Laim:Kistenweise Probleme

Gravierende Baumängel, akute Platznot: Auch an Laimer Schulen rächen sich jahrelanges Abwarten und fehlende Investitionen. In einer Hauruck-Aktion stellt die Stadt nun in Serie Containeranlagen auf - die Pavillonitis grassiert

Von Andrea Schlaier, Laim

Förderung und Differenzierungsunterricht, natürlich, bloß wo? Nicht mal für ein Entlastungs-Tipi im Schulhof samt Betreuungsraum hatten sie Platz an der Grundschule Fürstenrieder Straße. Die Mittelschule, die mit ihr das Haus teilt, stellte dieses Jahr bereits den eigenen Physiksaal für die Erst- bis Viertklässler zur Verfügung, damit die überhaupt noch über die Runden kommen. Bei den Kollegen an der Grund- und Mittelschule Schrobenhausener Straße sieht es ebenfalls finster aus. Die heruntergekommene Turnhalle und das zu Wenig an Klassen- und Betreuungszimmern hat schon vor Jahren Schlagzeilen gemacht. Genauso wie der zeitweise gesperrte Sportbereich an der Grundschule Camerloherstraße. Der Bezirksausschuss mahnt stetig wegen "gravierender Baumängel". Nach Jahren eklatanten Notstands und aufreibenden Improvisationsmühen von Rektorinnen und Rektoren hat das Bildungsreferat mittlerweile Neubauten in unterschiedlichen Ausprägungen in Aussicht gestellt. Aber das dauert. Container sollen vorübergehend helfen.

Fürstenrieder Schule in München, 2011

Grund- und Mittelschule Fürstenrieder Straße.

(Foto: Florian Peljak)

In einer Hauruck-Aktion will die Stadt in Serie Pavillonanlagen an Schulen aufstellen, 17 noch in diesem, 30 im nächsten Jahr - so auch an der Fürstenrieder-/ Schrobenhausener-/ und Camerloherstraße. Mit dem "Aktionsprogramm Schul- und Kita-Bau 2020" soll eine "bedarfsdeckende Schulinfrastruktur" auf den Weg gebracht werden. Argumentiert wird mit dem erheblichen Anstieg der Münchner Bevölkerung, was eben auch eine größere Zahl an Schülern nach sich ziehe. Hinzu kommt, dass bereits davor ein Stau produziert wurde, weil der bestehende Bedarf nicht gedeckt worden war. Um die Mammutaufgabe zu stemmen und genügend Raum zur Verfügung stellen zu können, muss improvisiert werden. Münchner Schulhöfe werden sich großflächig zu Container-Landschaften verwandeln. Die Pavillonitis grassiert.

Aus Sicherheitsgründen gesperrte Turn- und Schwimmhalle an Münchner Schule, 2012

Grundschule Camerloherstraße.

(Foto: Stephan Rumpf)

Grund- und Mittelschule Fürstenrieder Straße

1 Wie es scheint, plant das Bildungsreferat hier am ganz großen Rad zu drehen - mit Verzögerung: Erst mit Beginn des Schuljahres 2016/2017, so kündigt die Behörde an, werde im kleinen Schulhof eine Containeranlage mit vier Klassenzimmern, zwei Ganztagesaufenthaltsräumen, einem Team- und einem Abstellraum entstehen. Was an Zwischenraum übrig bleibt, nennt sich offiziell noch immer "Pausenbereich". Die Situierung, so gestehen die Planer ein, "ist sicherlich für den Schulsportbetrieb nicht ganz einfach."

Laim: Grund- und Mittelschule an der Schrobenhausener Straße.

Grund- und Mittelschule an der Schrobenhausener Straße.

(Foto: Robert Haas)

Doch parallel wolle man nun angehen, was Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) bereits im vergangenen Jahr angedeutet hatte: Die "Schließung der Baulücke an der Agnes-Bernauer-Straße, wo freitags der Bauernmarkt stattfindet (siehe Foto). Auf dem Grundstück könne dann weiterer Raum für beide Schulen gewonnen werden. Darüber hinaus denkt man im Bildungsreferat über ein Gesamtkonzept nach, das die beiden Schulen ebenso umfassen solle wie die direkt benachbarten Kindertageseinrichtungen an der Mathunistraße 4 und 6 sowie dem Riegerhofweg 5. Das Baureferat prüfe gerade eine entsprechende Machbarkeitsstudie. Dem möglichen Aufschrei der einzelnen Häuser hält man die blanke Not entgegen: "Wir werden aufgrund der allgemeinen Flächenknappheit nicht umhin kommen, unsere Grundstücke komprimierter zu bebauen und die bau- und planungsrechtlichen Möglichkeiten (. . .) auszuschöpfen."

Grund- und Mittelschule Schrobenhausener Straße

2 Hier soll ebenfalls mit Beginn des Schuljahres 2016/2017 ein Pavillondorf mit acht Klassenzimmern, zwei Ganztagsaufenthaltsräumen sowie einem Teamraum für die Grundschule und ein Abstellraum entstehen. Die parallel laufende Planung für die gewaltige Erneuerung auf dem Areal - "Abbruch Sporthalle, Abbruch Altpavillon, Errichtung einer Dreifachsporthalle, Erweiterung der beiden Schulen mit einem Neubau" - will man durch die Containerzeile weder zeitlich noch räumlich behindern. In der Mittagsbetreuung (siehe Foto) muss man während des Übergangs weiter eng zusammenrücken.

Grundschule Camerloherstraße

3 Auch an der Camerloherstraße muss man bis zu einer realistischen Entlastung bis zum Schuljahr 2016/2017 warten. Dann soll hier eine Anlage mit sechs Klassenzimmern, zwei Ganztagsaufenthaltsräumen plus einem Teamraum für die Grundschule, ein Abstell- und Mittagsbetreuungsraum in Angriff genommen werden. Das Bildungsreferat verspricht der Rektorin schriftlich: "Die Planungen für den Neubau der Grundschule werden von uns parallel weiter stringent betrieben." Die Pavillons sollen auch hier dem Neubau nicht im Wege stehen. In der Vergangenheit musste der Sportbereich wegen baulicher Mängel gesperrt werden (siehe Foto).

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