Landgericht München:Holocaust-Leugnerin wird im Gericht festgenommen

  • Die Kanadierin Monika S. hat den Holocaust im Internet als "hartnäckigste Lüge der Geschichte" bezeichnet.
  • In München war bereits ein Verfahren gegen sie wegen Volksverhetzung anhängig.
  • Die Frau setzte sich bei einem anderen Prozess ins Publikum - und wurde von einem Staatsanwalt erkannt.

Von Thomas Schmidt

Eine Holocaust-Leugnerin aus Kanada ist in München festgenommen worden. Im Internet hatte Monika S. den Massenmord an den Juden als "most persistent (...) lie in all of history" bezeichnet, als "hartnäckigste Lüge der Geschichte". Nun lieferte sie sich der bayerischen Justiz quasi selbst aus: Vergangene Woche konnte es sich Monika S. nicht verkneifen, das Gerichtsverfahren einer anderen, bereits verurteilten Volksverhetzerin vor dem Münchner Landgericht zu besuchen. Die Kanadierin setzte sich einfach ins Publikum. Wie sich bald herausstellen sollte, war das nicht sonderlich klug von ihr.

Eigentlich ging es in dem Prozess um eine Revision der Ebersberger Rechtsextremistin Sylvia S., die 2015 zu einem Jahr und acht Monaten Haft verurteilt worden war. Als sich die Kanadierin Monika S. nun am vergangenen Mittwoch auf den Publikumsplätzen des Gerichtssaals niederließ, kam dem Staatsanwalt ihr Gesicht bekannt vor. Denn in München war bereits ein Verfahren gegen sie wegen Volksverhetzung anhängig.

Noch während die Verhandlung der Ebersbergerin im Gange war, schrieb der Jurist eine kurze E-Mail an seine Kollegin, die für Monika S. zuständig ist, berichtet die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Andrea Mayer. Besagte Kollegin zögerte nicht, eilte hinüber zum Landgericht, griff sich einen Wachtmeister und schritt zur Tat.

Während der Wachtmeister zusammen mit der Juristin vor der Tür Stellung bezog, beantragte der Staatsanwalt im Verhandlungssaal eine Unterbrechung, berichtet Mayer. Wie bei solchen Pausen üblich, verließen die Prozessbeteiligten und das Publikum daraufhin den Raum, um sich kurz die Beine zu vertreten. So auch Monika S. Nichtsahnend kam sie heraus und wurde sogleich in Empfang genommen. Die Justizbeamten kontrollierten ihre Personalien - und der Verdacht des Staatsanwalts bestätigte sich: Die gesuchte Holocaust-Leugnerin aus Kanada stand vor ihnen.

Monika S. wurde noch an Ort und Stelle festgenommen, berichtet die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Zunächst nur vorläufig, dann, am Donnerstag, erließ der zuständige Richter einen Haftbefehl. Nun sitzt die Kanadierin in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen gegen sie dauern an. Ausliefern wolle man sie nicht, erklärt Mayer. Lieber wolle man ihr in München den Prozess machen. Monika S. soll angeklagt werden wegen Volksverhetzung, Paragraf 130 des Strafgesetzbuchs sieht dafür bis zu fünf Jahre Haft vor.

Einem kanadischen Nachrichtenportal zufolge arbeitete Monika S. zuletzt als Musiklehrerin in Alberta, einer Provinz im Westen Kanadas. In einem Youtube-Video erklärt sie auf Englisch, die Konzentrationslager der Nationalsozialisten seien lediglich Arbeitslager, die Juden gesund und gut ernährt gewesen. "Wie viel Sinn würde es sonst machen", fragt sie in besagtem Video, "ein Krankenhaus in einem Todescamp zu haben?" Ja, Gas habe es dort gegeben, aber nur, um die Läuse zu vernichten.

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