Freizeit:Kulturstrand oder Nußbaumpark - wo entspannt es sich besser?

Freizeit: Eine Oase für den Sommer in der Stadt: der Kulturstrand der Urbanauten am Vater-Rhein-Brunnen.

Eine Oase für den Sommer in der Stadt: der Kulturstrand der Urbanauten am Vater-Rhein-Brunnen.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Im Nußbaumpark gibt es in diesem Jahr erstmals ein Kultur-Freizeit-Angebot.
  • Veranstalter ist die Urban League, die damit jenen Platz übernommen hat, den die Urbanauten mit dem Kulturstrand vor Jahren verschmäht haben.
  • Die Urbanauten laden stattdessen auf die Isarinsel ein.

Von Philipp Crone

Wenn es einen Sieger in diesem Duell geben soll, braucht es zunächst Kategorien. Beim Vergleich zwischen den Entspannungs- und Kulturorten im öffentlichen Raum am Vater-Rhein-Brunnen und neu im Nußbaumpark kann man auf vieles achten: Musik, Erreichbarkeit, Relax-Faktor oder Publikum. Am Ende gibt es dann auch ein klares Ergebnis.

Die Ausgangslage ist die, dass seit diesem Jahr zum ersten Mal auch der Nußbaumpark eine Art Kultur-Freizeit-Angebot hat. Während der Verein der Urbanauten wie gewohnt am Vater-Rhein-Brunnen residiert, haben die Veranstalter Zehra Spindler und Dierk Beyer von der Urban League den Park am Sendlinger Tor übernommen. Jenen Platz, den die Urbanauten mit ihrem Kulturstrand vor Jahren nicht bespielen wollten.

Freizeit: Der Nußbaumpark am Sendlinger Tor, der heuer erstmals bespielt wird.

Der Nußbaumpark am Sendlinger Tor, der heuer erstmals bespielt wird.

(Foto: Catherina Hess)

Am Abend ist der Nußbaumpark eine bildliche Idylle. Da sitzen Pärchen, Männer- oder Frauengruppen unter Bäumen auf einer Wiese in Liegestühlen oder an Bierbänken, zum Teil beschattet und zum Teil von der Abendsonne beschienen. Zu hören ist das Rauschen der Stadt, der Feierabendverkehr an der Lindwurmstraße mischt sich mit den Glockenschlägen der Matthäuskirche, vor allem aber mit der Musik aus den fußballgroßen Boxen. Die hängen in den Bäumen, sehen aus wie kleine Star-Wars-Todessterne und pusten rotzige Alternative-Musik über die Wiese.

Hier wird niemand von Loungemusik betäubt, sondern von den Editors oder Interpol angeschrammelt. Dazu gibt es an den Ständen Giesinger Bier, süßes und salziges Essen. Das ganze wirkt wie eine Oase mit Rundum-Sichtschutz aus Bäumen. Abends ist es im Schein der bunten Lichterketten sicher wunderbar, aber nur für Menschen, die auch Todesstern-Musik mögen. Klarer Pluspunkt: Ein Ort so zentral, wie eine Oase in München nur sein kann.

Während am Sendlinger Tor lange Hosen und Kapuzenpullis dominieren, sitzen unter den Blicken von Vater Rhein auf der Isarinsel im Urbanautenland Münchner jeglicher Mode-Orientierung. Größte Unterschiede: Funk-Musik vom DJ, die einige schon am frühen Abend mitwippen und sogar tanzen lässt, dazu vor allem der Sand. Haptisch hat dieser Ort einiges zu bieten, was einem alle Gäste bestätigen, die barfuß vom Getränkestand zu ihrer Liege laufen.

Man merkt, dass hier Veranstalter am Werk sind, die mit solchen Orten Erfahrung haben: Die Mischung stimmt. Ein paar Liegen, Strandkörbe, Ess- und Trinkstation, eine Tanzfläche aus Sand, dazu eine kleine Kieselstein-Area, eine Wiese und der zentrale Brunnen. Der tümpelt zwar eher vor sich hin, aber es wird schnell klar: Das Wasser der Isar außen und das des Brunnens innen schaffen einen Hauch von Urlaubsflair. Wer will, kann sich hier an einen Meeresstrand träumen, im Nußbaumpark reicht es nur für das Bild vom Vorstadtgarten.

Beim Essen kann man durchaus auf Unentschieden gehen, das Angebot ist bei beiden Kulturorten sehr ordentlich, nicht besonders günstig, aber auch nicht überteuert. Im Nußbaumpark gibt es wechselnde Getränkeangebote, am Wochenende etwa Bier von "Hopfmeister", der Pita-Gyros bei den Urbanauten ist zwar schlecht durchmischt, dafür aber sehr wohlschmeckend. Während dort also die junge Damenrunde dem Pärchen beim Sandtanz zusieht und sich auf der anderen Brunnenseite die Gäste mit ihren Liegen am Abend auf der verbleibenden kleinen Sonnenflächen drängeln, rauscht hier weniger der Verkehr als vielmehr das Wasser. In den Ästen hängen keine Lautsprecher, sondern weiße Schirme, die wirken, als hätte Mary Poppins unter den Bäumen ein paar Fehlstarts hingelegt.

Im Nußbaumpark also die Wiese mit einem kleinen Gastro-Angebot, klar auf Garten-Genuss ausgelegt, dort der Strand mit den Relax-Profis der Urbanauten. Das eine ist Oase, das andere Insel, und vielleicht das eine eher was für zwei kurze Bier, das andere für drei lange. Klares Fazit: Zwei dieser Orte sind gut, auch dass sie sich unterscheiden, aber insgesamt sind es noch viel zu wenige.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: