Laim:Alles gut gegangen

Die Bürgerversammlung in Laim findet unter Polizeischutz statt, weil Rechtsradikale zum "Hingehen" aufgefordert haben. Doch Tumulte wie in der Bezirksausschuss-Sitzung vor einem Monat bleiben gänzlich aus

Von Andrea Schlaier, Laim

Das Entrée dieser Bürgerversammlung zeugt von Alarmismus: Auf den Grünstreifen links und rechts vor dem Eingang zum Veranstaltungssaal, der Aula der Lukasschule an der beschaulichen Riegerhofstraße, parken zwei Polizei-Kombis quer. Die grün-weißen Einsatzwagen nehmen die Pforte gewissermaßen in die Zange. Im Vorraum wimmelt es von Uniformierten, zwischen denen die Laimer ins Haus drängen. Tatsächlich eingelassen wird nur, wer sich an der gläsernen Eingangstür als Bewohner des Stadtbezirks ausweisen kann. "Das ist eine außergewöhnliche Bürgerversammlung", begrüßt drinnen der zweite Bürgermeister Josef Schmid (CSU) als Gastgeber die Zuhörer: "Es scheint im Bezirk Themen zu geben, die die Menschen interessieren." Und man wisse auch, dass "heute in besonderer Weise mobilisiert wurde". Die sogenannte Bürgerinitiative "Kein Asylantenheim in Laim 2.0" hatte auf ihrer Facebook-Seite, auf der offen rechtsradikale Äußerungen zu finden sind, zum "Hingehen" aufgefordert. Flugblätter, sagt Schmid, seien in Umlauf gewesen. Doch Tumulte wie in der Laimer Bezirksausschuss-Sitzung vor einem Monat bleiben gänzlich aus.

Dass die Laimer zur Bürgerversammlung strömen, ist nichts Neues. Der Unterschied in diesem Jahr besteht darin, dass der kleine, aber einzig für solche Anlässe zur Verfügung stehende Saal diesmal weit früher als bisher für voll erklärt wird. Für die vielen Abgewiesenen wird ein Ersatz-Termin angeboten: Am Donnerstag, 17. Dezember, ist um 19 Uhr in der Lukasschule an der Riegerhofstraße 18 eine zweite Bürgerversammlung anberaumt.

"Die geplante Unterkunft für 700 Menschen an der Landsberger Straße kommt nicht. Wer deswegen hergekommen ist und sich für sonst nichts interessiert, kann gerne aufstehen und gehen." Schmid sendet gleich zu Beginn klare Signale aus: sachliche Auseinandersetzung, keine Hetze. Damit Szenen, wie sie es bei der Diskussion um die Belegung eines ehemaligen Autohauses an der Landsberger Straße mit Flüchtlingen in der Bezirksausschuss-Sitzung im Oktober gegeben hatte, gar nicht erst entstehen - damals schürten polizeibekannte Rechtsradikale. Redeberechtigt seien ausschließlich Laimer Bürger, so der Bürgermeister. Zwischenrufer werde er nach der ersten Ermahnung beim zweiten Stör-Versuch des Saales verweisen.

Laim: Beliebter Treff in Laim: Viele der Bürger wünschen sich, dass der Bereich des Bauernmarktes mit "geringen Mitteln" verschönert wird.

Beliebter Treff in Laim: Viele der Bürger wünschen sich, dass der Bereich des Bauernmarktes mit "geringen Mitteln" verschönert wird.

(Foto: Stephan Rumpf)

Was folgt, ist Bürgerversammlungs-Alltag: Schmid referiert die aktuellen Entwicklungen in Stadt und Bezirk, vorneweg die Zahlen zur Unterbringung von Flüchtlingen. Eine Gemeinschaftsunterkunft mit 300 Plätzen entsteht an der Zschokkestraße, Bezug soll im Juli 2016 sein. An der Mitterhofstraße 7 soll ein Neubau für 150 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und Familien entstehen und 2017 bezogen werden. Die anwesende Vertreterin des Sozialreferates erläutert: "Sobald feststeht, ob ein Objekt kommt, organisieren wir eine Infoveranstaltung für die Anwohner." Den Antrag einer Laimerin, mindestens sechs Wochen vorher informiert werden zu müssen, lehnt die Versammlung später mit großer Mehrheit ab.

Das Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen ist in Laim nach wie vor stadtweit unterdurchschnittlich. Doch, so relativiert Bezirksausschuss-Chef Josef Mögele (SPD): "Es tut sich was." An der Ecke Hogenberg-/Kirchmairstraße wird derzeit ein Haus für drei Krippen- und Kindergartengruppen gebaut; an der Siglstraße entsteht ebenfalls ein großer Komplex. Schließlich stellt die Stadt als Interimslösung an der Zschokkestraße Container für zwei Krippen- und drei Kindergarteneinheiten auf, im April sollen die Pavillons bezogen werden. Auch die Erweiterung der Laimer Schulen gehe die Stadt nun "mit Priorität" an. Das gelte für die Schrobenhausener, Camerloher, Fürstenrieder Schule sowie den Neubau an der Westend-/Zschokkestraße.

Fürstenrieder Schule in München, 2014

Ansage: Auch die Schule an der Fürstenrieder Straße soll erweitert werden.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Ein "Saustall" hingegen seien die Zustände am Laimer S-Bahnhof, so Mögele. Mit oder ohne S-Bahn-Stammstrecke müsse eine zweite Unterführung, die sogenannte Umweltverbundröhre, gebaut werden - "mit verbesserten Umsteigebeziehungen und Haltestelle im Tunnel".

Die Bürger selbst haben auch einige Wünsche: So votieren sie nach Anträgen etwa dafür, dass das Alten- und Service-Zentrum Laim an seiner jetzigen Stelle als Nachbarschaftstreff erhalten bleibt und nicht im Zuge der Groß-Sanierung "Alte Heimat" abgerissen wird. Die U 5 nach Pasing soll verlängert, und die Planungen für die Tram-Westtangente eingestellt werden. Den Bereich des Laimer Bauernmarktes im Schatten der Fürstenrieder Schule möge man mit "geringen Mitteln" verschönern, für die Laimer Schüler im Bereich Fürstenrieder Straße soll am Stegener Weg eine Ampel für die Schulwegsicherheit sorgen, und die Stadt, das wurde mehrfach gefordert, solle sich kümmern, dass Bürgerversammlungen künftig in einem ausreichend großen Raum stattfinden können.

Als schließlich Peter Gloël, Chef der Polizeiinspektion 41, vermeldet, dass man im 25. Bezirk noch sicherer lebe als in Gesamtbayern, stehen die grün-weißen Kombis zwar immer noch vor der Tür, aber die anfängliche Aufregung ist verebbt.

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