Laim:Die Welt und der Stadtteil

Lidia Rabenstein Pfarrerin evangelische Paul-Gerhardt-Kirche Laim

Aus der Ferne nach Laim: Lidia Rabenstein tritt am Sonntag ihr Amt als Pfarrerin an.

(Foto: privat)

Koffer packen und in unbekannte Gemeinschaften eintauchen ist fester Bestandteil ihres Lebens geworden. Am Sonntag ist in der Laimer Paul-Gerhardt-Kirche der Einführungsgottesdienst für Pfarrerin Lidia Rabenstein

Von Andrea Schlaier, Laim

Diese beiden Mahnungen hat Lidia Rabenstein von ihrem Vater mitbekommen: "Wenn du den Koffer packst, soll die Hälfte darin für andere Menschen sein" und "Komm mir nicht mit dem Satz, ich kann nicht jeden retten. Dort, wo du gerade bist, bist du gefragt." Diese Haltung begleitet die Tochter, seit sie denken kann. Im Grunde, sagt die 55-Jährige, seit sie in Brasilien als eines von fünf Kindern eines evangelischen Missionar-Ehepaares aus Bayern geboren wurde.

Koffer packen und in unbekannte Gemeinschaften eintauchen ist fester Bestandteil ihres Lebens geworden. Erst waren es die Eltern, die sie die Weite der Welt kennenlernen ließen, später brach sie selbst als Theologin auf, um rund um den Erdball zu wirken. Jetzt legt die Mutter einer Tochter einen Stopp in der evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde in Laim ein. An diesem Sonntag, 21. Januar, ist um 10 Uhr der feierliche Einführungsgottesdienst für die dritte Pfarrerin der Kirche an der Mathunistraße 25.

Seit zwei Jahren ist Lidia Rabenstein wieder zurück in München, wo sie in verschiedenen Kirchengemeinden und im Bogenhausener Krankenhaus als Seelsorgerin im Einsatz war. Ihr Mann, Michael Preß, hat seither die Hochschulpfarrstelle an der LMU inne, das Paar lebt mit Tochter Hanna in einer Dienstwohnung der dazugehörigen St.-Markus-Kirche im Univiertel. In der Stadt also, in der die beiden Theologen sich kennengelernt und von 1997 bis 2002 die erste gemeinsame Pfarrstelle in der Vaterunserkirche in Oberföhring angetreten hatten. "Die erste Stelle", sagt Lidia Rabenstein, "ist die Liebesstelle, die vergisst man nicht und die Gemeindemitglieder haben uns auch nicht vergessen". Denn 2002 verließ die inzwischen kleine Familie für 13 Jahre Deutschland. Und die Oberföhringer schickten ihr die Post bis ans andere Ende der Welt nach.

Nach Zwischenstopp in Australien ging's zunächst für sieben Jahre auf die Fidschi-Inseln. Die 55-Jährige erinnert sich: "Über 300 Inseln und ein riesiges Meer drumherum, da muss man sich erst mal umschauen." Natur, Kultur und Religion verschmelzen dort; Rabensteins Mann hat es in einem Brief an seine Münchner Hochschulgemeinde so formuliert: "Dort gehört Gott so natürlich zum Leben, dass er in der Großfamilie genauso zu finden ist wie in der Kokosnuss, die aus der scheinbar braunen toten Frucht zu neuem Leben erwacht ...".

Was seine Frau aus dieser Zeit vor allem mitgenommen hat: "Wenn man dort was macht, lädt man alle ein". Alle Konfessionen, alle gesellschaftlichen Gruppen. "Gegenseitige Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und Offenheit haben ich von den Menschen dort gelernt." Damit die Paul-Gerhardt-Gemeinde einen Eindruck von dieser Vergangenheit ihrer neuen Seelsorgerin erhält, hat sie in der Gemeinde ein eigenes Büchlein ausgelegt, das sie über die Zeit dort geschrieben hat.

Von der Zeit als Pfarrerin der Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde in Singapur, die sich in den folgenden sechs Jahren anschloss, erzählt Rabenstein den 7300 Laimer Gemeindemitgliedern dann bei Interesse auch. Überhaupt lege sie Wert auf gegenseitigen Austausch. Die Aufnahme in diesem Kreis, sie ist bereits seit einigen Monaten als Springerin in Laim eingesetzt gewesen, habe sie motiviert, sich für die ausgeschriebene Stelle zu bewerben: "Die Leute haben mich mit so viel Freundlichkeit willkommen geheißen." Jetzt gelte es erst mal, sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen.

Für den Einführungsgottesdienst mit Dekan Christoph Jahnel wählte Lidia Rabenstein Psalm 36, 10 "Bei dir ist die Quelle des Lebens". Denn der berge ihre Lebenserfahrung: "Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen." Die Neue, daraus machte sie der Gemeinde gegenüber keinen Hehl, ist eine Wandlerin. "Ich habe hier gleich gesagt, fragt mich bitte nicht, wie lange ich bleibe."

Jetzt ist sie aber erst mal da, und bei der sonntäglichen Feier werden nicht nur ehemalige Wegbegleiter aus Oberföhring in den Kirchenbänken sitzen, sondern auch welche aus Singapur. Und auch Lidia Rabensteins Vater, der ihr schon in Brasilien geraten hatte, da, wo sie gerade ist, zu wirken.

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