Landkreis München:Lernen in der Würm

Schulschwimmen in München, 2016

Besorgniserregende Studie: 59 Prozent der Zehnjährigen in Deutschland sind keine sicheren Schwimmer.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Landkreis will sich nicht am Schwimmbadbau beteiligen

Von Stefan Galler, Landkreis München

Die Grünen aus dem Landkreis hatten sich zuletzt mit einem Antrag an die Landkreisverwaltung gewandt, in dem sie ein Programm fordern, das die Schwimmfähigkeit der Kinder und Jugendlichen im Kreis sichern solle. In der Sitzung des Kreisausschusses am Montagnachmittag kam dieser Antrag nun zur Diskussion. Landrat Christoph Göbel (CSU) stellte klar, dass der Kreis in zwei Punkten den Wünschen der Grünen nicht entsprechen werde: Er wird sich nicht über die eigene Zuständigkeit als Schulsachaufwandsträger hinaus an der Förderung von Schwimmbadbauten oder deren Unterhalt beteiligen. Das sei per Gesetz keine Landkreisaufgabe, sagte Göbel: "Für eine umlagefinanzierte Gebietskörperschaft ist es schwierig, die sehr hohen Kosten für Schwimmbadbau und Unterhalt zu tragen." Auch wird es keinen Ergänzungsbeschluss geben, der Schulzweckverbände etwa dazu ermächtigt, mehr als 70 Prozent der Kosten für die Errichtung von Lehrschwimmbecken zu übernehmen.

Sehr wohl werde man sich aber damit beschäftigen, den Schwimmunterricht im Landkreis zu fördern: Die Verwaltung wird ein entsprechendes Konzept entwickeln, um "vorhandene Strukturen zu stärken", wie es der Landrat ausdrückte. Martina Neubauer, Leiterin des Referats für Chancengleichheit und gesellschaftliche Potenziale im Landratsamt, ergänzte, dass man sich genau anschauen werde, "wo es gut läuft und wo es noch keine Möglichkeiten für Schwimmunterricht gibt". Vor allem Menschen aus anderen Kulturkreisen, die nicht schwimmen können, bereiteten Sorgen, so Neubauer.

Christoph Nadler, Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Kreistag, räumte ein, dass es sich bei der Errichtung von Schwimmbädern zu Lehrzwecken um eine freiwillige Leistung handle, zu welchen der Kreis also nicht gesetzlich verpflichtet sei. Dennoch unterstrich er, dass angesichts der Tatsache, dass 59 Prozent der Zehnjährigen in Deutschland keine sicheren Schwimmer sind, "dringender Handlungsbedarf" bestehe. Darin pflichtete ihm Stefan Schelle bei, der Fraktionsvorsitzende der CSU regte zudem an, eine bessere Personalausstattung der Schulen beim Freistaat einzufordern: "Wenn irgendwo Lehrer fehlen, bleibt der Schwimmunterricht als erstes auf der Strecke", so Schelle. SPD-Fraktionschefin Ingrid Lenz-Aktas bezeichnete es als "Skandal, dass diese Aufgabe den Kommunen überlassen wird".

Dagegen richtete der FDP-Kreisrat Jörg Scholler einen Appell an die Eltern: Er habe das Schwimmen in der Würm gelernt. "Alle fahren im Urlaub an große Gewässer, aber dass sie ihren Kindern das Schwimmen beibringen, darauf kommt keiner."

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