München:Die alte Sirene hat ausgedient

Ein Signal auf dem Smartphone soll künftig die Bevölkerung vor Gefahren warnen

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis München

In manchen Kommunen des Landkreises werden Langschläfer noch immer samstags Punkt 12 Uhr geweckt: Dann werden die örtlichen Sirenen getestet. Doch mit dem in den Neunzigerjahren begonnenen Rückbau des Zivilschutznetzes, das vor Katastrophen warnen sollte, kommt das lang gezogene Heulen nach und nach aus der Mode. Und weil sich die Zeiten ändern, soll künftig ein Signal auf dem Smartphone oder zumindest ein Vibrationsalarm im Katastrophenfall warnen und sollen Landkreisbürger über eine Handy-App wichtige Informationen und Handlungsanleitungen erhalten.

"Katwarn" heißt das Warn- und Informationssystem. Per Knopfdruck schalteten Landrat Christoph Göbel und Kreisbrandinspektor Walter Probst den Warnservice frei. "Ein System, das den Anforderungen unserer Zeit gerecht wird", sagte Göbel bei dem offiziellen Akt im Landratsamt, der die Digitalisierung der Katastrophenwarnung einläutete. Die Funktionsweise von Katwarn ist schnell erklärt: Man muss sich nur die kostenlose Smartphone-App aufs iPhone, Android- oder Windows-Phone herunterladen, registrieren und einen Ort oder die Postleitzahl eingeben. Im Falle einer Warnung oder Information ertönt dann ein spezieller Ton. Auf dem Display erscheint eine kurze Nachricht. Durch Antippen erhält der User konkrete Verhaltenshinweise etwa bei Überschwemmungen, Großbrand, Wirbelsturm, Gefährdung des Trinkwassers oder anderen Unglücksfällen. Auch der persönliche Standort wird angezeigt. "Großbrand - Warnung des Landkreises München, gültig ab sofort, Fenster und Türen schließen", könnte etwa eine solche Schnellwarnung über die App lauten. Alles kostenlos und unkompliziert. Zugang zu all diesen Informationen ist auch für die Nutzer älterer Handys per SMS oder am PC per E-Mail möglich.

Entwickelt haben Katwarn Mitarbeiter des Fraunhofer-Instituts Fokus in Berlin unter anderem im Auftrag öffentlicher Versicherer. "Das System steht ganz unter der Hoheit der öffentlichen Hand und allen Städten und Gemeinden des Landkreises zur Verfügung", erklärte Ortwin Neuschwander vom Fraunhofer-Institut. Der Kreis als oberste Gefahrenschutzbehörde entscheide, wann welcher Katastrophenalarm ausgelöst werde - in der Regel also die Feuerwehreinsatzzentrale im Landratsamt. Aber auch Bürgermeister und die Diensthabenden in den Feuerwehren haben Zugang zum System. Sie wählen die Hinweise aus und veröffentlichen sie.

Wer sich über ein Smartphone registriert, kann bis zu sieben Standorte auswählen, um etwa auch die Sicherheitslage im Ferienort, bei den Eltern oder der Kita des Kindes zu überblicken. Katwarn nutzt zudem die Unwetternachrichten des Deutschen Wetterdienstes. So können Eltern und Kinder etwa bei Glatteis vorgewarnt werden, dass keine Schulbusse fahren. Und die Funktionen sollen erweitert werden: In Berlin zum Beispiel wird derzeit ein Helfersystem installiert, auch beim Oktoberfest 2015 kam das System Katwarn zum Einsatz.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: