Laim:Welches Platzerl hätten'S denn gern?

Willibaldplatz Laim

Neue Wege und Routen, mehr Grün: So könnte der neue Willibaldplatz (oben die Agnes-Bernauer-Straße) aussehen

(Foto: Otto A. Bertram)

Die Bürger wurden früh einbezogen, damit der Willibaldplatz nach ihren Wünschen umgestaltet wird. Bei der Einwohnerversammlung wird nun Kritik an den Plänen laut, weil die Hälfte der Parkplätze wegfällt

Von Andrea Schlaier, Laim

Das Veto kommt nicht wirklich überraschend, weil es überall dort ertönt, wo Parkplätze einer neu sortierten Aufenthaltsfläche weichen sollen. Aber in Laim kommt der Protest spät gegen die Streichung von voraussichtlich 14 der insgesamt 32 Buchten rund um den Willibaldplatz. Der soll neu und ansprechend gestaltet werden. Die Anwohner waren in das städtische Pilotprojekt von Anfang an eingebunden, genauer: Sie haben durch ihr Drängen den Umbau letztlich angestoßen. Und eine Mehrheit von ihnen hatte im November 2013, zu Beginn der Planung, ihr Okay gegeben, dafür, einen guten Teil des Parkraums zugunsten einer grünen Verweil-Insel im Süden des Areals zu streichen.

Das klang am Donnerstagabend bei der Einwohnerversammlung ganz anders. Etwa 60 Laimer waren in den Gemeindesaal der Paul-Gerhardt-Kirche gekommen, und viele wetterten gegen die Planung des Baureferats nach dem Motto "Entweder Stellplatz oder Dorfplatz". Dabei hatte der Abend versöhnlich begonnen. Florian Hofstätter, beim Baureferat zuständig für das Pilotprojekt, bei dem Bürger früh wie sonst nie in die Umgestaltung von fünf städtischen Plätzen einbezogen werden, skizzierte die vom Büro des Laimer Landschaftsarchitekten Otto A. Bertram angefertigten Pläne für die Neusortierung des Willibaldplatzes südlich der Agnes-Bernauer-Straße.

Dort, wo derzeit ein wüstes Durcheinander herrscht aus breiter Taxler- und Busspur, Tramwendeschleife, wilden Parkern und spärlichem Grün. Im Norden könnte eine breite, von Bäumen überwachsene "Trottoir-Zone" entstehen, parallel zur Agnes-Bernauer-Straße, direkt daran angrenzend auf einer gesandeten Bahn eine Einbahnspur, die Busse sporadisch nutzen könnten.

Die Taxler müssten an die Agnes-Bernauer-Straße umziehen. Im Mittelbereich Gras, Bäume und, wie Hofstätter das nennt, "ein unverbindliches Sitzangebot, wo man nichts konsumieren muss". Die südliche Straße wird zwar befahrbar, bekommt durch ein Kunststeinpflaster aber den Charakter einer Fußgängerzone. Und Platz ist dort auch noch für Marktstände. Die Nachricht des Abends: "Der Bauernmarkt soll von der Fürstenrieder Straße dorthin ziehen, haben uns die Markthallen München gesagt", so Hofstätter.

"Wollt's ihr die Geschäfte kaputt machen?", mischte sich der erste Zwischenrufer noch vor der Frage- und Klagerunde ein. "Wie sollen denn die Leute alle hinkommen, mit dem Gleitschirm?" So ging es weiter: "Und wenn der Bauernmarkt auch noch kommt, haben Sie gesehen, wo die Lieferlaster parken?" Außerdem machten die Marktleute dem Käse-, Obst- und Blumenladen am Platz Konkurrenz.

Vertreter der Taxifahrer wetterten gegen die Verdrängung und betrachteten sich als "Teil des öffentlichen Nahverkehrs" mit 120 bis 180 Abfahrten täglich vom Willibaldplatz. Die Inhaber der Postannahmestelle rechneten vor, jährlich über 39 000 Kunden mit entsprechender Fracht zu haben. "Viele kommen, bringen ihre Packerl mit dem Auto und parken vor dem Haus." Einige bezweifelten, dass Sitzbänke zum Aufenthalt genutzt würden. "In Pasing in der Gleichmannstraße haben sie auch Sitzbänke und wer sitzt da? Fröhliche Gesellen mit Bierflaschen!"

Zögernd meldeten sich auch Befürworter: "70 Prozent der Einkäufer wohnen in der Nähe und kommen nicht mit dem Auto. Die Geschäfte werden mit weniger Parkplätzen nicht leiden, weil sie so gut sind." Eine andere Frau freut sich, dort endlich mal auch Platz nehmen zu können. Eine andere sieht Chancen für Leute, "die nicht überall hinfahren können. Es gibt nicht bloß Penner, die da sitzen." Überdies sei sie "fasziniert" vom Konzept.

Moderierend schaltete sich Eva Maria Mayer von der Spielzeugecke in die Debatte ein. Ihr Vermieter würde an der Ecke ihres Ladens gerne vier Parkplätze schaffen, die aber bisher nicht genehmigt worden seien. "Das könnte man doch noch mal prüfen." Grundsätzlich fände sie es schade, nachdem sich Bürger seit 2011 an dem Projekt beteiligten, wenn man wegen des aktuellen Widerspruchs mit den Planungen von vorn anfangen müsse.

Peter Stöckle (CSU), stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses, der die Versammlung leitete, erinnerte an den einhelligen Zuspruch seines Gremiums für das Projekt und fragte rhetorisch: "Sind wir uns einig, dass der Willibaldplatz nicht so bleiben soll wie er ist?" Applaus. Im Anschluss schrieben die Anwohner noch ihre Wünsche auf. Die nehmen sich Baureferat und Bezirksausschuss jetzt noch einmal vor, bevor die Behörde endgültig eine Vorlage für den Stadtrat verfasst. Der soll im Herbst über die neue Gestalt des Willibaldplatzes entscheiden.

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