Kundenunfreundliches Verhalten:Verbraucherzentrale bestätigt Stadtwerke-Skandal

Nach den Vorwürfen gegen die Münchner Stadtwerke sieht sich OB Christian Ude veranlasst, einen Bericht von den Stadtwerken anzufordern. Auch die CSU erhebt schwere Vorwürfe gegen SWM-Chef Mühlhäuser.

Doris Näger

Die gegen die Stadtwerke München (SWM) gerichteten Vorwürfe wegen wenig kundenfreundlichen Verhaltens haben nun deren Aufsichtsratsvorsitzenden OB Christian Ude veranlasst, einen Bericht von den Stadtwerken anzufordern. Bevor dieser vorliege, wolle er sich zu den Vorgängen aber auch nicht äußern, teilte sein Büro mit.

Die SZ hat unter Berufung auf interne Unterlagen berichtet, dass bei der SWM Consulting und Service GmbH, die mit dem Kundenbetreuung der Stadtwerke betraut ist, Ende Januar 30.000 Dokumente, also Anfragen, E-Mails und Briefe, nicht beantwortet waren. Zudem lag die telefonische Erreichbarkeit im gleichen Monat bei lediglich 60 Prozent.

Schwerverbrecher statt Kunde

Auf die Anwürfe reagiert hat die CSU-Rathausfraktion: Unter der Rubrik "Städtischer Betrieb dreht durch" fordert sie in einem Antrag, die Stadtwerke sollten dem Stadtrat gegenüber zu den Themen Stellung nehmen. Unter anderem geht es darum, dass Neukunden den Informationen zufolge grundsätzlich in einen teuren Tarif eingestuft werden, dass den Kunden, die eine Stromrechnung von mehr als 200 Euro nach der ersten Mahnung nicht bezahlen, nach 14 Tagen der Strom abgestellt wird oder dass es kaum Ausnahmen gibt für eine Stromsperre.

"Es ist unglaublich, was sich Dr. Mühlhäuser noch alles leisten kann", sagt CSU-Fraktionsvorsitzender Hans Podiuk. Durch die Anweisungen des Geschäftsführers würden SWM-Kunden wie Schwerverbrecher behandelt. Mühlhäuser vergesse immer wieder, dass die SWM ein 100-prozentig städtisches Unternehmen seien und somit den Kunden gehörten. Der Spruch "Der Kunde ist König" sei ihm völlig fremd. Eine Stromsperre ohne weitere Vorwarnung "grenzt im Einzelfall schon an Körperverletzung, insbesondere in dem harten Winter", so Podiuk.

Personaldiskussion denkbar

Sein Fraktionskollege Marian Offman fordert, dass die Leute, denen eine Stromsperre droht, über den genauen Zeitpunkt der Abschaltung informiert werden müssen. "Es ist wichtig, dass sich die Leute darauf einstellen können." Alles andere sei "inakzeptabel". Wenn sich der Service nicht bessere, so Offman, "könnte das Thema irgendwann in eine Personaldiskussion münden".

Unterdessen hat auch die Verbraucherzentrale den schlechten Service bestätigt. "Bei uns landen seit geraumer Zeit Beschwerden", sagt Juristin Petra von Rhein. Wenn sich in den Rechnungen der Kunden Unstimmigkeiten ergäben, müsse man "von Pontius zu Pilatus laufen", um den Fall zu klären. Dabei errechneten unterschiedliche Berater auch noch unterschiedliche Rechnungsbeträge.

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