Laim:Routen, Röhren und Ruinen

Laim: Ins Stocken geraten: Das Vorhaben, südlich der Kfz-Zulassungsstelle an der Ludwigshafener Straße ein Kulturhaus zu bauen, verzögert sich.

Ins Stocken geraten: Das Vorhaben, südlich der Kfz-Zulassungsstelle an der Ludwigshafener Straße ein Kulturhaus zu bauen, verzögert sich.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Bei der Bürgerversammlung reden die Laimer über den Verkehr - und hören, dass 2018 das alte Beck-Gebäude fertig wird

Von Andrea Schlaier, Laim

Auch wenn in ihrem Viertel derzeit und in den nächsten Jahren gebaut wird wie lange nicht, treibt die Laimer eines noch mehr um: der Verkehr auf ihren Straßen. 250 von ihnen kamen zur Bürgerversammlung am Dienstagabend in die Turnhalle der Georg-Büchner-Realschule, um konstruktiv Verbesserungen für diese und andere Widrigkeiten des öffentlichen Alltags anzuregen und zu fordern.

Bevor die Bürger ihre insgesamt nur elf Anfragen und Anträge loswerden konnten, setzten Bürgermeisterin Christine Strobl als Versammlungsleiterin und Bezirksausschuss-Chef Josef Mögele (beide SPD) sie darüber ins Bild, was sich in Stadt und Viertel im vergangenen Jahr getan hat. Der Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke wird nach Jahren der Planung und des politischen Hickhacks in Laim bald sichtbar. Wie die Deutsche Bahn, ebenfalls am Dienstag, mitteilte, beginnen im Januar 2018 die Vorarbeiten für dieses Vorhaben. Dazu gehört auch der Bau der neuen S-Bahn-Unterführung, der sogenannten Umweltverbundröhre für den öffentlichen Nahverkehr, Fußgänger und Radler. Sie entsteht parallel zur bestehenden Unterführung. "Unsere Forderung", stellte Mögele zufrieden fest, "wurden erfüllt mit dem Bau der Umweltverbundröhre und guten Umsteigebeziehungen, mit Haltstellen im Tunnel und direktem S-Bahn-Zugang". Für ihn sei aber "vollkommen klar, dass weiter gebaut werden muss. Und zwar die U-Bahn nach Pasing und Freiham." Applaus. Außerdem sei für ihn die Tram, die einmal durch die Fürstenrieder Straße fahren soll, als "leistungsstarke Tangentialverbindung überfällig". Gefordert hat in diesem Zusammenhang später eine Bürgerin, die deshalb bereits in der Bürgerversammlung 2016 ans Mikro getreten war, dass der Öffentlichkeit Zahlen und Fakten des Projekts vorgestellt werden sollen, ehe der Stadtrat in einem Grundsatzbeschluss darüber befindet. Trotz großer Zustimmung der anderen Laimer sei weder dies geschehen, noch habe sie seither eine Antwort der Verwaltung erhalten. Ein weiterer Bürger forderte die Planung der Tram-Westtangente einzustellen zugunsten von Elektro-Bussen. Die seien etwa flexibler einsetzbar, hätten eine bessere Energiebilanz und dafür müssten die Straßen nicht aufwendig umgebaut werden. Der Antrag ging mit 101 zu 55 Stimmen durch.

Eine bestehende Forderung neu vorgebracht hat auch eine Mutter in Vertretung etlicher Elternbeiräte von Schulen und Betreuungseinrichtungen rund um den Laimer Anger. An der Agnes-Bernauer-Straße auf Höhe der Lutzstraße brauche es dringend eine Ampel für die etwa 100 Schüler, die den gefährlichen Bereich täglich passieren müssten. Die Laimer folgten mehrheitlich diesem Vorschlag wie auch ihrem zweiten: Das Klohäuschen für den Laimer Bauernmarkt sei verkehrsbehindernd aufgestellt und erschwere Fußgängern und Radfahrern die Übersicht. Was Verkehrsfragen angeht, regten die Versammelten außerdem mehr Behindertenparkplätze im Laimer Zentrum an sowie eine auch bauliche Entschärfung des Einmündungsbereichs von der Joerg- in die Gotthardstraße. Eine Anwohnerin der Senftenauerstraße wollte unter anderem wissen, ob die geplanten 23 Meter langen Buszüge für die Haltestellen am Hönigschmidplatz sicher und sinnvoll seien. Helmuth Barthe von der Münchner Verkehrsgesellschaft verwies darauf, dass sie sich bereits im ganzen Stadtgebiet bewährt hätten, auch in Wohngebieten wie etwa der Alten Allee in Pasing.

Im Info-Stakkato setzte Mögele seine Mitbürger über laufende und anstehende Bauprojekte in Kenntnis: Die Sanierung der Alte-Heimat-Siedlung ist in vollem Gange - ein gehörloser Bewohner beantragte mit kompletter Unterstützung der Anwesenden, dass die Landeshauptstadt für ihn und seinesgleichen künftig bei Treffen und Infoveranstaltungen in der Anlage Gebärdendolmetscher finanziert. Die Planungen für das Bürgerhaus an der Ludwigshafener Straße sei ins Stocken geraten, auch auf das "Go" zur Umgestaltung des Willibaldplatzes warte man weiter. Immerhin wurde im mit Betreuungsplätzen gerade für Vorschulkinder unterversorgten Laim 2017 das Kinderhaus an der Hogenberg-/Ecke Kirchmairstraße bezogen. Was das "Kulturgut", die alte Glockengießerei an der Mitterhoferstraße, angehe, versuche man, so Mögele, "nach Lösungen zu suchen, die für alle Bürger Laims akzeptabel sind". Und der Dauerbrenner: "Im ehemaligen Kaufhaus Beck sollte man Weihnachten 2018 einkaufen können."

Mit guten Nachrichten konnte der Chef der Laimer Polizeiinspektion, Peter Gloël, nur bedingt aufwarten. Die Zahl der Verkehrsunfälle ging zurück; die der Wohnungseinbrüche und "falschen Gas-, Strom- und Wasserableser", die sich Zutritt zur Wohnung verschafften, um Beute zu machen, habe dagegen zugenommen. Gloël mahnte: "Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit!"

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