Laim:Ein Abriss hallt nach

Laim: Denkmal: Die historische Werkhalle steht unter Schutz.

Denkmal: Die historische Werkhalle steht unter Schutz.

(Foto: Josef Mögele)

Die Lokalpolitiker fordern, die Glockengießerei in Laim zu erhalten und auf den benachbarten Flächen möglichst wenig zu bauen

Von Andrea Schlaier, Laim

Das wollen sie nicht auf sich sitzen lassen im Laimer Bezirkausschuss (BA), dass sie sich nicht mit dem nötigen Herzblut eingesetzt hätten für den Erhalt der Villa der ehemaligen Glockengießerei Oberascher an der Mitterhoferstraße 7. Das Wohnhaus der Fabrikantenfamilie wurde vor kurzem trotz erheblichen Protests von Stadtviertelpolitik und Bürgern dem Erdboden gleichgemacht; die dahinter liegende historische Werkhalle dagegen hat das Landesamt für Denkmalpflege nach erheblichem Drängen des BA in Zusammenarbeit mit Historischem Verein und Historischem Archiv des Viertels noch einmal eingehend untersucht und gerade nachträglich zum Denkmal erklärt.

"Das begrüßen wir natürlich", erklärte in der Bezirksausschusssitzung die SPD-Fraktionsvorsitzende Martha Mertens. Dass die 1909 errichtete Villa selbst nicht gerettet werden konnte, bedauerte und kritisierte das Gremium dagegen quer durch alle Fraktionen. Gleichzeitig, so CSU-Fraktionschefin Anette Zöllner, "wehre ich mich vehement dagegen, dass uns vorgeworfen wird, wir hätten uns nicht engagiert". Sie spielt dabei auf Kritik aus Reihen der Bürger an. Bereits 2014, als die ersten Baumfällungen auf dem Grundstück verfügt worden seien, sei man zur Stelle gewesen. "Dann kamen die ersten Anträge, die uns sehr überrascht haben." Vielleicht sei man damit einfach nicht so an die Öffentlichkeit gegangen, weil es sich um ein heikles Thema handle.

Das Sozialreferat hat sich nach eigenen Angaben auf dem Grundstück, das inzwischen dreigeteilt ist, an einen der Investoren gewandt, damit dieser für die Behörde ein "Mischprojekt" entwickle: Es geht um etwa 75 Wohnungen für Flüchtlinge mit humanitärem Bleiberecht, darunter auch Familien und unbegleitete Heranwachsende. Angegliedert sind Werkstätten und sogenannte Lernräume.

Der BA hatte sich sowohl gegen die erhebliche Baudichte an dem Eckgrundstück zur Schäufeleinstraße hin ausgesprochen, als auch für den damit einhergehenden Abriss der Villa der ehemaligen Eigentümer-Familie Oberascher, die man zusammen mit der 1906/1907 erbauten Glockengießerei als Ensemble betrachtet hat.

Im zeitlichen Zusammenhang mit dem Abriss des Wohnhauses wurde ohne rechtliche Genehmigung, so ein Sprecher des städtischen Planungsreferates, der Glockenturm der Tage zuvor unter Denkmalschutz gestellten Glockengießerei abgebrochen. Eine in der Sitzung des Bezirksausschusses anwesende Nachbarin berichtete, den Vorfall beobachtet und die Stadt umgehend darüber informiert zu haben, woraufhin die Demontage eingestellt worden sei. In die Korrespondenzen, die zwischen Ausschuss und Verwaltung in der Sache anhaltend hin und her gehen, wollte sie Gremiums-Chef Josef Mögele (SPD) aber dennoch nicht umfänglich Einblick nehmen lassen.

"Der Fall war lange Zeit eine Geheimnistuerei, dadurch ist ein Kuddelmuddel hereingekommen", so Anette Zöllner, "das ist auch ungut für die Nachbarschaft!" Sie und die Kollegen seien selbst hingehalten worden, und hätten nie erschöpfende Auskunft von den zuständigen Stellen der Stadtverwaltung erhalten. Das aktuelle Fazit in Übereinstimmung mit dem gesamten Gremium zog Mögele: "Wir wollen, dass die Glockengießerei erhalten wird und auf dem Grundstück auf keinen Fall so ein riesiges Bauvorhaben gepflastert wird."

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