegen ist, ist schon verwunderlich." Was ihm in der Diskussion fehle, sei die Tatsache, dass die Südliche Fröttmaninger Heide nur mit Schafbeweidung in ihrem jetzigen Zustand erhalten werden könne.

Schafe und freilaufende Hunde aber vertrügen sich erfahrungsgemäß nicht gut. "Fragen Sie mal den Schäfer dort, der hat viele Probleme", erklärt Riemensberger. Im Norden werde die Fröttmaninger Heide von der Autobahn A 99 begrenzt, "stellen Sie sich mal vor, wenn da 200 Schafe in Panik, weil sie von Hunden gejagt werden, auf den Zaun zurasen, das ist nicht auszudenken", so Riemensberger. Er sei gespannt, wie die Regierung von Oberbayern jetzt entscheiden werde.

Dass man dem geplanten Naturschutzgebiet Südliche Fröttmaninger Heide im Umland viel entspannter gegenüber steht, dürfte freilich in erster Linie daran liegen, dass niemand so nah dran ist wie im Münchner Stadtteil Freimann, wo die Wohnhäuser bis dicht an den Heiderand herangerückt sind. Es könnte aber auch sein, dass die beiden anderen im Unterschutzstellungsverfahren beteiligten Anliegerkommunen, Garching und Oberschleißheim, bereits Naturschutzgebiete vor der Haustüre haben - und das ohne Probleme.

Nordwestlich von Garching gibt es seit 1942 das "Naturschutzgebiet Garchinger Heide", ein nur 27 Hektar großes Kleinod mit über 200 seltenen Pflanzen, für deren Erhalt sich einst die Deutsche Botanische Gesellschaft eingesetzt hatte. Dort bewegen sich Spaziergänger auf Pfaden, die mit Pflöcken begrenzt sind, Hunde dürfen gar nicht erst hinein. Auch Oberschleißheim lebt gut mit seinem 600 Hektar großen Mallertshofener Holz, das seit 1995 Naturschutzgebiet ist. Auch der Leinenzwang für Hunde macht dort wenig Schwierigkeiten, auch wenn sich nicht jeder Hundebesitzer daran hält.

Der Garchinger Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) äußerte sich ebenfalls enttäuscht über den Münchner Sonderweg. Er vermutet, dass die Kommunikation innerhalb der Landeshauptstadt nicht so gut funktioniere, "vielleicht hätte die Stadtspitze öfter in den Sitzungen dabei sein sollen", versetzt er einen kleinen Seitenhieb. Er jedenfalls fände es schade, wenn es jetzt zu weiteren Verzögerungen kommen sollte. In die gleiche Kerbe schlägt auch Christine Joas, die Geschäftsführerin im Heideflächenverein. Offenbar gebe es in München "unterschiedliche Schwerpunkte". Denn der zuständige Bezirksausschusse Schwabing-Freimann habe ja für die Zonenregelung der Regierung gestimmt, während eine Mehrheit im Stadtrat dann für eine Änderung eintrat.

Zumindest mit der Frage der vom Münchner Stadtrat vorgeschlagenen Regelung, wonach Hundeführerscheinbesitzer ihre Vierbeiner frei laufen lassen dürfen, muss sich der Heideflächenverein laut Joas wenigstens nicht herumschlagen. Die Hundeführerscheinkontrolle wäre im Naturschutzgebiet nämlich Aufgabe der Unteren Naturschutzbehörde im Münchner Rathaus und dem Landratsamt.

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