Kurzkritik:Schlicht perfekt

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Der Hornist Felix Klieser beim BR-Studiokonzert

Von Klaus Kalchschmid, München

Auf absehbare Zeit werden Berichte über ein Konzert von Felix Klieser, 24, mit dem Hinweis beginnen, dass da ein junger Mann Horn spielt, obwohl er keine Arme hat. Und gleichzeitig wird wohl immer gleich am Anfang zu lesen sein, dass man nicht hört, sondern nur sieht, wie er statt mit der Hand mit dem linken Fuß die Ventile des Instrumentes betätigt.

Schon beim Adagio und Allegro für Klavier und Horn As-Dur op. 70 von Robert Schumann war zu erleben, mit welcher Präzision und Klangschönheit er spielt und welches Ausdrucksspektrum ihm zur Verfügung steht. Sowohl der expressive erste Satz wie der "rasch und feurig" überschriebene zweite Satz gelangen schlicht perfekt. Das sollte sich bei Reinhold Glières vier Stücken aus op. 35 ebenso bestätigen wie beim kleinen, schon sehr charakteristischen Andante cantabile des 22-jährigen Richard Strauss. Romanze, Valse Triste, Nocturne und Intermezzo waren die 1908 komponierten Petitessen Glières überschrieben und offenbarten eine hintergründig schillernde Welt.

Mit Ludwig van Beethovens Sonate für Klavier und Horn F-Dur op. 17 kam nach der Pause eine ganz neue, klassische Farbe hinzu, bevor Josef Gabriel Rheinbergers 1894 komponierte Horn-Sonate in Es-Dur (op. 178) zum krönenden klassizistisch-romantischen Hauptwerk des Abends wurde. Wunderbar warm gelang ihm und seinem Partner am Klavier, Christof Keymer, das große Adagio, fulminant meisterte das Duo die beiden Ecksätze. Vor allem das "con fuoco" zu spielende Finale war als Kabinettstück zu erleben, bei dem das Horn und das virtuos die Melodie umspielende Klavier eine unlösbare Einheit eingingen. Danach großer Beifall und eine kleine, zart hingehauchte Romanze von Camille Saint-Saëns als Zugabe.

© SZ vom 23.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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