Landgericht:Klau auf Bestellung: Motorrad-Dieb angeklagt

  • In Tschechien bestellt, in München gestohlen, in Prag ausgeliefert - so soll der Motorradklau von Petr S. laut Staatsanwaltschaft ausgesehen haben.
  • Der Mann steht wegen schweren Bandendiebstahls vor dem Richter.
  • Der Wert aller geklauten Maschinen beläuft sich laut Staatsanwaltschaft auf rund 520 000 Euro.

Von Christian Rost

Die Motorräder sind verschwunden, der mutmaßliche Dieb immerhin sitzt in Untersuchungshaft. Der 37-jährige Petr S. soll zusammen mit unbekannten Helfern binnen eines Jahres 30 hochwertige Motorräder in München gestohlen und nach Tschechien verschoben haben. Wegen schweren Bandendiebstahls wird dem Mann seit Montag vor der 8. Strafkammer am Landgericht München I der Prozess gemacht.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann, der "selbständiger Unternehmer" als Beruf angibt, in seiner Heimat Bestellungen für Motorräder entgegen genommen und diese dann auf kriminelle Weise beschafft hat. Seit September 2014 soll er in München mit zumindest einem Helfer nach den gewünschten Marken Ausschau gehalten und die entsprechenden Maschinen dann mit einem Kleintransporter weggeschafft haben.

Laut Anklage klaute S. die Motorräder von der Straße weg, wobei Lenkradschlösser für ihn offenbar kein Hindernis darstellten. Aber auch in Tiefgaragen schlug er mit seinem Komplizen zu, so am 28. Mai 2015 am Frankfurter Ring. Hier verschwanden aus einer Tiefgarage über Nacht vier BMW S 1000 RR im Gesamtwert von 85 000 Euro. Der Wert aller geklauten Maschinen beläuft sich laut Staatsanwaltschaft auf rund 520 000 Euro.

Motorräder der Marke BMW waren mit Abstand die beliebtesten bei den Kunden des mutmaßlichen Diebes, und der BMW-Konzern ist auch einer der Hauptgeschädigten: In etlichen Fällen ist BMW Eigentümer der gestohlenen Fahrzeuge. Die Tatorte befinden sich im gesamten Stadtgebiet: am Helene-Mayer-Ring, in der Riesenfeldstraße, Straubinger Straße oder auch in der Bayrischzeller Straße.

Mindestens 4000 Euro je entwendetem Motorrad soll Petr S. von seinen Abnehmern in Tschechien erhalten haben. Die Übergabe wurde laut Anklage in einem von S. angemieteten Haus am Stadtrand von Prag abgewickelt. Der Angeklagte sagte nichts dazu. Weil sich seine beiden Verteidiger nicht einigen konnten, ob sie sich auf einen Deal mit dem Gericht einlassen sollen, ist der Prozess bis September ausgesetzt worden.

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