Kundgebung am Marienplatz:Protest gegen Organraub

Falun-Gong-Bewegung prangert Missstände in China an

Von Christoph Koopmann

Menschen verschwinden, werden gefoltert und umgebracht. Den Getöteten werden Herz, Lunge, Leber, Nieren und andere Organe entnommen. Ein solch grausames Schicksal erleiden offenbar viele Anhänger der Falun-Gong-Bewegung in ihrer Heimat China. Allein zwischen 2002 und 2008 sollen es 64 000 gewesen sein. Auf dem Marienplatz machten Anhänger der religiösen Bewegung, die auf der Meditationslehre Qigong basiert, am Freitag den ganzen Tag lang mit einer Kundgebung auf dieses Unrecht aufmerksam. Etwa 100 Demonstranten versammelten sich ab 10 Uhr vor dem Rathaus.

Auch wenn es für den Organraub kaum Beweise gibt, sind die Falun-Gong-Anhänger davon überzeugt, dass die kommunistische Regierung in Peking Geschäfte damit macht. So auch Lei Zhou. Die gebürtige Chinesin musste 1989 nach Deutschland fliehen, weil sie die aufständischen Studenten in Peking unterstützt hatte. Kurz darauf schloss sie sich hier der damals neu aufkommenden Falun-Gong-Bewegung an, genauso wie ihre Mutter und Freunde in China. "Sie werden bedroht, viele auch verhaftet", sagte Zhou. "Ein Freund ist seit Jahren verschwunden. Niemand weiß, wo er ist."

Seit 1999 werden Falun-Gong-Praktizierende in China systematisch verfolgt, weil ihre Lebensphilosophie nicht den Vorstellungen der Regierung entspricht. Neben Augenzeugenberichten gibt es noch einen weiteren Hinweis darauf, dass Anhänger der Bewegung für ihre Organe getötet werden: Zeitgleich mit Beginn der Verhaftungswelle stieg die Zahl der Organspenden in China in gleichem Maße. Mittlerweile werden in dem Land jährlich 100 000 Organe transplantiert - so viele wie nirgends sonst. "Die Indizien lassen keinen anderen Schluss zu, als dass Falun-Gong-Anhänger zu Opfern von Organraub werden", sagt Hubert Körper von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte.

An diesem Wochenende treffen sich knapp 1000 Falun-Gong-Mitglieder in München für verschiedene Aktionen. Aus mehr als 30 Ländern sind Menschen für das Treffen angereist. Am Samstag wollen sie mit einem Demonstrationszug durch München noch einmal gegen Verfolgung und Ermordung ihresgleichen protestieren.

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