Landgericht München:34-Jähriger soll Freund im Drogenrausch getötet haben

  • Selcuk A. soll Anfang Juni 2015 einen Freund im Drogen- und Alkoholrausch getötet haben.
  • Wenige Wochen vor der mutmaßlichen Tat war der 34-Jährige in einer anderen Sache aus dem Gefängnis entlassen worden.
  • Vor Gericht lässt der Angeklagte sagen, er habe mit dem Vorwurf der Anklage nichts zu tun.

Aus dem Gericht von Andreas Salch

"Drogen haben Ihr ganzes Leben kaputt gemacht", sagt Richter Michael Höhne ziemlich laut zu Selcuk A. Der 34-Jährige weiß darauf nichts zu antworten. Vermutlich deshalb, weil der Vorsitzende der Schwurgerichtskammer am Landgericht München I recht damit hat. Selcuk A. begann mit Ende 20 Drogen zu konsumieren.

Zuletzt vor allem Heroin. Anfang Juni 2015 soll er im Drogen- und Alkoholrausch einen seiner besten Freunde getötet haben. Am Donnerstagmorgen lässt der gebürtige Münchner über seinen Verteidiger, Rechtsanwalt Uwe Paschertz, eine Erklärung abgeben. Zu der mutmaßlichen Tat habe sein Mandant nur einen Satz zu sagen, und der laute: "Ich habe mit dem Vorwurf der Anklage nichts zu tun."

Nach seiner vorläufigen Festnahme am 5. Juni 2015 wurde gegen Selcuk A. wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt. Doch nach wenigen Wochen kam er aus der U-Haft. Anfang Februar vergangenen Jahres erging wieder ein Haftbefehl. Diesmal wegen gefährlicher Körperverletzung in Tateinheit mit unterlassener Hilfeleistung.

Nach weiteren Ermittlungen erhob die Staatsanwaltschaft jedoch erneut Anklage wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Über seinen Freund sagt der Angeklagte, er habe ihn 15 Jahre gekannt und "sehr gemocht". Der 50-Jährige, so Selcuk A., "war ein lustiger Mensch", sei aber auch ein "ziemlich krasser Alkoholiker" gewesen. "Ich habe ihn nie essen gesehen." Schon morgens habe er mit dem Trinken begonnen.

Wenige Wochen vor der mutmaßlichen Tat am 4. Juni 2015 war Selcuk A. in einer anderen Sache aus dem Gefängnis entlassen worden. Er fand Unterschlupf bei seiner Freundin. Nach einem Streit setzte diese ihn aber vor die Tür. Der 34-Jährige ging zu seinem Freund, der eine Wohnung im Wildtaubenweg in Hadern hatte. In der Nacht zuvor sollen die beiden Männer laut Anklage Bier getrunken sowie Cannabis und Heroin konsumiert haben.

Irgendwann in den frühen Morgenstunden sei es zu einem Streit gekommen. Warum, das steht in der Anklage nicht. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Selcuk A. seinen Freund, der ihm körperlich unterlegen gewesen sei, "brutal und mit stumpfer Gewalt" schwer verletzt habe. Als der 50-Jährige bäuchlings auf seinem Bett gelegen habe, soll der Angeklagte dessen Kopf gegen die Matratze gedrückt haben. Als sich der Mann nicht mehr gerührt habe, habe sich der Angeklagte neben ihn gelegt, um zu schlafen.

Erst am späten Vormittag des 4. Juni 2015 alarmierte Selcuk A. den Rettungsdienst. Zu diesem Zeitpunkt war sein Freund längst tot. Laut Staatsanwaltschaft starb der 50-Jährige durch "Gewalteinwirkung" gegen Rücken und Hals. Außerdem habe er nicht mehr richtig Luft bekommen, unter anderem wegen einer "Heroinintoxikation". Selcuk A. und sein Freund sollen sich zusammen ein halbes Gramm Heroin gespritzt haben. "Es war sehr stark", so der 34-Jährige. Er sei "fertig gewesen". Wie es seinem Freund ging, wisse er nicht. Nachmittags sei der 50-Jährige aber noch "chillig und locker" gewesen. Der Prozess dauert an.

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