Kulturtipp:Nofretete mit der Gasmaske

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Kabelplastiken von Pavel Sinev in der Platform

"Ich möchte eine dreidimensionale Zeichnung entstehen lassen, die viel lebendiger ist als eine auf Papier", sagt Pavel Sinev. Der Künstler aus Bulgarien, der an der Akademie der Bildenden Künste in München Bildhauerei studiert hat, arbeitet vorzugsweise mit handelsüblichen Kabeln und Kabelbindern, Schläuchen und Rohren. "Verkabelt" heißt denn auch seine Ausstellung mit Skulpturen und Wandarbeiten, die am kommenden Mittwoch, 16. Mai, 19 Uhr, in der Halle der Platform an der Kistlerhofstraße 70 eröffnet wird. Sinev arbeitet dort seit 2016 in einem der insgesamt 23 Ateliers.

Die Helmskulptur "I'll protect you". (Foto: Pavel Sinev/oh)

Die zumeist schwarz-weiß gehaltenen Kabelplastiken, die oft in einer besonderen Flechttechnik entstehen, durchdringen das Gegensätzliche: Stärke und Zerbrechlichkeit, Mann und Frau, Leben und Tod. Ein Totenschädel aus Kabeln beispielsweise wird zum "Leben erweckt", indem Sinev ihn auf 37 Grad Körpertemperatur erwärmt. Pavel Sinev, Jahrgang 1983, experimentiert grundsätzlich mit den leitenden Eigenschaften des Material. So lässt er auch Strom und Wasser durch die Kabel fließen. Und es leuchtet etwa eine Sprengstoffjacke beim Vorbeigehen des Besuchers bedrohlich auf.

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(Foto: Pavel Sinev/oh)

Aus einfachen Kabeln aus dem Baumarkt schafft Pavel Sinev seine Plastiken: "Beauty and the Beast".

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(Foto: Pavel Sinev)

"Mama, I want to be a star".

Sinev spielt mit Symbolen der Konsumwelt, der Popkultur und historischen Ikonenfiguren. Ein Kabel-Jesus etwa leuchtet am Kreuz, Nofretete trägt eine Gasmaske über ihrem schönen Gesicht. Der Künstler bringt das Ferne, die brutale Banalität des Krieges irritierend direkt hinein in das Alltägliche. Tanzschuhe und Blumenvasen prallen auf Totenschädel und Raketen. Diese Konfrontation des ungewohnten mit dem gewohnten Kontext fordert zur Reflexionen über Krieg und Frieden, Vergänglichkeit, Liebe, Tod, Frömmigkeit und Klugheit auf.

In der Ausstellung zeigt Pavel Sinev Arbeiten, die nach seinem Studium entstanden sind, und lädt die Besucher ein, sich selbst verkabeln zu lassen. Die Schau in der Platform läuft bis 8. Juni. Die Öffnungszeiten sind werktags 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 14.05.2018 / czg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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