Laim:Der Aufzug mit dem Schneckentempo

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Seit Jahren warten die großteils gebrechlichen Bewohner des Thomas-Wimmer-Hauses auf einen neuen Lift. Nun muss die Gewofag einräumen, dass sich der Einbau nochmals um Monate verzögert

Von Andrea Schlaier, Laim

Götz Keßler ist in der Regel keiner, der - sprachlich gesehen - auf den Putz haut. Damit wäre der Leiter der Immobilien- und Bestandsentwicklung der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewofag auch schlecht beraten - bei den vielen Konflikten zwischen Bauherren und Bewohnern, die es zu lösen gilt. Doch im Laimer Bezirksausschuss (BA) ist Keßler jetzt ungewöhnlich deutlich geworden: "Das ist, auf gut deutsch gesagt, eine beschissene Situation, saublöd, aber wir können es nicht ändern." Er spricht von dem neuen Aufzug für das sieben Stockwerke hohe Thomas-Wimmer-Haus, in dem 100 Menschen leben, die meisten von ihnen alt, gebrechlich oder behindert. Die Inbetriebnahme verzögere sich erneut um drei Monate. Der alte Lift hat oft Aussetzer, die Mieter können ihre Stockwerke dann nur mit Hilfe eines Tragedienstes verlassen. Duschen und Badezimmer, allesamt im Erdgeschoss, sind dann unter Umständen unerreichbar.

Das Thema hat sich längst zum Politikum entwickelt. Es ging so weit, dass im Sommer 2014 eine Abordnung des Stadtrats das Haus inspizierte, das zur Siedlung Alte Heimat gehört. Eine Nachkriegs-Anlage, die einst für ausgebombte Münchner gegründet wurde, und nach wie vor qua Stiftungszweck für "körperlich und geistig behinderte Münchner" und solche mit kleinem Etat Heimstatt ist. Die Stadtratsabordnung jedenfalls hat gefordert, dass möglichst schnell zum alten, ständig stotternden Aufzug schnellstens ein neuer, außen am Haus, installiert werden soll. Die Geduld ist strapaziert, die Terminwünsche überschlugen sich. Letztlich machte man den Juli 2015 fix. Die Gewofag als Verwalterin sollte es richten.

Götz Keßler überbrachte dem Bezirksausschuss jetzt als Verantwortlicher die schlechte Nachricht: "Es läuft mehr schief, als wir gedacht haben." Vor Mitte Oktober werde der neue Lift nicht laufen. Die zuständige Firma habe Lieferschwierigkeiten und sei im Übrigen so groß, "dass für die so ein kleiner Auftrag wohl nicht oberste Priorität hat". Die Baubranche boome und ähnliche Verzögerungen gebe es zurzeit an mehreren Baustellen. Dennoch habe man alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft, die Aufzug-Leute auf die zeitliche und vertraglich geregelte Terminfrist festzunageln. "Leider ist unser Einfluss trotzdem begrenzt." Gleichzeitig wisse er, Keßler, "dass das ein langes und unerfreuliches Thema vor allem für die Bewohner des Thomas-Wimmer-Hauses ist. Dafür tragen wir auch Verantwortung."

Ernst-Wolfram Schendel (CSU) übte Grundsatz-Kritik an der Vertragsvergabe öffentlicher Unternehmen wie die Gewofag eines ist. Künftig solle nicht das günstigste, sondern das wirtschaftlichste Angebot den Vorzug erhalten. Parteikollegin Alexandra Gaßmann monierte, dass die Bewohner zu spät informiert worden seien. BA-Chef Josef Mögele (SPD) schloss mit der Bitte, "das Zeug möglichst schnell zum Laufen zu bringen". Die gute Nachricht des Abends: Der alte Aufzug stottert momentan gerade nicht.

© SZ vom 18.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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