Laim:Sorge um die Sicherheit

Flüchtlingsunterkunft Elsenheimerstraße 48-50, Laim

Einzug im Juli: Bis zu 500 Asylsuchende sollen laut Stadtverwaltung in dem Bürohaus an der Elsenheimerstraße 48 bis 50 einquartiert werden.

(Foto: Florian Peljak)

Anwohner äußern Ängste wegen neuer Flüchtlingsunterkunft in Laim. Die Polizei tritt dem entschieden entgegen

Von Andrea Schlaier, Laim

Wenn in Laim über Wohnheime für Geflüchtete diskutiert wird, muss man sich anscheinend an eine deutliche Polizei-Präsenz gewöhnen. So wieder am Mittwochabend, als Verantwortliche von Stadt, Bezirk Oberbayern und Caritas sowie Ordnungshüter Anwohner über die Unterkunft für Flüchtlinge informierten, die im Sommer in einem ehemaligen Bürokomplex an der Elsenheimerstraße 48 bis 50 bezogen wird. Eine gewisse Alarmbereitschaft herrschte wohl auch, weil die Initiative "Kein Asylantenheim in Laim 2.0", die sich offen rechtsradikal äußerst, im Netz zum Protest aufgerufen hatte. Mag sein, dass die Veranstalter deshalb den 300 Laimern, die in die Turnhalle der Georg-Büchner-Realschule gekommen waren, eingangs vergleichsweise harsch angekündigt hatten, "alle Störungen konsequent zu unterbinden" und gegebenenfalls das Hausrecht anzuwenden. Nichts dergleichen war notwendig.

Innerhalb der straff vom Podium aus geführten Veranstaltung setzte allen voran Rudolf Stummvoll als Leiter des Amtes für Wohnen und Migration die Bürger ins Bild und beantwortete zusammen mit Kollegen die stapelweise schriftlich gestellten Fragen der Bürger. Das Wesentliche: Bei der Lokalbaukommission liegt derzeit der Antrag zum Umbau des Bürogebäudes, in das von Juli an 450 bis 500 Flüchtlinge ziehen sollen. Man gehe derzeit davon aus, dass es sich dabei um alleinstehende Frauen und Männer sowie Familien handele, wohl überwiegend aus Syrien, Irak und Eritrea. Im Haus sollen ihnen Zwei- bis Siebenbett-Zimmer sowie zehn Gemeinschaftsräume zur Verfügung stehen. Zudem wolle man mit den Sportvereinen des SV München von 1880 und dem BSC Sendling kooperieren und auch deren Sportflächen nutzen. "Bei der Stadt München", warb Stummvoll um Vertrauen, "wird viel konzeptionelle Arbeit geleistet, damit die Heime problemlos laufen." Allein 2015 habe man 25 Unterkünfte mit 5500 Plätzen "ans Netz gebracht". 41 weitere seien geplant. Geht man nach den vielen Fragezetteln, treibt viele die Sorge um ihre persönliche Sicherheit um. Auch, weil sich damit die Zahl der Geflüchteten in direkter Nachbarschaft noch potenziere. Zwar ziehen 300 Männer aus der nahen Unterkunft an der Tübinger Straße aus, sobald die Elsenheimerstraße die Türen öffnet, erläuterte Stummvoll. Knapp 300 kommen gleichwohl im Juli/ August in die Pavillons, die an der Zschokkestraße gerade hochgezogen werden.

Es ging an diesem Abend oft um die Angst, sich abends noch alleine auf die Straße zu wagen. "Wir wissen, dass sich das viele nicht mehr trauen, gerade dann, wenn da Fremde, vielleicht auch Dunkelhäutige, unterwegs sind", setzte Peter Gloël, Chef der Polizeiinspektion Laim/Hadern, an, um gleich dagegen zu halten: "Lassen Sie sich nicht ins Boxhorn jagen." Die Sicherheitslage decke sich nicht mit dem "Wandel im Gefühlsleben der Bevölkerung". Und dieses, so hob Gloël hervor, spiele sich "im irrationalen Bereich ab". Trotz massiven Zustroms habe sich die objektive Lage in München innerhalb des vergangenen Jahres verbessert, Sexualdelikte und Straßenkriminalität seien "erheblich" zurückgegangen. "Allerdings gab es einen massiven Anstieg bei Straftaten gegen Flüchtlinge, vor allem aus der rechtsextremen Seite". Gloël forderte auf: "Wenn Sie das Gefühl haben, dass etwas nicht rund läuft, müssen Sie uns anrufen." Seine Kollegen würden die Elsenheimerstraße künftig verstärkt anfahren und Kontakt halten.

Bezirksausschuss-Chef Josef Mögele (SPD) versuchte sich ebenfalls in positiver Bestärkung: "Wir müssen dafür arbeiten, dass die Wohnqualität in Laim so gut bleibt, wie sie ist." Damit sich die Laimer Bürger selbst ein Bild machen können, kündigte Mögele einen Tag der offen Tür in der Unterkunft an. Applaus gab es schließlich für Maria Hemmerlein vom Helferkreis Tübinger Straße, der mit in die Unterkunft an der Elsenheimerstraße zieht: "Es kommen Menschen, keine Straftäter." Die Botschaft hörten viele nicht mehr, denn das Achtelfinale der Champions League war längst angepfiffen.

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