Kurzkritik:Rau und süß

Nneka vereint in der Muffathalle Soul, Reggae, Hip-Hop und Rock

Von Ekaterina Kel

Stürmisch war es auf den Straßen am Dienstagabend. Umso entspannender war die Wirkung von Nnekas Musik in der Muffathalle. Ihre hauchende Stimme, die sie irgendwo ganz tief aus ihrem Bauch herausholte, trotzte dem pfeifenden Wind, die Menge konnte sich zu gleichmäßigen Reggae-Rhythmen und seichten Synthesizer-Einlagen erst einmal warm schaukeln.

Nnekas Augen blieben beinahe immer geschlossen. Denn sie musste sich auf den Rauch in ihrer Stimme konzentrieren: Da geht immer noch was, das kann noch rauchiger. Doch an der Grenze zum Flüstern holt sie plötzlich ihre ganze Stimmpower heraus, röhrt so richtig auf, wirft sich in die Rhythmik des Schlagzeugs - die Musik verwandelt sich in hitzigen Rock mit afrikanischen Elementen. Zunächst noch etwas zögerlich, tastet sie sich mit ihrer neuen Single "Book of Job" zu ihren Fans vor. Doch spätestens nach dem dritten Song enthüllt sie die wahre Nneka: Sie ist frech und ehrlich. Die deutsch-nigerianische Sängerin und Songwriterin hat sich ein großes Tuch mit farbenfrohem Muster um ihren zierlichen Körper gewickelt und trägt Baggy-Hosen. Diese Frau hat mit der halbnackten Erscheinung auf den Plakaten nichts gemein. Sie lässt sich nicht so leicht einordnen, sie kann sexy, clever, cool. Und so greift auch der Stil ihrer Lieder Elemente des Hip-Hop, Reggae, Afropop und Rock auf. Ihre Stimme aber - rau und süß zugleich -, ist ohne jeden Zweifel für einen Soul gemacht, der mitten ins Herz trifft. Die Lieder sind ihr ein Genuss, aber auch ein Anliegen. Genau am Tag des ersten demokratischen Regierungswechsels in Nigeria singt sie "Wake up, Africa" und hofft auf Veränderung in ihrer Heimat. In der Grundhaltung bleibt Nneka ihrem Vorbild Bob Marley treu: Sie verbreitet die Message "of truth and love" und fängt bei sich selbst an: Nneka hat das Attribut "authentisch" allemal verdient. Zum Schluss bietet sie noch den Hit "Heartbeats" aus dem Jahr 2008 - an diesem Abend verließ keiner die Muffathalle, ohne wenigstens einmal mitzuwippen.

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