Laim:Kammerspiel-Twists

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Phil Vetter (li.), seit langem mit Stimme und Gitarre als Großstadt-Philosoph unterwegs, spielte im Interim mit Jürgen Reuter und Dominik Scholz. (Foto: Silvia Werhahn (oh))

Folkpop-Sänger Phil Vetter begeistert bei der Laimer "Internale"

Von Andrea Schlaier, Laim

Für Stunden wie diese ist das Festival gemacht. Phil Vetter, dieser unprätentiöse Großstadt-Philosoph, zupft mit wenigen Gitarre-Akkorden einen Sound-Floor in den Raum, über den er dann mit erstaunlicher Beiläufigkeit seine Balladen schickt. Die schlurfen bedächtig durchs Leben oder drehen sich unnachgiebig wie ein Sog und angetrieben von belcanto-haften Twists in die Höhe. Hier verfolgt man eine Kunst als Kammerspiel mit nahezu theatraler Aufmerksamkeit. Denn im Gegensatz zum üblichen Club-Feeling klappert hier keiner hinten an der Bar mit irgendwas rum und das Publikum ist zu nah dran, um in schierer Tuchfühlung mit dem Künstler einen Ratsch zu wagen. Wir befinden uns in einem ehemaligen Kirchenraum, dem Laimer Interim, wo unter denkmalgeschütztem Holztonnengewölbe dieses Jahr zum vierten Mal eine kleine Reihe um die Zuschauergunst geworben hat. "Internale" heißt das Festival der akustischen Musik, das am Sonntagabend nach vier Tagen zu Ende gegangen ist.

Phil Vetter, Liedermacher, in seinen Worten "Urban Folk Pop Singer", war am Freitag dran, dem Pop-/Rock-Abend des Events. Jeder Tag war einem anderen Genre gewidmet, vertreten durch zwei Bands. Vor dem Weilheimer Songwriter, der mit Jürgen Reuter am Bass und Dominik Scholz am Schlagzeug schon mal vor der Veröffentlichung Ausschnitte aus seinem im kommenden Frühjahr erscheinenden formidablen Album hören ließ, standen die Folk-Pop-Kollegen von Triska auf der Bühne. Heidi Triska und Partner Gerald Huber hatten, begleitet von Hannes Frisch an der Gitarre und Alessio Mattio am Bass, das Feld aufs Feinste bereitet. Jazz war am Tag zuvor dran, Klassik danach und kraftvolle Volksmusik mit der Münchner Salettlmusi machte am Sonntag den Schluss.

Dass die Bude nicht vom ersten Tag an gerammelt voll war, bedauerten die Veranstalter. Hausherr Hans Falter vom ehrenamtlich getragenen Kulturhaus Interim zum einen, die Mitglieder des Laimer Bezirksausschusses zum andern. Denn Letztere finanzieren das Festival, um im ansonsten kulturdezenten Viertel mal ein pralles Programm vor der Haustür zu bieten. Dass man vor der Bühne nicht im Pulk zum Wogen kam, trübte den Genuss in keiner Weise.

© SZ vom 16.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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