Kunst "Made in Munich":Revolution im Wohnzimmer

Eine Tapete von Andy Warhol, wasserdichte Gemälde fürs Badezimmer und wilde Happenings: Das Haus der Kunst zeigt, wie die Kunst von München aus revolutioniert wurde.

Anna Fischhaber

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Eine Tapete von Andy Warhol, wasserdichte Gemälde fürs Badezimmer und wilde Happenings: Eine Ausstellung im Haus der Kunst zeigt, wie von München aus die Kunst revolutioniert wurde.

Schemenhaft zeichnet sich ein Mann auf dem Bildschirm ab, rot leuchtet sein Blut. Im Mai 1970 baute Richard Hamilton seine Kamera vor dem Fernseher auf und zeichnete einen Augenblick der Nachrichten auf - es ist die Geschichte eines Studenten, der während einer Prostestkundgebung in Ohio niedergeschossen wurde. Seinen fotografischen Ausdruck ließ Hamilton als Siebdruck "Kent State" tausendfach vervielfältigen und schaffte damit eine kollektive Erinnerung. Verlegt wurde die Edition in München. Bereits 1967 hatte in Köln die erste internationale Messe für zeitgenössische Kunst stattgefunden. Der Erfolg der für jeden erschwinglichen Auflagenstücke war überwältigend: Die Deutschen standen Schlange und ...

Text und Fotos: Anna Fischhaber

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Das Münchner Museum widmet sich in seiner Ausstellung "Made in Munich. Editionen von 1968 bis 2008" vor allem der Pionierzeit der reproduzierten Kunst, den sechziger und siebziger Jahren. Wilde Happenings, wie das Foto von Richard Prince zeigt, gehörten damals zum Alltag - und die Künstler glaubten noch daran, dass ...

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... sie eine Revolution im Wohnzimmer auslösen könnten. Selbst Andy Warhol fertigte eine mehr oder minder massentaugliche Tapete, um ein "normales", junges Publikum erreichen.

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Die politische Aussage war vielen Künstlern wichtiger als das Medium - und so produzierten sie Flugblätter und Plakate in hoher Auflage. In München veranstaltete die "Kooperative zehn neun" Ausstellungen an ausgefallenen Orten wie Waschsalons oder Schulen.

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Viele der Editionskünstler suchten auch nach technischen Herausforderungen. Uwe Lauser etwa wollte mit der Mappe "Stoffwechsel" aus dem Jahre 1968 wasserfeste Kunst fürs Badezimmer schaffen - und verwendete PVC.

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Andere Künstler arbeiteten bei ihren Editionen eng mit renommierten Galerien zusammen. München galt damals mit der Galerie Thomas, Heiner Friedrich und Sabine Knust als heimliche Hauptstadt der Editionen. Diesen Horror-Lichtkasten etwa gab Cindy Sherman bei der Edition Schermann in München heraus.

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Neben schönen Frauen, gutem Essen und den vielen Seen in der Umgebung waren es die Olympischen Spiele 1972, die die Künstler nach München zogen. Das Ereignis wurde weltweit im Fernsehen übertragen - eine Chance, ....

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... über die Verbindung von multipler Kunst und Sport eine allgemeine Öffentlichkeit zu erreichen. Gleichfalls entstanden in der Münchner Kunstakademie Anti-Olympia-Plakate.

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Spätestens 1975 schien die Demokratisierung der Kunst und die Sensibilisierung der Massen jedoch gescheitert. Manche Künstler zweifelten nun daran, ob sie mit ihren Editionen die politischen Einstellung ihres Publikums überhaupt berühren konnten.

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Dennoch rückte das Wohnzimmer nicht völlig aus dem Blickfeld. Die Münchner Edition Schellmann produziert heute Möbel mit berühmten Künstlern - wie etwa dieses Streifen-Ensemble, das jetzt im Haus der Kunst zu bewundern ist.

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Wall-Drawing nennt sich dieses Kunstwerk. Gekauft wird lediglich eine Idee, die man dann an der eigenen Wohnzimmerwand verwirklichen darf.

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Oder wie wäre es mit Küchenkunst in Form eines Herdplatten-Gemäldes? Ob man darauf auch kochen kann, ist leider nicht bekannt.

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Andere Künstler haben sich dem Modedesign verschrieben. Und selbst die politische Aussage scheint heute wieder zeitgemäß...

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Diese roten Stehtische von 2008 führen wie ein roter Faden durch die Ausstellungsräume im Haus der Kunst. Politik werde heute nur noch an solchen Tischchen gemacht, kritisiert der Künstler mit seiner "Red Party".

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Das Haus der Kunst gibt sich alle Mühe, die Ausstellung "Made in Munich" wie eine Kunstmesse, ein fiktives Kaufhaus, erscheinen zu lassen. Schade nur, ...

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... dass die Editionen inzwischen in kaum noch einem Wohnzimmer zu finden sind, sondern wieder in einem Museum. Das mag vor allem am Preis liegen. So wurde ...

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... eine der Editionen 1967 in Köln noch für 25 D-Mark verkauft - gerade wurde eben diese Edition in New York versteigert. Einstiegspreis: 7500 Euro.

Made in Munich. Editionen von 1968 bis 2008. Haus der Kunst, Prinzregentenstraße 1, 21. November, bis 22. Februar. Öffnungszeiten: Monntag bis Sonntag, 10 bis 20 Uhr, donnerstags bis 22 Uhr. Mehr Informationen unter www.hausderkunst.de

(sueddeutsche.de/sonn/jja)

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