Kulturreport:Zum Kampf der Gesänge

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Jung, dynamisch, wettbewerbserfahren: Die Münchner Band "Vertigo" hat das letzte "Amper-Slam-Band-Battle" in Bruck gewonnen.

(Foto: oh)

Band-Wettbewerbe sind in München schier ohne Zahl. Jetzt startet mit dem "Sprungbrett" wieder einer der interessantesten der Stadt

Von Dirk Wagner

Der Veranstalter des deutschlandweiten SPH-Contests hätte der Münchner Band Vertigo auch ein Hotel in Montabaur vermittelt, als sie im Januar dort beim Finale spielte. Doch einige der 68-köpfigen Reisegruppe, die die Band im gemieteten Reisebus begleitete, wollten schnell wieder nach Hause. Also feierte Vertigo den Auftritt auf der nächtlichen Heimreise im Bus. Zwar hatte man nur den vierten Platz gemacht, weil die lokalen Bands mehr Freunde im Publikum hatten, die für sie stimmten. Doch die zur Hälfte in die Wertung eingehende Fachjury hatte Vertigo zur besten Band erklärt. "In den bayerischen Vorrunden im Strom und in der Garage Deluxe hatten dafür wir den Heimvorteil", sagt der Vertigo-Sänger Mario Hain, der den Auftritt vor tausend Zuschauern in der Stadthalle von Montabaur schon als Sieg empfunden hat: "Das war toll, mit professionellen Tontechnikern und Beleuchtern zu arbeiten. Wir standen vorher ja noch nie auf so einer großen Bühne."

Dabei darf man die vor zweieinhalb Jahren gegründete Band ruhig als wettbewerberfahren bezeichnen. Immerhin gewann sie 2013 den "Muc-King" des Kreisjugendrings München, der vom Jugendzentrum Aquarium organisiert wird. In Fürstenfeldbruck punktete sie beim "Amper-Slam Bandbattle", und auf dem House Of Music, einem Wettbewerb, den die Studienrichtung Musikmanagement der privaten Hochschule Macromedia jährlich ausrichtet, gewann Vertigo die Entwicklung eines Crowdfunding-Projekts durch zwei Studentinnen. "Für die ist das eine Studienarbeit, und uns finanziert es die Produktionskosten unseres Albums", sagt Hain, dessen Band heuer auch auf dem Sprungbrett-Wettbewerb im Feierwerk teilnimmt.

Die Vorrunde des ältesten Münchner Bandwettbewerbs startet am Dienstag, 24. März. Am 11. Juli wählt dann das Publikum aus den gemeinsam mit einer Fachjury ermittelten Finalisten die "Band des Jahres", wobei das Preisgeld gleichmäßig auf alle Finalisten verteilt wird. Eigentlich will das Feierwerk nämlich den Wettbewerb zugunsten einer gemeinsamen Förderung aller Teilnehmer fallen lassen. "Im Gegensatz zu anderen Wettbewerben, wo wir die anderen Bands erst beim Auftritt kennenlernen, haben wir hier die anderen schon auf den Workshops getroffen, die den Sprungbrett-Wettbewerb schon im Vorfeld begleiten. Da lernten wir, wie man mit Tontechnikern zusammenarbeitet und wie man den Sound in einer Halle optimiert. Außerdem übten wir, auf unsere Außenwirkung zu achten", erzählt Hain, der auch bei anderen Wettbewerben die Vernetzung mit anderen Musikern, anwesenden Veranstaltern und Journalisten mehr schätzt als den Sieg.

"Als ich nach dem letzten Workshop ging, standen die Bands noch zusammen und quatschten. Das war für mich ein Hinweis, dass unsere Idee aufgeht, anstelle eines klassischen Wettbewerbs ein soziales Netzwerk anzubieten", berichtet Thomas Lechner von der Fachstelle Pop im Feierwerk. Auch für Franziska Eimer, die mittlerweile vier Mal im Jahr im Hofbräuhaus den Gstanzl-Slam veranstaltet, sind die sozialen Kontakte, die auf einem Wettbewerb entstehen, das Wichtigste. "Im Publikum sitzen Veranstalter und Journalisten, die die Musiker unabhängig davon, ob sie den Slam gewinnen, auf eigene Veranstaltungen oder in Radiosendungen einladen", sagt sie. Außerdem gibt es noch ein Weißwurstfrühstück mit Freunden zu gewinnen. Dafür muss man allerdings eine Jury überzeugen, die die Veranstalter erst am Veranstaltungsabend aus den Besuchern aussuchen. "Das dürfen halt keine Fans der Teilnehmer sein." sagt Eimer, die mit ihrem Team eine Vorauswahl aus allen Bewerbungen trifft. Wer beim nächsten Gstanzl-Slam am 24. April mitmachen will, kann sich unter kultur@hofbraeuhaus.de bewerben. Voraussetzungen sind ein wie auch immer gearteter bayerischer Bezug. Der kann im Dialekt ausgedrückt werden, oder auch im Outfit.

Unbayerisch darf man dagegen auf zwei neuen Münchner Wettbewerben sein, die dafür aber einen noch engeren Lokalbezug betonen. Erstmalig lädt das Kulturreferat gemeinsam mit dem Giesinger Bräu am 14. Mai zum Giesinger Bandcontest ein. Bis zum 10. April kann man sich über contact@bangbangconcerts.de bewerben. Unter derselben Adresse können sich bis zum 2. April auch Bands melden, die am 2. Mai im Kulturpavillon am Romanplatz auf dem ersten Neuhauser Bandcontest spielen wollen, den der dortige Verein für Stadtteilkultur ausrichtet. Voraussetzung ist allerdings, dass mindestens ein Bandmitglied in Neuhausen wohnt.

Globaler ist dagegen das "Hard Rock Rising" konzipiert, das das Hard Rock Café weltweit zunächst in seinen weltweiten Dependancen austrägt, um die Sieger dann im Juli in Barcelona auftreten zu lassen. Der Münchner Sieger, der am 14. April im Hardrock Café ermittelt wird, darf zudem auf dem Rockavaria Festival spielen. "Mit anderen Teilnehmern tauschen wir uns auch über andere Wettbewerbe aus. Da erfährt man schon, welche gut sind und welche nicht", erklärt der Vertigo-Sänger Mario Hain. Und bestätigt , dass auch Wettbewerbe miteinander im Wettbewerb stehen.

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