Kurzkritik:Expressiv

Im Studentenprojekt " Psõmion Agamemnon" im Akademietheater ist zwar noch nicht alles stimmig, aber das erwartet man von einem Experiment auch nicht

Von Petra Hallmayer

Klytaimnestra taucht ihre Hände in einen Eimer voll Blut, den sie später über dem Kopf ihres Gatten Agamemnon (Jakob Tögel) ausschütten wird. "Möge sich alles zum Guten wenden...", ruft der Chor und stimmt ein höhnisches Gelächter an. Nie keimt im Akademietheater die Hoffnung auf, dass dies möglich ist. Als eine böse Szenenfolge hat Till Kleine-Möller den ersten Teil von Aischylos' "Orestie" inszeniert, in der sich die Spirale der Gewalt über Generationen fortsetzt.

Arrogant auftrumpfend stöckelt Klytaimnestra (Konstanze Fischer) auf Highheels über die Bühne. Doch wenn sie "My heart with you" singt, lässt sich der Chor täuschen, gibt sich Umarmungen hin. "Psõmion Agamemnon. Vom Tun, Leiden und Lernen" heißt die Produktion von EigenArten. Die Reihe der Bayerischen Theaterakademie, eine Plattform für Studentenprojekte, hat seit ihrem tollen Auftakt mit "Malinche" immer wieder mit spannenden Aufführungen überrascht. Eines ihrer zentralen Ziele ist die interdisziplinäre Theaterarbeit. So setzte sich mit Kleine-Möller ein Musical-Student mit einem Klassiker der Weltliteratur auseinander.

In schwarzen Gewändern wirbelt der Chor durch rasante Tanzszenen, windet sich über den Boden und erhebt mahnend die Stimme. Allein auch er besudelt seine Hände mit Blut. Verhindern wird er den Triumpf des Aigisthos (Daniel Holzberg) nicht. Mit einem Holzpferdchen kriecht der künftige Herrscher herein, ein infantiler Tyrann, der Klytaimnestra demütigt und gegen den Willen des Volkes die Macht an sich reißt.

Nicht alles ist stimmig, aber das erwartet man bei solch einem studentischen Experiment auch nicht. Dafür überzeugte die Inszenierung durch den klugen, expressiven Einsatz des Chores, manch starke Bildkomposition und die Spiellust des jungen Ensembles.

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