Lärmschutzmauer:Heftige Kritik für den Urheber des Mauer-Videos in Perlach

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Lärmschutzwand vor Flüchtlingsheim in München. (Foto: Stephan Rumpf)
  • In Perlach trennt seit Kurzem eine Mauer eine Flüchtlingsunterkunft von Wohnsiedlungen.
  • Die Bürger wehren sich gegen den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit.
  • Bei einer Aussprache wird der parteilose BA-Vize Guido Bucholtz, der ein Drohnen-Video von der Mauer ins Internet gestellt hat, heftig kritisiert.

Von Hubert Grundner, Perlach

"Ich kann es nicht mehr rückgängig machen", sagt Guido Bucholtz, stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses (BA) Ramersdorf-Perlach. Am Tag nach der Sitzung des Gremiums, bei der sich fast alles um die "Mauer von Perlach" drehte, schwankt seine Stimme zwischen Resignation und Rebellion: Die Aussprache über die vier Meter hohe Schallschutzwand zwischen der Flüchtlingsunterkunft an der Nailastraße und den Nachbarn geriet ihm zum "Spießrutenlauf".

Und der begann am Donnerstagabend für ihn beim Betreten des Kulturzentrums am Hanns-Seidel-Platz, als ihm eine Frau Fotos von ihrem besprühten Haus entgegenhielt ("Dafür sind Sie verantwortlich, Herr Bucholtz") und endete mit der Aufforderung des Landtagsabgeordneten Markus Blume (CSU), von seinen Ämtern zurückzutreten. Zwar stürmte Bucholtz daraufhin wütend aus dem Saal. Doch an einen Abschied aus der Lokalpolitik denke er nicht, sagt er tags darauf. Er möchte sein BA-Mandat behalten. Ob er auch im Vorstand bleibt, habe er noch nicht entschieden.

Zur Erinnerung: Mit seinem ins Internet gestellten Drohnen-Video von der Mauer an der Nailastraße löste Bucholtz ein extremes Medienecho aus. Diverse Fernsehteams rückten an, um dieses vermeintliche Symbol der Ausgrenzung abzulichten. Schnell sahen sich die Anwohner an den Pranger gestellt als Hort von Rassisten und Faschisten. Spätestens an diesem Punkt sah sich der BA zum Handeln gezwungen: In einer von allen Fraktionen, mit Ausnahme der Grünen, am Donnerstag mitgetragenen Erklärung, versuchte man die Debatte wieder zu versachlichen.

So handle es sich bei der Mauer keinesfalls "um ein Bauwerk gegen Flüchtlinge". Einziger Zweck sei Schallschutz, damit die unbegleiteten Flüchtlinge, die dort einziehen sollen, die Spielwiese neben der Unterkunft uneingeschränkt nutzen können. Ihr Bau sei das Ergebnis eines vom Verwaltungsgericht angeregten Kompromisses, der unter Beteiligung des BA zwischen der Stadt und den Anwohnern geschlossen wurde. Auch Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) verteidigte diese Lösung. Der Vergleich mit der Berliner Mauer, der im Video gemacht wurde, verhöhne die Opfer, die dort starben.

© SZ vom 12.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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