Laim:"Nicht kleckern, klotzen"

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In einer Sondersitzung lehnt der Laimer Bezirksausschuss die groß angelegten Um- und Neubauten auf dem Terrain der katholischen Pfarrgemeinde St. Ulrich und der evangelischen Lukas-Schule ab

Von Andrea Schlaier, Laim

Beide Orte sind Kristallisationspunkte des Laimer Gesellschaftslebens. Der eine seit Jahrhunderten, der andere seit 2010. Hier wie da soll gefestigt werden, was ist. Man nennt das Verdichtung. Im einen Fall ist die Rede von groß angelegten Um- und Neubauten auf dem Terrain der katholischen Pfarrgemeinde St. Ulrich. Im anderen vom jungen Schulgebäude der privaten evangelischen Lukas-Schule an der Riegerhofstraße, die durch die lebendigen Partner des SV Laim, der hier seine Dreifachturnhalle stehen hat, zum Magneten geworden ist. In einer Sondersitzung des Laimer Bezirksausschusses (BA) gingen die maximalen Bauwünsche der jeweiligen Antragsteller nicht durch. Bindende Wirkung hat das Votum des BA nicht.

Bei St. Ulrich, dem traditionsreichsten Glied des Laimer Pfarrverbands, hat man gleich mehrere Baustellen. Das Pfarrheim aus den Siebzigerjahren, das von der Agnes-Bernauer-Straße gesehen hinter dem St. Ulrich-Kircherl steht, ist sanierungsbedürftig. Pfarrsaal und Toiletten sind nicht barrierefrei zu erreichen, energetisch lässt der Betonklotz zu wünschen übrig; ein Neubau samt Tiefgarage soll her. Das Pfarrbüro könnte vom denkmalgeschützten Altbau nebenan einziehen, plus Pfarrsaal und Gruppenräumen. In der laufenden Bauvoranfrage bei der Lokalbaukommission (LBK) wird das maximal Mögliche abgefragt: ein Querriegel mit 26 Metern Länge, 16 Metern Höhe. "Sehr voll für die kleine Straße", rügte Anette Zöllner (CSU), wenngleich Ulrike Koller von der Kirchenverwaltung versicherte: "Wir haben noch keine konkreten Planungen".

Große Pläne: Bei St. Ulrich, dem traditionsreichsten Glied des Laimer Pfarrverbands, hat man gleich mehrere Baustellen. (Foto: Lukas Barth)

Zweite Baustellen-Station der Gemeinde ist das denkmalgeschützte Pfarrhaus ein paar Meter weiter. Es soll zum Wohnraum für die Angestellten des Pfarrverbands umgebaut werden, darunter Erzieherinnen, die sich die Miete im teuren München schwerlich leisten können. Eben dieser Klientel soll in einem dritten Schritt auch weiterer Wohnraum an der Ecke zur Lutzstraße zugute kommen - in einem Neubau in direktem Anschluss an das bestehende Mehrfamilienhaus hinter der Tankstelle. Der Mehrheit des Bezirksausschusses war Letzteres zu viel Masse. Zöllner störte sich an der baulichen "Umarmung" des historischen Laimer Kerns.

"Als sehr wohl vergleichbar", hielt Jutta Hofbauer (Grüne) den Antrag der privaten evangelischen Lukas-Schule, was Massivität, Verträglichkeit zur umgebenden Bebauung und Aspekte des Denkmalschutzes angeht. Geschäftsführer Martin Wagner skizzierte den laufenden Vorbescheid, der in zwei Bauabschnitte gegliedert sei. Das ursprüngliche Ziel, ausreichend Raum für das junge, einzügige Gymnasium zu schaffen, habe man nach dem Rat der LBK, "nicht kleckern, sondern klotzen" aufgeweitet. Jetzt wird "zweizügig" geplant. Unterm Strich würde sich damit die Schülerzahl an der Riegerhofstraße, wo bisher in der Hauptsache Mittelschüler lernen, von derzeit 438 auf 900 erhöhen. Im ersten Bauabschnitt will man eine zweistöckige Erhöhung des Querriegels über dem Pausenhof zu den Sportflächen hin und eine einstöckige Erhöhung über dem Südflügel an der Restaurant-Flanke. An die Brandmauer des denkmalgeschützten Wohnhauses an der Riegerhofstraße soll ein Neubau mit Fachräumen angeschlossen werden.

Soll ausgebaut werden: die private Lukas-Schule an der Riegerhofstraße. (Foto: Lukas Barth)

Doch der größte Klotz kommt in Teil zwei: Auf 23 Meter soll ein Turm über der Tiefgarage wachsen, er bliebe damit nur gut zehn Meter unter dem des direkt benachbarten, denkmalgeschützten Paul-Gerhardt-Kirchturms. Ostentatives Stirnrunzeln vor allem bei SPD und Grünen. Während Anette Zöllner (CSU) von einer "Verneigung des Neubaus" vor der Kirche sprach, ist für BA-Mitglied und hauptamtlichen Kirchner der Gerhardt-Gemeinde, Alexander Schöttl (CSU), die Sicht auf den Kirchturm von Süden her verbaut. Ob es denn keine Kollision mit den vielen zusätzlich sportelnden Schülern gebe, wenn diese die Dreifach-Turnhalle des SV Laim nutzen wollten, fragte SPD-Fraktionschefin Martha Mertens den anwesenden SV-Vorsitzenden Gerhard Meier: "Nein, es ist im Erbpachtrecht festgeschrieben, dass wir die Halle nachmittags nutzen und das Recht werden wir nicht ohne weiteres aufgeben." Der Verein hat sein Erbpachtrecht einst an die Schule abgegeben und erhielt dafür die Dreifach-Turnhalle, die beide Partner nutzen dürfen. Das Misstrauen von SPD und Grünen im BA überwog und vereitelte dem Projekt den Zuspruch.

© SZ vom 23.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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