Laim:Mit frischem Blick

Die kleinen Künstler im Kindergarten Topolinos interpretieren die Werke der Gruppe "Blauer Reiter" auf überraschende Weise neu

Von Melanie Staudinger, Laim

Emilian schaut aufgeregt. "Komm, wir bringen die zwei Bilder ins Lenbachhaus", sagt der Junge und schaut auf die beiden gut zwei Meter langen Papierbahnen, die er mit den anderen Kindern im "Kinderhaus Topolinos" in Laim bemalt hat. Die anderen geben ihm Recht. Da ist den jungen Künstlern wieder ein kleines Meisterwerk gelungen. Schon seit Längerem arbeiten die Drei- bis Sechsjährigen an einer Ausstellung, die im Februar an zwei Tagen zu sehen ist - natürlich nicht im Lenbachhaus, wie der kleine Emilian es gerne hätte, sondern in den Räumen des Kindergartens. Die Schau steht unter dem Motto "Gelber Topo trifft Blauen Reiter".

Und da die Kinder nicht einfach nur malen, sondern auch etwas lernen sollen, hat Kita-Leiterin Christiane Greve mit ihrer Auszubildenden Julia Borsdorf ein mehrwöchiges Begleitprogramm entwickelt, das aus Besuchen im Lenbachhaus, Malstunden und anderen kreativen Aktionen besteht. Das Thema hat einen dreifachen Hintergrund. Zum einen lässt sich das Programm der Künstlergruppe Kindern gut vermitteln. Expressionisten malten, was sie fühlten. Ein wenig wie Kinder eben, sagt Greve. Zweitens hat Gabriele Münter vor genau 60 Jahren Werke der Blaue-Reiter-Künstler dem Lenbachhaus geschenkt - ein Jubiläum, das die Einrichtung im Herbst mit einer großen Ausstellung feiert. Drittens macht sich die Kita-Leiterin Greve selbst ein Geschenk: Sie feiert im März ihren 60. Geburtstag.

Laim: Kinder-Kopie und Original: "Das blaue Pferd" von Franz Marc.

Kinder-Kopie und Original: "Das blaue Pferd" von Franz Marc.

(Foto: Florian Peljak/oh/Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München; SZ-Collage)

Mit Kunst kennen sich die Topolinos aus, schließlich ist ihr Kindergarten eine Referenzeinrichtung für Kunstpädagogik. Das bedeutet, dass vieles im Tagesablauf künstlerisch gestaltet ist, und die Mitarbeiter anderer Kitas eigens an die Mitterfeldstraße kommen, um sich dort zu informieren, wie sie Kindern Kunst näherbringen können. Seit 18 Jahre führt Greve den Kindergarten nun schon, und in dieser Zeit hat sie ihre Methoden immer weiter verfeinert. Mit den vier- bis sechsjährigen Kindern war sie bereits mehrfach im Lenbachhaus. Die Kleineren schauen sich Fotos der Originale im Kindergarten an - etwa "Der Tänzer" von Alexej von Jawlensky oder "Das blaue Pferd" von Franz Marc.

Mindestens 40 Minuten, eher eine Stunde sitzt Greve mit den Kindern vor einem Kunstwerk. Die Mädchen und Jungen betrachten das Bild und beantworten dann Fragen dazu. Zurück im Kindergarten malen die Kinder dann das Kunstwerk in ihrer eigenen Interpretation. Einige Gemälde ähneln dem Original verblüffend, andere sind ganz eigen gestaltet. Neben diesen Kunstbetrachtungen mit anschließendem Malen sollen die Topolinos intensiv in die Welt der Farben und der Malerei eintauchen dürfen. An einem Tag legten sie ein Papier in einem nach oben offenen Karton. Dann tropften sie Farben darauf und bewegten sich zur Musik. Skurrile Kombinationen entstanden. An einem anderen Tag kamen alle Kinder in ihrer Lieblingsfarbe und wurden so fotografiert.

Jetzt stehen Farbe und Bewegung im Mittelpunkt. Julia Borsdorf legt den Soundtrack zu "Jenseits der Stille" ein. Jedes Kind bekommt ein Stück Kreide. Im Rhythmus der Klänge sollen sich die Mädchen und Buben bewegen und dazu malen. Die einen sind vorsichtig, andere trauen sich sofort und wälzen sich über die Papierbahnen. Nur Anton schaut erst mal mit Zurückhaltung zu. "Passt auf, sonst zerreißt ihr das Papier", mahnt der Kleine. Ein so schönes Bild soll nicht wegen einer Unachtsamkeit kaputtgehen.

Die Ausstellung "Gelber Topo trifft Blauer Reiter" ist am Freitag, 10. Februar, während des normalen Kita-Betriebs und am Samstag, 11. Februar, von zehn bis 16 Uhr geöffnet. Am Samstag gibt es Führungen. Die Werke sind zu sehen im Hort, Valpichlerstraße 70, und im Kindergarten sowie der Krippe an der Mitterfeldstraße 8.

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