Der Mann ist eine Wohltat - und eine Rampensau zugleich. Kein Blender, Schwätzer oder Hampelmann, sondern einer, der sich auf die Kraft des von ihm gesprochenen, zur Gitarre gesungenen und gerappten Wortes verlässt. Ohne Schnickschnack, angenehm unprätentiös, dafür lieber mit ordentlich Inhalt. Ein unspektakulärer Typ, der nach der Arbeit noch zum Champions-League-Gucken nebenan ins Vereinsheim gehen kann, ohne dass ihm gleich alle die Schulter wund klopfen.
Logisch, dass sich so einer nicht ewig zur Zugabe bitten lässt, sondern die finale Klatscherei abkürzt und zügig zum Ende kommt. Das kommt in der Lach- und Schießgesellschaft dann fast zu früh, aber diese Form der komprimierten Unterhaltung ist halt eine Kunst, bei der man auch wissen muss, wann es genug ist. Das Fabelwesen heißt Nils Heinrich, ist Anfang 40, in Sachsen-Anhalt geboren, lebt in Berlin-Friedenau, kommt vom Poetry Slam, macht auch Radio, spricht von sich selbst als Schriftsteller und ist von den gängigen Karnevalsveranstaltungen im deutschen Comedy-TV noch nicht verdorben. Der labert nicht rum, der hat noch was zu sagen! Skizziert so erschreckende wie reale Szenarien um Twitter-Terror, Selfie-Wahn und die Absurdität von Amazon-Rezensionen.
Den Zeigefinger erhebt Nils Heinrich dabei nicht, er hat ja das Wort, das gewaltige. Gute alte Poetry-Slam-Schule: keine Pausen, immer schön druff, kein künstlicher roter Faden, dafür sauber recherchierte und zugespitzte Betrachtungen relevanter Themen wie Gentrifizierung, Fremdenhass und Kriegsgewinnlertum. Dafür darf er dann ein bisschen von seinem neuen Dasein als Vater erzählen. Heinrich badet mit seiner "rucksackgroßen Biogasanlage" aber nicht im zuckersüßen Dutzidutzi, sondern serviert die ungeschminkte Wahrheit über das Leben mit so einem Weltveränderer. Das haben schon viele vor ihm erlebt, nur so schön erzählt wie Nils Heinrich hat's halt noch keiner. Wie gesagt, eine Wohltat, der Typ.