Kulturausschuss:Selbst schuld, Lilienthal!

Kulturausschuss: Matthias Lilienthal kam nicht zur Debatte im Kulturausschuss.

Matthias Lilienthal kam nicht zur Debatte im Kulturausschuss.

(Foto: Robert Haas)

Wer ist verantwortlich für den Sturz des Intendanten Lilienthal an den Münchner Kammerspielen? Die Kulturausschusssitzung dazu gleicht einem Theaterstück.

Von Michael Zirnstein

Die Kulturausschusssitzung des Stadtrats am Donnerstag gleicht einem Theaterstück, Titel "Aufstieg und Fall des Matthias L.", dramatische, überraschende Wendung inklusive. Ja, wer könnte Schuld sein am Sturz des hoffnungsvoll bestellten Intendanten Matthias Lilienthal an den Münchner Kammerspielen? Lilienthal selbst natürlich! Der gefallene Held kann sich ja auch nicht verteidigen - er fehlt nämlich bei der Uraufführung im Rathaus.

Das Vorspiel: Die Grünen und die FDP hatten den Punkt "Lilienthal" aufs Programm gesetzt. Der hatte, wie bekannt, auf eine Vertragsverlängerung verzichtet, nachdem die CSU angekündigt hatte, dieser ohnehin nicht zuzustimmen. Wolfgang Heubisch (FDP) forderte eine Debatte darüber, damit sie nicht auf Facebook stattfindet, sondern dort, wo sie hingehört: in den Stadtrat. Und damit sich, wie Florian Roth (Grüne) forderte, alle Parteien öffentlich bekennen: Wie machen wir weiter mit den Kammerspielen? Den Konsens über ein modernes Theater sieht er verloren, seit die CSU bekundet habe: "Die Zeit der finanziellen und künstlerischen Experimente ist vorbei."

Aber hat sie das überhaupt? Marian Offman verneint. Nicht die CSU habe das gefordert, sondern man habe in bürgerlichen Kreisen einen "großen Groll" wahrgenommen und den Ruf: "In die Kammerspiele kannst du nicht mehr gehen!" So habe man kein künstlerisches Defizit beklagt, sondern nur ein wirtschaftliches Risiko aufgrund sinkender Besucherzahlen. Daher habe die CSU-Fraktion "still" entschieden, der Vertragsverlängerung nicht zuzustimmen. Dies habe man nur dem Kulturreferenten Hans-Georg Küppers durchtelefoniert. Wie aber nun der verschmähte Lilienthal davon erfahren habe, ist unklar (in der zwielichtigen Nebenrolle der Petze: die Presse). Egal wie, Lilienthal hätte ja kämpfen können, sagt Offman. "Aber er will sich der Diskussion nicht stellen. Es ist unfair, dass wir jetzt als Sündenbock dargestellt werden."

Die Grünen hätten gerne mit dem großen Erneuerer weitergemacht, Klaus Peter Rupp von der SPD bedauert ebenfalls, "nicht mit ihm verlängern zu können, wenn er selber davon absieht". Und Heubisch, der schon mal laut überlegt hatte, ob man die Intendanz nicht sogar vorzeitig beenden könne ("Das habe ich so nicht gesagt!"), befürchtet: "Lilienthal ist ein gestandenes Mannsbild, er wird seine Kündigung nicht zurückziehen."

Auch wenn nun keiner Schuld ist, man wird sich nach einem neuen Theaterleiter umschauen müssen. Roth sieht "mit Vorfreude und Hoffnung" der Bestallung eines neuen Intendanten entgegen, zumal er - "trotz scharfer Ober- und Zwischentöne" - nun also doch "keinen Kulturkampf" im Stadtrat dräuen sehe. Die Fortsetzung der Posse dürfte also harmonisch ablaufen, wenn sie nach dem Skript des Kulturreferenten abläuft: Er werde gezielt geeignete Kandidaten ansprechen und bis Ende des Jahres einen auswählen. Die Fraktionen werde er in kleiner Runde auf dem Laufenden halten, jedoch ohne Namen zu nennen, um diese nicht in der Presse zu lesen. Was soll sonst der Neue von München denken?

In diesem Sinn gehört die Schlusspointe Marian Offman: Man solle nun "danach trachten", dass die Restzeit zum Erfolg wird und dass "Lilienthal mit einem guten Gefühl für München" in eine andere Stadt gehe.

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