Landkreis:Standortsuche im Osten

Landkreis: Schon auf dem Schulhof zeigt sich im Spiel unter Umständen ein Machtgefälle.

Schon auf dem Schulhof zeigt sich im Spiel unter Umständen ein Machtgefälle.

(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Aschheim, Feldkirchen oder Grasbrunn: Die SPD hat eine Debatte über ein weiteres Gymnasium entfacht

Von Stefan Galler und Martin Mühlfenzl, Landkreis

Die Feldkirchner SPD prescht vor und steigt in ein Rennen ein, das noch gar nicht eröffnet ist. Ihre Fraktion hat im Gemeinderat einen Antrag eingebracht, wonach die Gemeinde beauftragt werden soll, nach geeigneten Flächen für den Bau eines neuen Gymnasiums zu suchen. Es wäre bereits das sechste innerhalb weniger Jahre, das im Landkreis München entstünde. Neu ist die Debatte um ein zusätzliches Gymnasium im Münchner Osten gleichwohl nicht; doch bisher war sie eher dominiert vom Wunschdenken. Unlängst aber hat das Führungsduo der Kreis-SPD, Annette Ganssmüller-Maluche und Bela Bach, eine "Neuorientierung der Schulpolitik" im Landkreis gefordert, samt Bau eines weiteren Gymnasiums im Osten. Der Landkreis müsse entsprechende Gespräche mit den betroffenen Gemeinden Haar, Feldkirchen, Kirchheim, Aschheim und gegebenenfalls auch Grasbrunn führen. Dass nun ausgerechnet die Feldkirchner SPD erstmals konkret wird und nach einer geeigneten Fläche suchen will, macht deutlich, dass dies der erneute Auftakt zu einer intensiven Diskussion sein wird.

Das lässt sich aus der gelassenen Reaktion der Kreis-CSU herauslesen: "Als wir im Kreistag die Initiative gestartet haben, im Norden zwei Gymnasien anzugehen, haben uns die Sozialdemokraten noch ausgelacht", sagt der Bundestagsabgeordnete und CSU-Kreischef Florian Hahn. "Schön, dass die SPD jetzt auch auf den Trichter kommt, denn grundsätzlich sind wir hier natürlich einer Meinung." Überhaupt sei die Diskussion nicht neu, so Hahn, schließlich habe Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) Ende April dem Landrat seinen Antrag übermittelt, den Schulbedarfsplan zu überarbeiten - in Zusammenarbeit mit dem Schulreferat der Landeshauptstadt. Tatsächlich hatte Böltl angeregt, einen ersten Teilplan "baldmöglichst für den östlichen Landkreis zu erarbeiten". Der Kreis müsse "neue Wege gehen bei der Weiterentwicklung von Alternativen für überschaubare Schulgrößen, weitere Gymnasien und moderne Bildungskonzepte", heißt es in dem Schreiben.

Tatsächlich wird viel von der Entwicklung des Kirchheimer Gymnasiums abhängen, dessen Zukunft noch immer nicht geklärt ist. Fest steht nur: Die Schule soll abgerissen und neu gebaut werden. Allerdings ist bisher noch nicht entschieden, ob in dem Neubau künftig bis zu 1500 Schüler oder deutlich weniger unterrichtet werden sollen. Feldkirchens Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) und sein Aschheimer Amtskollege Thomas Glashauser (CSU) sind sich einig: Wenn in Kirchheim eine Schule für nicht mehr als 1200 Schüler gebaut wird, bedarf es im Osten eines weiteren Gymnasiums. Glashauser sagt aber auch: "Ich vertraue auf die Meinung des Kirchheimer Direktors Matthias Wermuth. Wenn er sagt, eine Schule mit 1500 Schülern funktioniert, dann glaube ich das." Auch Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) sieht der Standortfrage gelassen entgegen: "Wir sind bisher gut zurecht gekommen, unsere Kinder gehen entweder auf die Realschule oder das Gymnasium in Vaterstetten oder auf das Ernst-Mach-Gymnasium in Haar."

Bleibt vor allem die Frage der Finanzierung - und damit die der Zweckverbände. Landrat Christoph Göbel (CSU) hat eine Reform des Systems angestoßen, das in Bayern einzigartig ist. Denn eigentlich sind per Gesetz die Landkreise die alleinigen Sachaufwandsträger für die weiterführenden Schulen; im Landkreis München allerdings existiert seit 1968 das Prinzip der Zweckverbände, in denen der Kreis und die Kommunen gemeinsam Verantwortung für die weiterführenden Schulen tragen. Die SPD will sich von diesem System generell verabschieden und die Verantwortlichkeit wieder ausschließlich in die Hände des Landkreises legen. Viele Bürgermeister indes wollen das System beibehalten. Wie auch Landrat Göbel.

An dieser Problematik aber wird sich nicht entscheiden, ob der Osten des Kreises ein weiteres Gymnasium bekommt. Christoph Nadler, Grünen-Fraktionschef im Kreistag, steht den Vorschlägen der SPD offen gegenüber, sagt aber auch: "Bisher war es so, dass ein externes Unternehmen einen Bedarfsplan erstellt hat. Das sollte so bleiben. Andernfalls entscheidet nicht der Kopf, sondern der Bauch, wohin eine Schule kommt." CSU-Chef Hahn glaubt, dass bald Bewegung in die Sache kommt. "Noch dieses Jahr kommt es zu einem Gespräch zwischen Landrat Göbel und der Münchner Bürgermeisterin Christine Strobl kommen", verrät er.

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