Kunst und Kultur:Weg frei fürs "Trafo 2"

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Mehrere Jahre lang lieferten sich Anwohner mit der Stadt einen Streit vor Gericht um den Bau eines Kulturzentrums in Neuhausen. Nun haben sich die Kontrahenten geeinigt - und auch ein Träger dürfte bald feststehen

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Die jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen um den geplanten Neuhauser Kultursaal finden ein Ende. Die Anwohner, die bereits zwei Baugenehmigungen zu Fall gebracht hatten, haben der Stadt verschiedene Einschränkungen beim Kulturbetrieb abgerungen. Im Gegenzug nehmen die Anwohner ihre Klage zurück und verpflichten sich zudem, gegen die neue Baugenehmigung nicht mehr zu klagen. Wie ihr Anwalt Michael Beisse von der Kanzlei Labbé und Partner erklärt, wird diese sogenannte Nachbarvereinbarung demnächst unterzeichnet. Auch Sozialreferats-Sprecher Frank Boos bestätigt: "Wir sind auf einem guten Weg."

Der Kultur- und Bürgersaal mit Nebenräumen für Vereine und Bands an der Ecke Aldringenstraße und Nymphenburger Straße ist gekoppelt mit dem Bau von 15 Sozialwohnungen und einer Kinderkrippe; die Stadt ist Bauherrin. Weil es nach dem Neubau von Stadtbibliothek und Volkshochschule der zweite Bauabschnitt auf dem Areal ist, auf dem früher ein Trafohäuschen stand, firmiert das Projekt meist unter dem Namen "Trafo 2". Im Jahr 2011 kassierte das Verwaltungsgericht die erste Baugenehmigung, geklagt hatte eine Eigentümergemeinschaft aus der gegenüber gelegenen Johann-von-Werth-Straße 5. Auch gegen die folgende, überarbeitete Baugenehmigung aus dem Jahr 2013 klagten die Nachbarn und ihr Anwalt erfolgreich. Diesmal hatten sie sich auf den Lärmschutz konzentriert. Im April 2015 trug das Verwaltungsgericht der Stadt auf nachzubessern.

Um nicht noch mehr Zeit und Geld zu verlieren, reagierte die Stadt mit einer Teilbaugenehmigung. Diese legalisiert nur den Baukörper, nicht die Nutzung. Während also noch die Juristen stritten, begannen die Bauarbeiten auf dem Gelände - zur Erbitterung der Anwohner. Sie klagten auch gegen die Teilbaugenehmigung, im Herbst 2015 stand man wieder vor Gericht. Dieses legte den Parteien ans Herz, sich zu Gesprächen zusammenzusetzen - und zusammenzuraufen.

Das ist in den vergangenen Monaten passiert. Das Verfahren ruhte, während die Rohbauten in die Höhe wuchsen. Es sei vor allem darum gegangen, wie lange der Kultursaal und das Bistro abends und nachts geöffnet sein dürfen, berichtet Anwalt Beisse. Zudem wurde die Zahl der sogenannten seltenen Ereignisse - Veranstaltungen, die über den normalen Lärmwerten liegen und die ganze Nacht über dauern dürfen - beschränkt. Geplant waren ursprünglich zehn im Jahr.

Eine weitere Auflage: Die Zuschauer sollen abends nach Veranstaltungsende nicht durch den Innenhof Richtung Aldringenstraße strömen, sondern zur Nymphenburger Straße gelenkt werden. Die Tiefgarageneinfahrt zur Aldringenstraße hin habe man zwar nicht mehr verhindern können, bilanziert der Rechtsanwalt, doch alles in allem seien die Anwohner "erfolgreich" gewesen. Er fügt hinzu: "Wir hatten der Stadt schon in den Jahren 2011 und 2012 Gespräche angeboten. Schade, dass sie dies damals nie angenommen hat. Dann wäre der Trafo jetzt schon gebaut und in Betrieb." Bei der Stadt sieht man das anders, will aber, so Frank Boos, keinen Kommentar mehr dazu abgeben.

Im Entwurf liegt die neue Baugenehmigung, in der die Auflagen festgeschrieben sind, bereits vor - die endgültige Genehmigung dürfte nun nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Die Vorsitzende des Neuhauser Bezirksausschusses, Anna Hanusch (Grüne), hofft auf Eröffnung Ende 2017, "vielleicht auch erst 2018", sagt sie. Ende März ist auch die Bewerbungsfrist für die Trägerschaft des künftigen Kulturzentrums abgelaufen. Als einziger hat sich der Stadtteilkulturverein Neuhausen-Nymphenburg unter dem Vorsitz von Ingeborg Staudenmeyer im Kulturreferat gemeldet. Er wurde vor Jahren von Mitgliedern des Bezirksausschusses, schon als künftiger Trägerverein für den Trafo, gegründet und bespielt in den Jahren des Wartens auf den Neubau den kleinen "Kulturpavillon" an der Arnulfstraße 294. Ein Konzept für den Trafo 2 hat der Verein noch nicht ausgetüftelt. "Ich kann kein Konzept erstellen, wenn ich weder das Budget, noch genaue Öffnungszeiten oder andere Auflagen kenne", sagt Staudenmeyer.

Im Umfeld des Neuhauser Bezirksausschusses wurde immer wieder einmal gemunkelt, es könnte auch ein Konkurrent um die Trafo-Trägerschaft auftreten. Leo Agerer (CSU), der dem Unterausschuss Kultur des Gremiums vorsitzt, weiß, dass es "vereinzelt solche Ideen" gegeben hat. "Aber niemand hat es wirklich in die Hand genommen. Und ich sehe auch niemanden, der es im Kreuz hätte. So wie es jetzt ist, ist es gut."

© SZ vom 25.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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