Kulturstrand an der Corneliusbrücke:Sonnendeck auf der Isar

Kulturstrand an der Corneliusbrücke: Beim Blick von der Corneliusbrücke nach Süden ist die sogenannte Wehrbrücke zu erkennen, die die große Isar von der kleinen trennt. Die Urbanauten wollen den Betonwall zugänglich machen.

Beim Blick von der Corneliusbrücke nach Süden ist die sogenannte Wehrbrücke zu erkennen, die die große Isar von der kleinen trennt. Die Urbanauten wollen den Betonwall zugänglich machen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Steg zum Strand: Die Urbanauten wollen beim nächsten Kulturstrand im Mai die Corneliusbrücke mit einer alte Beton-Wehrbrücke verbinden. Ein Experiment, das auch Experten möglich erscheint.

Von Christina Warta

Bald wird sich wieder ein dicker, roter Wurm durch die Straßen schlängeln: In einem Monat, am 9. Mai, eröffnet der "Kulturstrand" der Urbanauten, der seit vergangenem Jahr mit einem mächtigen, gepolsterten Sitzwurm ausgestattet ist.

In diesem Jahr residieren die Urbanauten wieder an einer altbekannten Station: der Corneliusbrücke. Trotzdem gibt es vielleicht bald Neues zu vermelden. Das Team um Benjamin David plant, den bislang nicht zugänglichen "Wehrrücken" für die Münchner zu öffnen. "Es ist ein Experiment", sagt Benjamin David, "wir sind vorsichtig optimistisch." An diesem Mittwoch entscheidet eine Behördenrunde, ob das Projekt genehmigt wird oder nicht.

2004 realisierten die Urbanauten den ersten Kulturstrand, allerdings nur für wenige Tage. Längerfristig Station machte die Freiluftidee dann von 2006 an der Corneliusbrücke. In den vergangenen beiden Jahren mussten die Urbanauten ihren Strand jedoch anderswo aufschütten. Die Stadt bevorzugte eine Standort-Rochade anstatt des immer gleichen Orts. 2011 zog die Strandbar deshalb an den Professor-Huber-Platz direkt vor der Ludwig-Maximilians-Universität, 2012 wurde am Vater-Rhein-Brunnen entspannt und gefeiert.

2013 sind die Urbanauten nun am altbewährten Standort zurück - und wollen diesen um ein Sonnendeck auf dem erwähnten Betonsteg erweitern. Die Idee stammt von der Kunststudentin Anna Bischoff, die im vergangenen Jahr den studentischen Architekturwettbewerb "Isarlust" mit der Idee des Sitzwurms gewonnen hatte. Als Strandarchitektin hat sie den Gedanken, den Wehrrücken mit einzubeziehen, planerisch umgesetzt. Eine Holztreppe soll von der Corneliusbrücke auf den bislang unbelebten Betonsteg führen.

Kulturstrand an der Corneliusbrücke: So soll der Stadtstrand der Urbanauten an der Corneliusbrücke aussehen.

So soll der Stadtstrand der Urbanauten an der Corneliusbrücke aussehen.

(Foto: Simulation Die Urbanauten)

"Die ganze Konstruktion besteht aus 30 Elementen, die jeweils von zwei Personen getragen werden können." Die modulare Bauweise soll gewährleisten, dass bei einer eventuellen Hochwasserwarnung und der damit einhergehenden Überflutung des Wehrrückens die ganze Konstruktion innerhalb von zwei bis drei Stunden abgebaut werden kann.

"Wir haben das mit Experten des Technischen Hilfswerks besprochen", sagt David. Diese hätten keine Probleme gesehen. Außerdem gebe es ein Vorbild für die temporäre Holzbrücke: die Treppe am Kabelsteg, die eigentlich nur für das Isarbrückenfest 2008 konstruiert wurde. "Die gibt es immer noch, aber sie könnte bei Hochwasser in kürzester Zeit abgebaut werden", so Benjamin David.

Ziel der Urbanauten ist es, den Menschen besser Zugang zur Inneren Isar zu ermöglichen. "Es ist doch schade, wenn der Fluss so strikt von den Menschen abgetrennt ist wie etwa am Deutschen Museum", sagt Benjamin David. Er spricht von einer ersten Vision, wie man auch in der Innenstadt wieder an die Isar herankommen könnte. "Ich glaube, in zehn Jahren wird es viele solcher Flöße und Stege geben, die den Menschen den Zugang zum Fluss ermöglichen."

Bevor sich die Münchner auf dem Wehrrücken sonnen können, müssen die Urbanauten allerdings noch die entscheidende Hürde nehmen: die Genehmigung der Behörden. Umwelt-, Planungs-, Bau- und Kreisverwaltungsreferat entscheiden an diesem Mittwoch. "Ich sehe keinen Haken daran", sagt David. "Wir haben alles mit Experten durchgesprochen, außerdem gibt es bereits ein Vorbild."

Erlaubt die Behördenrunde die Erweiterung des Kulturstrands, so wird sich auch der Sitzwurm künftig noch weiter schlängeln: über die Brücke die Treppe hinab und kreuz und quer über den Wehrrücken.

Der Kulturstrand der Urbanauten auf der Corneliusbrücke hat von 9. Mai bis 11. August täglich von 12 bis 23 Uhr geöffnet. Zum Auftakt spielt die Soulsängerin Kaye-Ree, neben Konzerten wird es Lesungen, Filmabende und Ausstellungen geben. Das gesamte Programm findet sich unter www.kulturstrand.org.

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