Kulturstrand am Vater-Rhein-Brunnen:Verliebt in die Isar

Dank des Kulturstrands am Vater-Rhein-Brunnen haben viele Münchner die verborgene Grünanlage an der Ludwigsbrücke schätzen gelernt. Jetzt diskutieren Politiker, ob auf dem Platz ein Café genehmigt werden könnte. Doch es gibt einen Haken.

Dominik Hutter

Wie würde in diesen Tagen wohl ein Außerirdischer aus der Vogelperspektive die Isar bezeichnen? Als überdimensionierten Menschen-Grill, als Treffpunkt der Lemminge oder doch eher als Werbeaktion für den Massenkonsum alkoholischer Getränke? Die Isar ist beliebt wie nie, und so wächst der Druck auf die Stadt, noch mehr zu machen aus Münchens längstem Erholungsraum.

Kulturstrand am Vater-Rhein-Brunnen: Beliebter Platz in Isarnähe: Am Vater-Rhein-Brunnen an der Ludwigsbrücke trafen sich in diesem Sommer Zehntausende Münchner.

Beliebter Platz in Isarnähe: Am Vater-Rhein-Brunnen an der Ludwigsbrücke trafen sich in diesem Sommer Zehntausende Münchner.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die "Urbanauten", die Veranstalter des jüngst zu Ende gegangenen Kulturstrands, haben sich vollends in den Gebirgsfluss verliebt und dabei vor allem in den neuen Strand-Standort Vater-Rhein-Brunnen. Nach einem Intermezzo im kommenden Jahr an der (ebenfalls an der Isar gelegenen) Corneliusbrücke würde die Veranstalter-Gruppe deshalb gerne auf die Grünfläche an der Ludwigsbrücke zurückkehren. Der, wie "Urbanaut" Benjamin David findet, auch eine dauerhafte Einrichtung wie ein Café nicht schaden könnte. Das wollen die "Urbanauten" zwar nicht selbst betreiben. Aber es könne etwas mehr Leben auf die nördliche Museumsinsel bringen.

Natur und urbane Nutzung im Einklang

Das wird schwierig, das wissen alle Beteiligten. Denn die Isar ist ein Landschaftsschutzgebiet, dessen "Bespielung", wie man im Veranstalter-Deutsch sagt, sich in engen Grenzen halten sollte. CSU-Fraktionschef Josef Schmid zeigt trotzdem Sympathie für den Vorschlag. "Ich kann mir dort ein Café durchaus vorstellen", erklärt er.

An der Isar müsse beides möglich sein: Erholung in der Natur und urbane Nutzung. Man müsse aber einen vernünftigen Ausgleich finden. "Bei der Isar bleibt München weit hinter seinen Möglichkeiten zurück", bedauert der CSU-Politiker, der wie die "Urbanauten" einen sehr positiven Eindruck vom Kulturstrand am Vater-Rhein-Brunnen gewonnen hat. "Das ist ein idealer Standort", findet Schmid, der sich eine Wiederholung des Spektakels dort gut vorstellen kann.

Kommen die Un-Orte zu kurz?

Die FDP hat eine solche Forderung sogar schon in Antragsform gegossen. Da der eigentlich vorgesehene Strand-Standort 2014, der Nussbaumpark am Sendlinger Tor, unattraktiv sei, sollten die "Urbanauten" stattdessen an den Vater-Rhein-Brunnen zurückkehren dürfen. "Wir fanden es dort traumhaft", schwärmt denn auch "Urbanautin" Ulrike Bührlen. Der Brunnen, das viele Wasser, die im Sand spielenden Kinder - "wir sind gerade ein bisschen isarverliebt". Im Nussbaumpark gebe es kein Wasser, dafür aber eine problematische Nachbarschaft: das Innenstadt-Klinikum nämlich, dem man aus nachvollziehbaren Gründen nicht zu viel Lärm zumuten könne. Keine guten Aussichten für den Kulturstrand also, zu dem doch unbedingt auch Konzerte gehören.

Kulturstand am Vater-Rhein Brunnen in München, 2012

Drei Monate lang konnten die Münchner rund um den Vater-Rhein-Brunnen feiern und den Sommer genießen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Rückkehr an den Vater-Rhein-Brunnen setzt jedoch eine Änderung des vom Stadtrat beschlossenen Strand-Konzepts voraus. Das sieht einen Umzug 2014 in den Nussbaumpark vor - und steht damit durchaus in der "Urbanauten"-Tradition, auch städtische Un-Orte zu beleben. SPD-Stadtrat Josef Assal plädiert dafür, es auch dabei zu belassen. "Wir wissen doch noch gar nicht, ob der Standort am Nussbaumpark ungeeignet ist", gibt er zu bedenken. Die jährlich alternierenden Strand-Adressen seien einstimmig beschlossen worden.

Assal findet allerdings auch, dass der Vater-Rhein-Brunnen optimal für die Veranstaltung war. Aber ob es jetzt gleich auch noch ein Café sein muss? Der SPD-Politiker zeigt sich zwar "durchaus aufgeschlossen", findet aber auch, ein solcher Eingriff müsse "mehr als durchdacht werden". Bei der Isar werde die Stadt behutsam vorgehen. "Das darf man nicht überfrachten."

Im Planungsreferat wird getüftelt

Auch Stadtbaurätin Elisabeth Merk zeigt sich stets zurückhaltend, wenn es um dauerhafte Nutzungen oder gar neue Gebäude an der Isar geht. Allerdings tüftelt das Planungsreferat schon seit mehreren Monaten an einem Konzept für den innerstädtischen Isarraum. Dabei spielen auch neue Gastronomiebetriebe, Strand-Eventzonen und neue Ausblicke, über Isar-Balkone etwa, eine Rolle.

Überdacht wird der gesamte Bereich zwischen der Maximilianskirche südlich der Reichenbachbrücke und dem Zusammenfluss der beiden Isararme nördlich des Maximilianeums. Mit zwei Ausnahmen: Die Schwindinsel, also der nördliche Teil der Praterinsel, und die Kleine Isar zwischen Reichenbachbrücke und Kabelsteg sind für zusätzliche Nutzungen tabu.

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