Kulturtreff Bogenhausen:Stadt drückt auf die Kostenbremse

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Der Bürger- und Kulturtreff für Bogenhausen soll aller Kritik zum Trotz in einer abgespeckten Version realisiert werden

Von Julian Raff, Bogenhausen

Der lange ersehnte "13er Bürger- und Kulturtreff" im Neubaugebiet "Prinz-Eugen-Park" in Oberföhring bekommt von der Stadt grünes Licht, startet aber mit angezogener Kostenbremse. Der städtische Kommunalausschuss beschloss, gemeinsam mit den Ausschüssen für Kultur und Soziales sowie für Kinder- und Jugendhilfe, das Projekt mit einem Kostenrahmen, der um rund 1,2 Millionen auf nun 10,2 Millionen Euro reduziert wird. Gefordert hatten dies CSU und SPD.

Diverse Autovergleiche hatten zuvor eine lebhafte zweistündige Debatte durchzogen und reichten von "Rolls Royce" (Hans Podiuk, CSU) bis zu "Opel Zafira". An die bescheidene Familienkutsche sah sich Kulturreferent Hans-Georg Küppers erinnert, der die alte Kostenplanung von 11,34 Millionen Euro ebenso leidenschaftlich verteidigte wie Kommunalreferent Axel Markwardt und die Stadträte von Grünen/Rosa Liste. Vergeblich gegen die Sparvariante plädiert hatte auch die Vorsitzende des Bogenhauser Bezirksausschusses (BA 13), Angelika Pilz-Strasser (Grüne). Sie bezeichnete den Beschluss im SZ-Gespräch als "relativ niederschmetternd".

Gegen die ad hoc beantragte Sparauflage spricht aus Sicht aller Kritiker nicht zuletzt, dass die Kostenschätzung bereits einen 17,5-prozentigen Risikozuschlag beinhaltet, der laut Baureferat längst nicht bei allen Hochbauprojekten angetastet wird. Es hätten demnach gute Chancen bestanden, dass die realen Baukosten nach der alten Variante bei 9,6 Millionen Euro gelegen hätten - vertretbar für ein Haus, das vier Einrichtungen bündelt, wie die Referenten und Grünen-Kommunalpolitiker unisono betonten. Das stadtweit ein- und erstmalige "Leuchtturmprojekt", wie es Markwardt nannte, bringt bürgerschaftliche und kulturelle Nutzungen mit einem Alten- und Service-Zentrum (ASZ) sowie einem Familien- und Nachbarschaftstreff unter ein Dach. Wie Pilz-Strasser und ihr Stadtratskollege Herbert Danner (Grüne) unterstrichen, beherbergt es neben der Kultur auch obligatorische Fürsorgeeinrichtungen in einem bis dato unterversorgten Stadtbezirk mit heute gut 80 000, bald aber wohl mehr als 100 000 Einwohnern.

Grundsätzlich bejahen dies auch die CSU- und SPD-Stadträte. Einsparpotenzial sahen sie aber bei der Raumaufteilung, vor allem bei den Verwaltungsräumen und der Bühnentechnik. So ließe sich zum Beispiel eine mechanische Hub-Bühne für 55 000 Euro durch halb so teure, von Hand bewegte Podeste ersetzen - nicht ohne dass im Gegenzug Lagerraum und zusätzliche Arbeitsstunden anfielen, hieß es auf der Gegenseite. Überhaupt verkenne der Sparauftrag die geplante dichte Nutzung des Hauses. Die als Platzverschwendung kritisierte Platzierung des Veranstaltungssaals im ersten Stock ergebe sich aus den Anforderungen des ASZ, das nun mal ebenerdig arbeiten müsse, sagte Pilz-Strasser. Insgesamt seien Raum- und Finanzbedarf "auf Kante genäht", dafür erwartet die BA-Vorsitzende eine permanente Vollauslastung des Hauses. Die werde, dank ungeschickter Anfahrtsplanung, schon an den Lärmschutzauflagen scheitern, befürchtet unter anderem Gabriele Neff (FDP).

Auch Hans Podiuk (CSU) ging mit einer pannenreichen Vorplanung ins Gericht. Unter anderem hätte die gerade nebenan entstehende Schulaula mit einbezogen werden können - wäre sie mit 3,6 Metern nicht zu niedrig konzipiert worden. Die großen Einsparpotenziale sind also aus rot-schwarzer Sicht verschenkt worden. Um nun wenigstens die Details zu optimieren, werden nach Auskunft des Baureferats zusätzlich rund 50 000 Euro an Plankosten und ein halbes Jahr an Zeit benötigt. Mit mindestens zwei Jahren Verzug und einem Kostenplus am Ende rechnet dagegen Herbert Danner (Grüne), und zeigte sich entsprechend "fassungslos" über den "blödsinnigen" CSU/SPD-Antrag. Etwas diplomatischer, aber ebenso vergeblich warb Danner für einen eigenen Änderungsantrag, das 650 Quadratmeter große Flachdach des dreigeschossigen Baus nicht zu begrünen, sondern teils für Fotovoltaik zu nutzen, teils für Gastronomie. Starten dürfte der Betrieb im "13er" nach jetziger Beschlusslage kaum vor 2021.

© SZ vom 25.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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