Laim:Nur sanieren ist nicht genug

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Zu eng, zu heiß, eine Umkleide für alle: Der Bezirksausschuss fordert eine Erweiterung der bis an die Grenzen ausgelasteten Stadtteilbibliothek und Volkshochschule an der Fürstenrieder Straße

Von Andrea Schlaier, Laim

Regelmäßig rinnt Wasser durchs Dach und zwar in die Räume, in denen sich 50 000 Medien zur Ausleihe aneinanderreihen. Wenn die Sonne im Juli hoch steht, ist es im weitgehend verglasten Flachbau des hinteren Gebäudeteils vor Hitze schwer auszuhalten. In den Büros im Obergeschoss der Stadtbibliothek Laim muss man aus Mangel an Platz die Luft anhalten. Die Raumgrößen liegen weit unterhalb der städtischen Norm. Das Gleiche gilt für die Gesamtnutzfläche von 750 Quadratmetern des kulturellen Treffpunkts, den jährlich 200 000 Laimer aufsuchen.

Nicht anders sieht es mit den Zimmern der Münchner Volkshochschule im dritten und vierten Stock des Frontbaus an der Fürstenrieder Straße 53 aus. Alle vier Kursräume sind mit 2250 Belegungen jährlich praktisch ausgelastet; für den Bewegungsraum fehlt eine geschlossene Umkleide, was bei gemischtgeschlechtlichen Kursen nicht wahnsinnig gut ankommt. Für Sommer 2018 plant die Stadt, zunächst einmal das Flachdach ihrer Immobilie zu sanieren. Auf Antrag des Bezirksausschusses (BA) und eines Antrags von SPD und CSU im Stadtrat macht man sich nun aber auch Gedanken, ob und wie das Haus seine Kapazitäten erweitern könnte.

Mit dem Gestus der Empörung hatte dies der Bezirksausschuss im Juli 2017 gefordert, als er indirekt - also ohne von der Verwaltung vorab miteingebunden worden zu sein - von der Sanierung erfahren hatte. Mit dem "Initiativantrag", so hatte es Ausschuss-Chef Josef Mögele (SPD) formuliert, wolle man vermeiden, "dass man jetzt eine halbe Million Euro in die Sanierung steckt und danach merkt, das ist Blödsinn, wir brauchen an der Stelle viel mehr".

Denn für das 1986 nach Plänen des Architekten Kurt Ackermann erstellte Haus brauche es inzwischen eine Aufstockung: Wegen neuer, großer Wohnungsbaumaßnahmen und der starken Verdichtung im Viertel, hieß es unisono im Antrag der Stadtteilpolitiker sowie der CSU- und SPD-Stadtratsfraktion, müsse die Immobilie erweitert werden, um auch in Zukunft die sehr guten Angebote der Stadtteilbibliothek und Volkshochschule, die dort residieren, für die Laimer Bevölkerung zu erhalten.

Das Kulturreferat kommt im Grunde zum selben Schluss. In einer Vorlage für die Stadtratssitzung am 8. März beschreibt sie dezidiert den Mangel im fünfgeschossigen Gebäudeteil, der direkt an der Fürstenrieder Straße liegt und an den sich anschließenden Flachbau im rückwärtigen Bereich. Die Anzahl von Räumen und ihre Fläche wird ebenso aufgelistet wie die Tatsache, dass Teile der Immobilie an nicht städtische Nutzer fremdvermietet sind. Für die Volkshochschule, die eine Programmausweitung und räumliche Verbesserung des Status quo anstrebe, sei ein Ausweichen in benachbarte Stadtteilzentren unter anderem nicht möglich, weil diese selbst ausgelastet seien. Auch in dem in Planung befindlichen Stadtteilkulturzentrum Laim/Sendling-Westpark an der Ludwigshafener Straße seien hierfür keine Kapazitäten vorgesehen. Was die Stadtteilbibliothek angehe, fehle unter anderem Platz für Medienpädagogik, Veranstaltungen, Büroflächen und ein barrierefreier Zugang zur Kinderbibliothek. Der Flachbau sei darüber hinaus erheblich sanierungs- und modernisierungsbedürftig.

Was also tun? Der Vorschlag des Laimer Bezirksausschusses, den Flachbau aufzustocken, sei ausschließlich "mit einem erheblichen Aufwand realisierbar", befindet das eingeschaltete Baureferat. Die Schachtel trage so ein Konstrukt nicht, vielmehr müsste sie für eine "Mehrgeschossigkeit" abgerissen werden, was auch deshalb mit "erheblichen Kosten" verbunden sei, weil weitere Tiefgaragenplätze zur Verfügung gestellt werden müssten. "Als weitere Möglichkeit Flächen zu gewinnen", so überlegt man im Baureferat, "wäre zu prüfen, ob ein Anbau südlich des erdgeschossigen Bauteils (mit Verkleinerung des Lesegartens)" umsetzbar ist.

Stadtbibliothek und Volkshochschule entwickeln derzeit ein Konzept, wie sich im Haus für beide Synergieeffekte gestalten ließen. Mit dem Stadtratsbeschluss im März soll das Kulturreferat beauftragt werden, mit beiden außerdem ein Nutzerbedarfs- und Raumprogramm zu erstellen, das die Referate hinsichtlich einer Umsetzbarkeit prüfen sollen.

Den Laimer Stadtviertelpolitikern geht die Vorlage nicht weit genug. Sie lehnen sie tatsächlich ab und fordern von vornherein eine "gescheite Bauplanung", die den Komplex als Ganzes im Auge habe, wie Mögele es formuliert. "Das Papier", so SPD-Fraktionssprecherin Martha Mertens, "lässt einen ratlos zurück, was das Kulturreferat mit dem Standort zu machen gedenkt - nämlich nichts". Im Gremium selbst plädiert man zum einen dafür, den nichtstädtischen Mietern im Haus in einem ersten Schritt zu kündigen, was ein Plus an Fläche von 600 bis 700 Quadratmetern entspreche. Außerdem könne man sich auch die Fürstenrieder Straße 53 als künftigen Standort eines Alten- und Service-Zentrums Plus vorstellen, für das man seit Längerem einen Platz mitten in Laim sucht. CSU-Sprecherin Anette Zöllner regt für ein neues Gesamtpaket an, einen professionellen Wettbewerb mit Architekturbüros auszurichten, Grünen-Chefin Jutta Hofbauer warnt gleichzeitig: "Den Vorschlag, den Lesegarten auf Kosten eines Zusatzbaus zu verkleinern, sollten wir uns verbitten!" Und bevor überhaupt Sanierungen in Angriff genommen werden, so Mögele, "wollen wir wissen, was das überhaupt kostet".

© SZ vom 15.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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