Kurzkritik:Ein Energiebündel

Melissa Etheridge sprüht im Muffatwerk vor Spiellust

Von Jürgen Moises

Ihr neues Album heißt "This is M.E.". Das "M.E." steht für Melissa Etheridge. Auch für den Auftritt der Singer-Songwriterin in der fast ausverkauften Muffathalle ist das im Grunde der perfekte Titel. Denn da steht die sympathische Amerikanerin mit der ausdrucksstarken, etwas an Tina Turner erinnernden Stimme ganz alleine auf der Bühne. Das heißt, nicht ganz. Umgeben ist sie von einer Armada aus über zehn Gitarren. Von der E-Akustik-Gitarre über eine Resonator-Gitarre bis hin zur elektrischen Doppelhals-Gitarre ist fast alles vertreten. Und die 53-jährige wird bei dem zweistündigen Konzert so gut wie jede davon spielen. Dass es beim Gitarrenwechseln ein paar Komplikationen gibt, sie etwa vergisst, das jeweilige Instrument einzuschalten oder den Lautstärkeregler aufzudrehen, wird dabei zu einem netten Running Gag. Denn dann hat jedes Mal ihr Roadie seinen Auftritt. Er läuft lächelnd auf sie zu und schaltet die Gitarre ein, oder er ruft ihr von der Bühnenseite zu, sie solle mal am Regler drehen.

"This is Melissa Etheridge." Das ist das mittlerweile dreizehnte Album der Amerikanerin, die 1988 mit ihrem Debütalbum und mit Songs wie "Bring Me Some Water" und "Like The Way I Do" schlagartig berühmt wurde. Den einen spielt sie als Rausschmeißer, den anderen als wirklich furiose Zugabe. Es ist fast schon unglaublich, wie viel Energie sie da ganz alleine in der großen Muffathalle entfacht. Aber auch die neuen Songs wie das bluesige "Monster" oder der Rockstampfer "Ain't That Bad" können sich hören lassen. In der Solo-Version klingen sie sogar noch besser.

Für die dazuzugehörigen Rhythmen sorgt Melissa Etheridge selbst, mit live eingespielten Handtrommel- und Tambourine-Loops. Mag sein, dass sie es mit den Gitarrensoli manchmal etwas übertreibt. Aber auch das macht sie mit so viel Charme, Können und Energie, da will man mal nicht meckern. Außerdem: Wenn schon so viele Gitarren auf der Bühne stehen, dann wollen die natürlich auch gespielt werden.

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