Laim:Mitten ins Herz

Seit Generationen ist die Freizeitstätte an der Von-der-Pfordten-Straße Anlaufpunkt für alle, die groß werden. An diesem Freitag feiert "Das Laimer" mit vielen Gästen sein 50-jähriges Bestehen

Von Andrea Schlaier, Laim

"Es war ein Ort der Freiheit, und da war es egal, ob es zu den Fenstern reinzieht." Als Jugendliche hat Dobrila Young ihren damaligen Freund und späteren Mann zum ersten Mal ins Laimer Kitt begleitet. So nannte sich der Kinder- und Teenietreff an der Von-der-Pfordten-Straße damals. "Allein einen Raum für sich zu haben zum Musikhören oder Unterhalten, Billard- oder Fußballspielen, dafür gab es bei keinem Zuhause Platz." Ohne das Jugendzentrum, das in den Neunzigerjahren in "Das Laimer" umgetauft wurde, hätte man sich nur auf der Straße treffen können.

Laim: Gut gelaunt: Dobrila Young (2. v. l.), ihre Enkelkinder Selina (links) und Jamal (rechts) freuen sich mit der Leiterin Alexandra Krohn auf das Fest.

Gut gelaunt: Dobrila Young (2. v. l.), ihre Enkelkinder Selina (links) und Jamal (rechts) freuen sich mit der Leiterin Alexandra Krohn auf das Fest.

(Foto: Catherina Hess)

In Dobrila Youngs Leben spielte die Einrichtung eine nicht unbedeutende Rolle: Ihre beiden Töchter Michaela und Angelique haben dort nach dem Unterricht in der damaligen Hauptschule Fürstenrieder Straße Mittag gegessen und Hausaufgaben gemacht, "Mädchenstunden" genossen und sind mit den Gruppen in den Ferien verreist. "Vieles", sagt Young, "was ich ihnen als berufstätige Mutter nicht ermöglichen konnte, haben sie hier bekommen". Inzwischen kommt auch die Enkelin Selina, um auf dem Abenteuerspielplatz zu hämmern und zu werkeln. Und natürlich ist die Großfamilie dabei, wenn an diesem Freitag, 8. Juli, das 50-jährige Bestehen der Freizeitstätte des Kreisjugendrings München-Stadt gefeiert wird.

Laim: Seit Generationen ist die Freizeitstätte an der Von-der-Pfordten-Straße Anlaufpunkt für alle, die groß werden.

Seit Generationen ist die Freizeitstätte an der Von-der-Pfordten-Straße Anlaufpunkt für alle, die groß werden.

(Foto: Schellnegger)

Klar ist, dass sich in einem halben Jahrhundert in der Institution für junge Laimer Wesentliches geändert hat. Das Haus, 1965 von Architekt Peter Buddeberg geplant und 2011 von Aichner Kazzer Architekten in großem Stil saniert und erneuert, hat sich vielfach gehäutet. Nicht nur das Alter der Zielgruppen wandelte sich - so gehörten Grundschüler zeitweise nicht zur Klientel. In den Siebzigerjahren trafen sich hier auch die mitunter noch bartlosen Beatniks. "Der Party- und Musikbereich war einmal der Schwerpunkt", erzählt "Laimer"-Chefin Alexandra Krohn, seit 19 Jahren im Haus. Alle zwei Wochen stieg eine Fête: "Als ich hier angefangen habe, wurde noch Bier an Jugendliche ausgeschenkt und geraucht." Doch von diesem Konzept hat sich der Kreisjugendring München-Stadt längst verabschiedet. Flankierend gab es aber auch damals reichlich Beschäftigungsmöglichkeiten - ob in Fahrradwerkstatt, Fotolabor oder beim Töpfern.

Laim: Das pädagogische Angebot im Jugendzentrum räumt der schulischen Betreuung mehr Raum ein.

Das pädagogische Angebot im Jugendzentrum räumt der schulischen Betreuung mehr Raum ein.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Liest man die alten Artikel, die Norbert Winkler vom Historischen Archiv Laim für die Feierlichkeiten herausgesucht hat, findet sich durch die Jahre eine Konstante: das Engagement der Nutzer. Die Jugendlichen legten sich immer für das Haus ins Zeug, renovierten, strichen - selbst, wenn das städtische Baureferat den Einsatz nicht immer goutiert haben soll. Auch beim letzten großen Wandel der "Laimer"-Adresse sind Kinder entscheidend in Erscheinung getreten. Beim Oberbürgermeister hatten die Grundschüler aus der Fürstenrieder Straße einen Abenteuerspielplatz für Laim beantragt. Der ist im Zuge der prächtig gelungenen Generalsanierung auf den 800 Quadratmetern neben der Einrichtung tatsächlich genehmigt und realisiert worden. Ein Budendorf pittoresk wie aus einem Asterix-Comic.

Beim Blick zurück stellt Alexandra Krohn fest, dass sich nicht nur die Hardware geändert hat: "Auch die Kinder sind anders geworden, strebsamer, die Schule hat einen größeren Stellenwert." Früher seien viele direkt nach dem Unterricht gekommen und erst abends um neun gegangen, "bis wir sie rausgefegt haben". Das pädagogische Angebot im Jugendzentrum räumt der schulischen Betreuung mehr Raum ein, ob es Quali-Kurse sind oder Bewerbungsgruppen. "Viele bereiten auch Referate bei uns vor, weil wir technisch und im Medienbereich viel besser ausgestattet sind als sie zu Hause - übrigens auch besser als manche Schule." Und seit vergangenem Jahr gibt es Wlan im Haus: "Das ist es, was Jugendliche heute auch brauchen." 40 bis 60 Besucher zählt Krohn im Schnitt täglich - darunter auch "die Jüngeren", die auf dem Abenteuerspielplatz Säge und Hammer in die Hand nehmen, Kindergeburtstag feiern oder sich beim Lagerfeuer treffen.

Dobrila Youngs Enkelin Selina, sechs Jahre alt, trifft man regelmäßig im "Laimer". Und auch die Oma, 49 Jahre jung, ist dem Jugendzentrum noch so verbunden wie in lange vergangenen Tagen: "Ich wohne seit 22 Jahren gegenüber und nutze für private Zwecke gern den großen Raum, den man zum Feiern mieten kann. Für mich ist das nach wie vor ein tolles Haus!"

An diesem Freitag, 8. Juli, feiert "Das Laimer", Von-der-Pfordten-Straße 59, von 14.30 bis 17 Uhr mit Kindern und Jugendliche sein Jubiläum an vielen Spielstationen. Um 17.30 Uhr begrüßt KJR-Vorsitzende Stefanie Lux die Gäste, im Anschluss treffen sich alte und neue Freunde des Jugendzentrums rund um das Fest-Buffet.

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