Kunstmesse:Schöner scheinen bei der Stroke Art Fair

Zwischen Strandbar und Cocktaillounge gibt es bei der Kunstmesse auf der Praterinsel Street-Art, Gemälde, Skulpturen, Installationen - und andere schöne Dinge.

Von Geraldine Oetken

Russell King lässt noch schnell eine amerikanische Flagge über den Laptop-Bildschirm am Stand wehen. Es ist seine erste Messe, extra aus New York ist er angereist. Das Popkultur-Gefühl der USA will er von den Leinwänden und seinem digitalen Stars-and-Stripes-Banner auf das Publikum der "Stroke Art Fair" übertragen.

Eine Collage mit Han Solo hat er an der Wand arrangiert. Daneben gruppieren sich andere Helden, bekannt aus Comic und Fernsehen, allesamt Überlagerungen aus Zeitungen, Magazinfotos, aus Siebdruck und Zeichnungen. King ist als Repräsentant des "Verse Collectives" selbst Künstler, aber als Verkäufer hat er sich in Schale geschmissen und wartet auf potenzielle Käufer.

Denn hier geht es um das Verkaufen. Die Stroke ist eine Messe, die sich als günstige Alternative für ein jüngeres Publikum neben den großen deutschen Messen etablieren will und bei der Selbstvermarktung schon mal in die ganz große Kiste greift, ohne an die Platzhirsche auch nur annähernd heranzureichen. Aber mit niedrigen Standgebühren von 600 bis 800 Euro ist sie günstig für die Anbieter und mit Preisen von 20 bis 15 000 Euro wahlweise günstig für die Käufer.

Auf vier große Hallen auf der Praterinsel verteilen sich die 54 Galeristen, Einzelkünstler, Kollektive, Designer, Postkarten- und Puzzle-Verkäufer. Mitgebracht haben sie alles, was sich verkaufen lässt: Bilder in knalligen Farben und mehr oder weniger handlichen Formaten sowie kleinere Skulpturen. Obwohl die meisten Arbeiten klassisch auf Leinwand angeboten werden, sind Inhalt und Stil klar von der Street-Art und ihren Helden aus der Populärkultur beeinflusst. Unzählige "Batmen" und "Wonder Women" blicken streng und figurativ drein, ein Joker dazwischen, vielleicht auch zwei. Gewonnen hat aber die Kategorie des sinnlich blickenden Frauenporträts auf buntem Grund.

Pünktlich zur Eröffnung stöbern ein paar ältere Herrschaften in Anzügen in den Hallen herum. In Halle B stößt das Künstlerkollektiv der "Young Munich Creatives" auf die Eröffnung an: "Ausverkauf bis 19.30 Uhr", rufen sie beim Sekt, plopp. Das junge Publikum, lässige Klamotten, den Dutt hoch oben auf dem Kopf, sitzt noch im Hof auf den Kissen vor der Cocktailbar. Familien laben sich am Burger-Angebot der Strandbar.

Günstige Alternative für ein jüngeres Publikum

Derweil ist das Kollektiv "2wei", eigentlich vier Künstler, in der Halle F schon routinierter. Sie waren bis jetzt bei jeder Stroke dabei und haben eine spezielle Verkaufsstrategie entwickelt. Sie bemalen kleine Pappen, die sie für 20 bis 25 Euro verkaufen. Und die Messe-Mitbringsel laufen gut. "Allein mit den Pappen können wir meist die Gebühren decken", sagt Jan Haas.

Zurück zu Russell King, es ist kurz vor Schluss am Eröffnungsabend, die Ausstellungsräume sind prall gefüllt. Man sieht vor lauter Publikum, jetzt bunt gemischt, die Werke nicht mehr. Mit breitem Lächeln erklärt der Amerikaner, dass er zwar noch nichts verkauft hat, aber "very begeistert" ist. Zwischen den flanierenden Besuchern rückt er seine Krawatte zurecht, versucht sich Interessenten zuzuwenden, lächelt beharrlich und entdeckt bei der Galerie in der Ecke noch drei weitere Han Solo.

Stroke, Praterinsel, bis 8. Mai

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