Laim:Es stinkt zum Himmel

Wertstoffinseln

Ort des Ärgernisses: die überquellenden Müllbehälter in Laim.

(Foto: privat)

Die vielerorts zugemüllten Wertstoffinseln stören immer mehr Anwohner. Verschärft wird das Problem durch die Altkleidercontainer der Stadt

Von Andrea Schlaier, Laim

Es ist nur ein Beispiel von vielen in der Stadt: Im Bereich Friedenheimer/ Agnes-Bernauer-Straße stinkt es den Anwohnern seit Jahren gewaltig. An warmen Sommertagen zieht der Mief bis hinauf zu ihren Balkonen. Er kommt von unten, der östlichen Flanke des Tengelmann-Supermarktes, wo die Wertstoff-Container stehen. Wenn die Behälter oft mit lautem Scheppern und Klirren bis an den Rand gefüllt worden sind, türmen sich davor regelmäßig bunt gefleckte Inseln aus Mülltüten. Aus den mitunter aufgeplatzten Taschen quillt alles Mögliche, nicht nur das, was hier offiziell abgegeben werden darf. Ungeziefer lässt sich da nicht lange bitten.

Und seitdem die Stadt direkt daneben einen Altkleidercontainer stehen hat, finden sich neuerdings auch Matratzen, Lattenroste oder Kinderwagen. Seit Jahren versuchen Anwohner in Kooperation mit dem Bezirksausschuss (BA) die Betreiber-Firma Remondis für die Zustände in die Pflicht zunehmen. Jetzt haben sich Verantwortliche des Unternehmens als auch die des Abfall-Wirtschaftsbetriebes München (AWM) im Laimer BA zu dem Phänomen erklärt, das kein speziell Laimerisches ist. "Wir sind uns alle einig, dass unsere Bürger Dreckbären sind", stellt nach langer Diskussion Bezirksausschuss-Chef Josef Mögele (SPD) nüchtern fest. Zuvor hatte Christiane Wild-Rittner vom Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) noch gefragt, wieso gerade der Bereich an der Friedenheimer Straße "derart missbraucht wird, obwohl Remondis versucht, den Müll immer wieder wegzumachen".

Entsorgung ist in Deutschland ein so kompliziertes und komplexes Feld, das Bürger sich schwer tun, einen Ansprechpartner für ihr stinkendes Problem auszumachen. Wild-Rittner stellt klar: "Das Duale System Deutschland ist Betreiber des Mülltrennungssystems, das bundesweit seit Jahren ein Problem darstellt." Die Landeshauptstadt sei nicht involviert. "Die deutsche Verpackungsverordnung sieht nicht vor, dass die Stadt Aufsicht oder Kontrolle hat, sondern ein privates Unternehmen, das das gewinnbringend macht." Einzig den Grund müsse München für die privatisierte Sammlung an den Wertstoffinseln zur Verfügung stellen, weil jeder Bürger an dem Prozess teilnehmen können muss.

Die Firma Remondis, die die Container leert, hat demzufolge keinen Vertrag mit der Stadt, sondern mit dem Dualen System Deutschland. Im dicht bebauten München, so die AWM-Vertreterin, tue man sich schwer mit noch mehr Aufstellplätzen: "Wenn sie die Container bei dem Parkdruck dann auf zwei Parkplätze stellen, haben sie sofort einen Aufschrei." Es bräuchte mehr Platz, zumal die Bevölkerung ja weiter wachse. Und damit gibt es mehr Wertstoffe. Etwa 1000 solcher Inseln gebe es in der Stadt. Ärger gibt es in Laim etwa auch an der Nördlinger Straße. "Es ist bekannt, dass auch Gaststätten hier entsorgen." Das sei nicht verboten, aber: "Wer kann schon kontrollieren, ob da haushaltsübliche Mengen eingeworfen werden."

Wo es besonders unerfreulich läuft, rufen die Anwohner gerne mal bei Remondis an und fordern Abhilfe. Werner Schriefl vom Unternehmen zufolge habe man bereits in größerem Stil reagiert: "Bis zu 25 Tonnen Müll, der außerhalb der Container liegt, sammeln wir im Monat ein. Eine ziemliche Hausnummer!" Vor vier Monaten habe man außerdem einen neuen Leerungsturnus eingeführt: "Von Montag bis Samstag wird jeder Standort mindestens alle vier Tage angefahren." Seitdem habe man das Überfüllungsproblem zum größten Teil in den Griff bekommen. Von Montag bis Freitag seien zudem sechs Teams zu je drei Mann unterwegs, um die gelben Kisten zu reinigen.

In Laim wird am Standort Nördlinger Straße, der in der Bevölkerung als verkehrlich problematisch gilt, jetzt das Kreisverwaltungsreferat zu Hilfe gezogen, verspricht Wild-Rittner. Für den Standort Friedenheimer Straße gibt es auch nach langen Ausführungen keine grundsätzliche Lösung, nur einen zweiten konkreteren Ansprechpartner für das Begleitproblem des Standorts. Denn seit die Stadt hier ihre eigenen Altkleidercontainer stehen hat, kommen zum Plastik-, Glas- und Alu-Müll auch noch Wäscheberge hinzu. Man habe in der ganzen Stadt große Schwierigkeiten mit klemmenden Diebstahl-Klappen gehabt. "Wir haben nachgebessert", entschuldigt sich Wild-Rittner. CSU-Fraktionssprecherin Anette Zöllner konstatiert: "Um das ganze Problem zu lösen, müsste man das System ändern." Ihr Vorschlag: das Angebot entsprechender Sammelstellen etwa auf den städtischen Wertstoff-Höfen.

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